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Symphoricarpos albus (L.) S.F.Blake / Gewöhnlicher Schneebeere (Sachsen)

Synonyme


Symphoricarpos racemosus Michx., Symphoricarpos rivularis Suksd., Vaccinium album L.

Rechtlicher Schutz und Rote Liste


Rote Liste Sachsen:(*)

Allgemeine Arteninformationen


Kennzeichen

Sommergrüner, 1 – 2 m hoher Strauch mit vielfach verzweigten Trieben. Die gegenständigen, eiförmig-elliptischen Blätter sind ganzrandig oder buchtig gelappt. Die kleinen rosafarbenen Blüten stehen in Ähren an den Zweigenden. Die Frucht ist eine weiße, 1 – 1,5 cm große Steinfrucht mit zwei Samen. Die Art ist unverwechselbar.

Biologie und Ökologie

Wuchsverhalten: Aus den 5 – 10 cm tief im Boden liegenden Rhizomen werden Sprosse gebildet, so dass meist dichte Gebüsche entstehen. Die Schneebeere blüht und fruchtet reichlich, nur im tiefen Schatten wird die Blütenbildung unterdrückt. Sie ist gut an Störung angepasst. Nach Mahd oder Feuer wird der Ausschlag aus den Rhizomen gefördert, so dass die Art in jungen Sukzessionsstadien dominieren kann. Wegen ihrer Schattenverträglichkeit kann sie auch bis in späte Sukzessionsstadien überdauern.
Vegetative Ausbreitung: starkes klonales Wachstum und gute Regeneration aus Rhizomen
Generative Ausbreitung: Trotz hoher Diasporenproduktion ist dieses untergeordnet gegenüber der vegetativen Ausbreitung. Die Samen sind schwer zur Keimung zu bringen (nach Dormanz ist eine Nachreifung nötig). In der Natur ist erst nach 18 Monaten mit einer Keimung zu rechnen.
Verbreitungswege: Die Samenausbreitung durch Vögel ist nicht besonders effektiv, da die Früchte wegen ihrer weißen Farbe nicht sehr attraktiv sind.

Überregionale Verbreitung

Herkunftsgebiet: Nordamerika von Alaska bis Kalifornien, nach Osten bis zur Hudsons Bay und nach North Carolina
Aktuelle Verbreitung in Europa: Die Schneebeere kommt in vielen europäischen Ländern angepflanzt und wildwachsend vor. In manchen Ländern befindet sie sich im Ausbreitungsprozess (z. B. Norwegen). In Großbritannien gilt sie als potenziell problematisch. In den meisten Ländern ist sie ein unauffälliger Neophyt ohne besondere Auswirkungen (www.europe-aliens.org).
Aktuelle Verbreitung in Deutschland: Die Schneebeere ist heute in Deutschland vor allem in Siedlungsnähe weit verbreitet. Da die Ausbreitung überwiegend vegetativ durch Rhizomwachstum geschieht, ist sie weitgehend auf die unmittelbare Nachbarschaft gepflanzter Bestände beschränkt (www.deutschlandflora.de).

Prüfung und Erfassung


Sonstige Arten-Attribute

  • Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertung für gebietsfremde Gefäßpflanzen (BfN-Skripten 352)

Vorkommen


Status Etablierung

Neobiota, etabliert

Bemerkungen Neobiota

(*) Neobiota etabliert, stabil oder in Ausbreitung befindlich

Nachweisabsicherung

Nein

Langfristiger Bestandstrend

deutliche Zunahme

Kurzfristiger Bestandstrend

deutliche Zunahme

Bestand

Aktuelle Verbreitung in Sachsen: In ganz Sachsen ist die Art häufig, Vorkommen in über 100 MTB-Viertelquadranten (Gutte 2001). Heutige Bestände sind zumeist Kulturrelikte und gehen auf Anpflanzungen zurück, welche sich vegetativ erweitert haben. Dies betrifft sowohl sich ausbreitende Bestände in lichten Wäldern und Forsten, vor allem an Waldinnenrändern, als auch in Magerwiesen.

Verbreitung und Einbürgerung

Einbürgerungszeit: 1817 zum ersten Mal nach England und kurze Zeit später nach Deutschland eingeführt; Verwilderungen sind seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bekannt
Einbürgerungsgrad in Sachsen: die Art ist sehr standorttreu, oft ein „Relikt“ ehemaliger Pflanzungen; lokal Einbürgerungstendenz bzw. eingebürgerter Neophyt
Einbürgerungsweise: Als Zierpflanze wurde die Art schnell beliebt und häufig, zumeist im Siedlungsbereich gepflanzt. Auch in Wäldern und Parkanlagen wurde der Strauch als Bienen- oder Deckungspflanze gepflanzt.

