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Bromus secalinus L. / Roggen-Trespe (Sachsen)

Synonyme


Bromus billotii F.W.Schultz, Bromus mollis var. secalinus (L.) Huds., Bromus secalinus subsp. multiflorus (Sm.) Hegi, Bromus secalinus subsp. secalinus L., Bromus velutinus Schrad., Bromus vitiosus Weigel, Bromus secalinus subsp. billotii (F.W.Schultz) Asch. & Graebn., Bromus secalinus subsp. pseudosecalinus (P.M.Sm.) Lloret

Rechtlicher Schutz und Rote Liste


Rote Liste Sachsen:1 ((akut) vom Aussterben bedroht)

Allgemeine Arteninformationen


Kennzeichen

• 30 bis 110 cm hohes, gelbgrünes Gras • Stängel aufrecht, steif, glatt und kahl, mit 5-7 kurz behaarten Knoten • Blattscheiden bis fast oben hin geschlossen, gerieft, meist kahl (selten alle kurz behaart) • Ligula ein 1-2 mm langer häutiger Saum • Blattspreiten 10-30 cm lang, beiderseits gerieft und behaart, Ränder rau • Rispe 5 bis 20 cm lang, sehr locker, ausgebreitet oder zusammengezogen, zur Fruchtzeit im oberen Teil nickend, Seitenäste sehr ungleich lang • Ährchen 4-blütig, länglich bis eiförmig mit steil aufrechten, geraden Grannen (Grannen 0-10 mm) • Blütezeit: Juni-Juli

Biologie und Ökologie

Bromus secalinus ist ein sommerannueller, oft mit grünen Blättern überwinternder Therophyt. Das Gras wächst mit einzelnen Halmen oder in kleinen Büscheln. Die Befruchtung erfolgt über Windbestäubung, die Ausbreitung über die Verbreitung von Saatgut durch den Menschen. Die Art wächst auf nährstoff- und basenreichen, meist kalkarmen, sauren, humosen, sandigen oder reinen Lehmböden. Die Roggen-Trespe findet sich nirgends in natürlicher Vegetation. Früher trat sie in nassen Jahren und auf schweren Böden z.T. massenhaft in Getreidefeldern, v.a. auf Roggenfeldern, auf. Heute ist sie meist nur noch auf Ruderalstellen zu finden. Die Art weist eine Reihe von Kulturpflanzenmerkmalen auf: ein dickes Korn, eine zähe, meist den gesamten Winter nicht zerfallende Ährchenachse und Samen mit einer nur wenige Wochen andauernden Keimruhe. Nach den ökologischen Zeigerwerten von ELLENBERG et al. (1992) ist die Roggen-Trespe eine Halbschatten- bis Halblichtpflanze (L6). Als Mäßigwärme- bis Wärmezeiger (T6) ist die Art in planaren bis kollinen Lagen verbreitet. Mit einer Reaktionszahl von 5 ist Bromus secalinus ein Mäßigsäurezeiger und meidet sowohl stark saure als auch neutrale bis alkalische Böden. Ein indifferentes Verhalten zeigt die Art gegenüber den Faktoren Feuchte und Stickstoff. Die Roggen-Trespe war früher in Ackerwildkrautgesellschaften (V Aphanion arvensis) zu finden. Heute kommt die Art meist nur noch in ruderalen Rauken-Gesellschaften (V Sisymbrion officinalis) vor.

Überregionale Verbreitung

Die allgemeine Verbreitung der Roggen-Trespe beschränkte sich ursprünglich auf West-, Mittel- und Osteuropa: von Portugal, Spanien, Frankreich und Korsika über Italien bis nach Ungarn und zur Balkanhalbinsel. Durch die Ausbreitung über Saatgut wurde die Art in allen Gebieten, in denen Roggen angebaut wird, eingebürgert (Europa, Asien, Afrika, Nord- und Südamerika).

Erhaltungszustand


Erhaltungszustand

ungünstig-unzureichend

Vorkommen


Status Etablierung

Archäobiota (Archäozoon/Archäophyt)

Nachweisabsicherung

  • Nein
  • Ja

Langfristiger Bestandstrend

sehr starker Rückgang

Kurzfristiger Bestandstrend

sehr starke Abnahme

Bestand

Die Roggen-Trespe war früher in Sachsen (noch im 18. Jahrhundert) sehr häufig, so dass ein extremer Rückgang stattgefunden hat: zahlreiche Funde noch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aber auch da schon streckenweise extrem selten, wenige Einzelfunde noch nach 1990 (ehemals in 121 Rasterfeldern nachgewiesen, nach 1990 noch 5 Rasterfelder). Bei einer Kontrolle der letzten Fundorte im Jahre 2007 konnten keine Nachweise mehr erbracht werden, so dass die Art heute in Sachsen als verschollen betrachtet werden muss. In jüngster Zeit wird für Thüringen, wo die Sippe in den letzten Jahrzehnten fast verschwunden war, eine Ausbreitung der Art angegeben (ZÜNDORF et al. 2006). Ein Wiederauftauchen der Art ist daher künftig auch für Sachsen wahrscheinlich (z.B. durch Einschleppung mit Saatgut).