Vorkommenskarte

Vorkommenskarte

Phänologie


Phänogramm

Phänogramm

Lebensraum


Lebensraum im Herkunftsgebiet: Vielfalt von Standorten von feucht bis trocken bis in Höhen von 2.800 m in den Rocky Mountains; sowohl in trockenen und feuchten Waldtypen als auch in Steppenvegetation.
Lebensraum in Sachsen: Die Schneebeere wächst vor allem in Hecken, Wäldern und Gebüschen, an Straßenrändern und städtischen Ruderalstellen, seltener in Wäldern. Sie dringt auch in Magerwiesen ein. Im Siedlungsbereich gehört die Art heute zu den meist gepflanzten Straucharten. Von ihr dominierte Bestände in Städten, in denen auch Holunder und Brombeeren häufig sind, wurden von Klotz & Gutte (1991) als eigene Gesellschaft, das Symphoricarpetum albi, beschrieben.

Ökologische Charakterisierung

  • Offene Landschaft mit Hecken, Feldgehölzen, Waldsäumen, Alleen

Höhenstufen

  • collin
  • hochmontan
  • montan
  • planar

Management


Beurteilung

Naturschutzfachliche Beurteilung:
S. albus ist in den meisten Gebieten ein unauffälliger Neophyt ohne besondere Auswirkung auf Lebensräume oder Tier- und Pflanzenarten, bzw. es gibt keine Nachweise negativer Auswirkungen
• Als problematisch gelten, wegen ihres dichten Wuchses und der damit verbundenen Schattenwirkung größere Vorkommen in Waldgebieten, vor allem entlang von Wegen und an Waldinnenrändern. Diese weisen kaum Unterwuchs auf. Wahrscheinlich sind sie auf Anpflanzungen von Imkern, Jägern oder Förster zurückzuführen, welche sich dann durch klonales Wachstum vergrößern. Über die Auswirkungen fehlen jedoch detaillierte Untersuchungen.
• Für Blütenbesucher ist die Art eine wichtige Nektarquelle. Wie viele Neophyten wird S. albus relativ wenig von Phytophagen angenommen. Rinder und Schafe meiden die Schneebeere, Kaninchen fressen ihre Rinde.

Betroffene Schutzgüter:
• Magerwiesen
• Wälder

Wirtschaftliche Beurteilung: Außer den Bekämpfungskosten sind wirtschaftliche Konsequenzen der Schneebeere nicht bekannt. Beeren und Wurzeln wurden selten pharmazeutisch verwendet.

Negative gesundheitliche Auswirkungen: Die Beeren und die Wurzel sind giftig. Symptome sind beim Verzehr von mehr als 4 Beeren zu erwarten.

Wissensdefizite in Sachsen: Invasionsrisiken und Auswirkungen auf heimische Arten

Fazit für Sachsen: Da die Verbreitung nach derzeitigem Wissenstand vorrangig klonal erfolgt, ist das Risiko einer weiteren Ausbreitung nach aktuellem Kenntnisstand gering.

Management

Präventive Maßnahmen: Das Ausbringen von gebietsfremden Pflanzen in der freien Natur ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz (§ 40 Abs. 4) grundsätzlich genehmigungspflichtig. Wegen des geringen Ausbreitungsvermögens kommt dem Verzicht auf Pflanzung in unmittelbarer Nähe schutzwürdiger Biotope eine besondere Bedeutung zu.

Bekämpfungsstrategien: In Berlin wurde Mahd und Rodung gegen die Schneebeere eingesetzt. Der Erfolg für die Mahd ist je nach Standort schlecht bis gut. Sie muss über mehrere Jahre durchgeführt werden. Es können nach längerer Zeit plötzlich wieder Sprosse aus Wurzeln und Rhizomen entstehen. Das gleiche gilt für die Rodung, die deutlich höheren Aufwand erfordert.

Nicht zu empfehlende Maßnahmen:
• Eine Verletzung der Pflanze, z. B. durch das Entfernen der oberirdischen Sprosse, regt die Produktion neuer Sprosse aus dem Rhizom und das klonale Wachstum an. Deshalb können mangelhaft ausgeführte Maßnahmen bestehende Probleme verschärfen. So ist vor Beginn der Bekämpfung zu entscheiden, ob die Maßnahmen mehrere Jahre lang ausgeführt werden können. Wegen der mit der Rodung verbundenen Bodenverwundung muss auch geprüft werden, ob die Zielarten, zu deren Schutz die Maßnahme durchgeführt wird, nicht beeinträchtigt werden.
• Versuche der Bekämpfung mit Herbiziden waren bisher erfolglos.