Regionales Vorkommen

  • Oberes Elbtal/Osterzgeb.: Nachweis ab 1980
  • Oberlausitz/Niederschles.: Nachweis ab 1980
  • Westerzgebirge/Vogtland: Nachweis ab 1980

Verbreitung und Einbürgerung

Bromus secalinus war früher in ganz Sachsen weit verbreitet und zum Teil außerordentlich häufig. Zahlreiche Vorkommen sind noch aus der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts vor allem aus der Lausitz, aber auch aus dem Leipziger Raum und aus dem Vogtland belegt, teilweise noch bis in die 1980er Jahre. Nach 1990 sind nur noch sehr wenige Einzelfunde der Art bekannt geworden. Aktuelle Funde der Art liegen jedoch nicht mehr vor.

Vorkommenskarte

Vorkommenskarte

Phänologie


Phänogramm

Phänogramm

Lebensraum


ursprünglich sandige bis lehmige Äcker, vor allem im Wintergetreide (insbesondere Roggen und Weizen); heute meist nur noch auf Ruderalstandorten

Lebensräume nach Artenschutzrecht

ursprünglich sandige bis lehmige Äcker, vor allem im Wintergetreide (insbesondere Roggen und Weizen); heute meist nur noch auf Ruderalstandorten

Höhenstufen

  • collin
  • montan
  • planar

Management


• Bewirtschaftung bzw. Anlage von Ackerrandstreifen oder Ackerzwischenstreifen auf ursprünglichen (primären) Standorten der Art • extensive Bewirtschaftung der Äcker auf ursprünglichen (primären) Standorten der Art • Gezielter Erhalt der Art in Ackerschutzgebieten bzw. Feldflorareservaten

Weitere Informationen

Die Roggen-Trespe wird seit den 60er Jahren auch zur Begrünung von neu angelegten Straßenböschungen, Dämmen und Erdaufschüttungen verwendet. Dabei werden u.a. Abfälle aus der Saatgutreinigung eingesetzt.

Gefährdungen


Bromus secalinus zählt zu den so genannten Saatunkräutern, das heißt zu Arten, deren Fortbestand durch die Aussaat mit dem Getreidesaatgut gesichert wird. Der wichtigste Gefährdungsfaktor ist daher in den modernen Methoden der Saatgutreinigung zu sehen, die ein Ausbringen der Unkrautdiasporen mit dem Saatgut verhindert. Als weitere Rückgangsfaktoren sind intensiver Ackerbau und Herbizidanwendung zu nennen.

Sonstiges


Literatur

BUDER, W., LANGHOF, A., HERING, S. (2008): Ursachenforschung zum Rückgang ausgewählter vom Aussterben bedrohter Farn- und Samenpflanzen und Ableitung von Schutzmaßnahmen. Abschlussbericht Forschungsprojekt, im Auftrag des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Dresden. BUDER, W. & SCHULZ, D. (2010): Farn- und Samenpflanzen: Bestandssituation und Schutz ausgewählter Arten in Sachsen. Hrsg. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Dresden. HARDTKE, H.-J. & IHL, A. (2000): Atlas der Farn- und Samenpflanzen Sachsens.- Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege 2000, Hrsg.: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Dresden. HEGI, G. (1998): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Bd. I, Teil 3, Spermatophyta - Angiospermae - Monocotyledones 1(2) - Poaceae, Parey Buchverlag Berlin. ROTHMALER W. (2005): Exkursionsflora von Deutschland. Band 4, Gefäßpflanzen: kritischer Band. Hrsg.: Jäger, E. J. & Werner, K., 10. bearb. Aufl., Spektrum, Akad. Verl., Heidelberg, Berlin. ZÜNDORF, H.-J., GÜNTHER, K.-F., KORSCH, H. & WESTHUS, W. (2006): Flora von Thüringen. Jena: Weißdorn-Verlag.

Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes

Stand: November 2011 Bearbeiter: Büro für LandschaftsÖkologie Dipl. Biol. W. Buder