Handlungsbedarf: Der Handlungsbedarf für ein Management ist überwiegend gering oder nicht vorhanden. Maßnahmen gegen die Schneebeere könnten sich als notwendig erweisen, wenn sich Bestände an Wuchsorten gefährdeter Arten auszubreiten drohen.

Für das Management von Neobiota in Sachsen beachten Sie auch die offiziellen Seiten des Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL): http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34835.htm ; insbesondere auch die Arbeitshilfen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34838.htm
 

Zentrales Medium für die Sammlung von Artdaten in der Naturschutzverwaltung des Freistaates Sachsen ist die Zentrale Artdatenbank beim LfULG: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/8048.htm;
Aktuelle Übersichtskarten der Verbreitung von Arten in Sachsen können unter folgendem Link abgerufen werden: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/infosysteme/ida

Meldungen an die Regionalverantwortlichen der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker (AGsB) werden jährlich in die Zentrale Artdatenbank übernommen.

Handlungsbedarf Neobiotamanagement

Handlungsbedarf Neobiotamanagement

Handlungsbedarf für ein Management überwiegend gering oder nicht vorhanden

Sonstiges


Literatur

Sachsen:
Gutte, P. (2001): Sachsens Neophyten – eine Übersicht. In: Brandes, D. (Hrsg.) Adventivpflanzen. Beiträge zu Biologie, Vorkommen und Ausbreitungsdynamik von Archäophyten und Neophyten in Mitteleuropa. Tagungsbericht des Braunschweiger Kolloquiums vom 3.-5. November 2000. Braunschweig, S. 151-160.
Gutte, P. (2006): Flora der Stadt Leipzig einschließlich Markkleeberg. Weissdorn-Verlag, Jena, 278 S.
Gutte, P., Hardtke, H.-J., & Schmidt, P. (2013): Die Flora Sachsens und angrenzender Gebiete. Ein pflanzenkundlicher Exkursionsführer. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim, 983 S.
Hardtke, H.-J., Ihl, A. (2000): Atlas der Farn- und Samenpflanzen Sachsens. In: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (Hrsg.): Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Dresden. 806 S.
Klotz, S. & Gutte, P. (1991): Zur Soziologie einiger urbaner Neophyten. 2. Beitrag. Hercynia NF. Leipzig 28, 45-61.

Weiterführende Literatur:
Adolphi, K. (1995): Neophytische Kultur- und Anbaupflanzen als Kulturflüchtlinge des Rheinlandes. Martina Galunder Verlag, Wiehl, 272 S. Brewitt, K. (2009): Erfassung von Neophyten im Urfttal im Nationalpark Eifel und Vorschläge für ein Maßnahmenkonzept zum Umgang mit Neophyten im Nationalpark Eifel Gutachten im Auftrag des Nationalparkforstamtes Eifel 144 S.
Gilbert, O. L. (1995): Symphoricarpos albus (L.) S.F. Blake (S. rivularis Suksd., S. racemosa Michaux). - Journal of Ecology 83, S. 159-166.
Kowarik, I. (2010): Biologische Invasionen: Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. 2. Aufl., Ulmer, Stuttgart, 492 S.
Nehring, S., Kowarik, I., Rabitsch, W. & Essl, F. (2013): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352. http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/service/skript352.pdf
PPP-Index (2013): Online Pflanzeneinkaufsführer. http://www.ppp-index.de
Zentralverband Gartenbau (2008): Umgang mit invasiven Arten. Empfehlungen für Gärtner, Planer und Verwender. Zentralverband Gartenbau: 37 S.

Links:
http://www.neobiota.de/12621.html , abgerufen am 08.06.2015
http://www.neophytenmanagement.de/index.php/de/neo-portraets , abgerufen am 08.06.2015
http://www.korina.info/?q=node/73 , abgerufen am 08.06.2015

Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes

Offizieller Artensteckbrief des LfULG; Stand: 05.07.2015; Bearbeiter: Dr. Uta Kleinknecht, Uta Glinka (IVL);
Hinweise und Änderungsvorschläge bitte an: dietmar.schulz@smul.sachsen.de
Legende zum Artensteckbrief unter: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22872.htm
Informationen zur Artengruppe für Sachsen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/23411.htm
Informationen zu Neobiota: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34835.htm