Aeschna juncea L.
Artenschutzrechtlicher Schutzstatus: | BG (besonders geschützt) |
Rote Liste Deutschland: | V (zurückgehende Art lt.Vorwarnliste, zurückgehende Pflanzengesellschaften (keine Gefährdungskategorie!)) |
Rote Liste Sachsen: | V (zurückgehende Art lt.Vorwarnliste, zurückgehende Pflanzengesellschaften (keine Gefährdungskategorie!)) |
Aus dem riesigen Areal der Art wurden zahlreiche Unterarten beschrieben, die aktuell aber nur als Synonyme betrachtet werden (Catalogue of the Odonata of the World).
Kräftige Edellibelle mit 9–10,5 cm Spannweite. Männchen auf dem Hinterleib mit leuchtend blauer Zeichnung (schmale Querstreifen und deutlich größere runde Flecken), die bei Weibchen grüngelb, seltener blau gefärbt ist. Brust dunkelbraun mit 2 deutlichen gelben Seitenbinden. Brustoberseite mit 2 gelben Streifen. Verwechslungsgefahr besteht vor allem mit der Hochmoor-Mosaikjungfer (Aeshna subarctica), eine sichere Unterscheidung ist meist nur nach Fang möglich. Unterscheidungsmerkmale sind u. a. die Form der Hinterleibsflecken (bei A. subarctica kleiner und annähernd gleich groß), das Vorhandensein eines hellen Hinteraugenfleckes bei den Männchen (fehlt A. subarctica) sowie Zeichnungsmerkmale an Brustseiten und Kopf. Exuvien von A. juncea lassen sich durch den fehlenden Glanz und kurze Cerci bereits mit einer Lupe eindeutig unterscheiden (A. subarctica auffallend glänzend, Cerci reichen über die Mitte der Analpyramide hinaus).
Aeshna juncea besiedelt in ihrem riesigen Verbreitungsgebiet eine große Vielfalt an Habitaten. In Mitteleuropa zeigt die Art eine Präferenz für fischfreie bis -arme, oftmals oligo- bis schwach eutrophe Gewässer, z. B. Torfstiche, Verlandungs- und Zwischenmoore, aber auch extensiv genutzte Fischteiche und Abbaugewässer. Optimale Fortpflanzungsgewässer kennzeichnet häufig ein niedriger pH-Wert. Diese Gewässer beherbergen in der Folge nur sehr wenige Fische oder sind fischfrei, was für A. juncea eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Reproduktion ist. Es wurden jedoch auch Vorkommen aus basischen Gewässern in Abbaugebieten bekannt. Für den Reproduktionserfolg an einem Gewässer sind außerdem geeignete Jagdhabitate in der näheren Umgebung von entscheidender Bedeutung. Gewässer, die an nahrungsreiche Flächen (z. B. Sumpfwiesen, Brachen) angrenzen, werden von Männchen und Weibchen häufiger frequentiert (Sternberg 2000).
Männchen patrouillieren auf der Suche nach Weibchen am Gewässerufer, häufig entlang der Grenze von Emersvegetation und vorgelagerten Torfmoos- oder Zwiebelbinsenrasen. Die Eier werden in schräge bis vertikale Pflanzenstrukturen abgelegt, z. B. feuchte Wurzeln, Halme oder Blätter von Seggen, Binsen, Wollgräsern, seltener in flutende Pflanzenteile an der Wasseroberfläche, z. B. Zwiebelbinsen. Die Eier überwintern, meist in Eidiapause, die Junglarven schlüpfen erst in den Sommermonaten des Folgejahres. Für die weitere Larvenentwicklung bis zum Schlupf der Imago werden weitere 2-3 Jahre benötigt.
Das Ausbreitungsvermögen von A. juncea ist sehr hoch, zwischen den einzelnen Vorkommen besteht offenbar ein reger Individuenaustausch nach dem Prinzip der Metapopulation. Kleinere Vorkommen sind in ihrem Erhalt auf Zuflug aus Spenderpopulationen angewiesen (Sternberg 2000). Gelegentlich reproduziert die Art auch an wenig geeignet erscheinenden Kleinstgewässern (z. B. Gartenteiche, Wurzeltrichter, meist einmalige Ereignisse durch Eiablagen einzelner Weibchen).
Holarktisch verbreitete Art mit dem größten Verbreitungsgebiet innerhalb der Gattung Aeshna: Nordamerika, Europa, Nordasien bis Japan. Besiedelt ganz Mittel- und Nordeuropa und die Britischen Inseln. In Südwesteuropa ist A. juncea auf die Gebirge beschränkt, im außeralpinen Italien und in Südosteuropa fehlend.
Im sächsischen Bergland und dem Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet existieren aktuell stabile Populationen. Abweichend hierzu müssen die wenigen isolierten, oftmals individuenarmen Vorkommen in Nordwestsachsen in ihrem Fortbestand als gefährdet angesehen werden. Da die Art in angrenzenden Bundesländern in den letzten Jahren gravierende Bestandsrückgänge hinnehmen musste, sollte die Bestandsentwicklung in Sachsen beobachtet werden.
Bestandserhebungen, Gefährdungsanalysen, Priorität 2 (hohe)
Die Emergenz beginnt in Abhängigkeit vom Witterungsverlauf Mitte bis Ende Juni und erstreckt sich über etwa 6 Wochen. Während dieser Periode sind Reproduktionsnachweise durch Exuvien bzw. frisch geschlüpfte Individuen leicht zu erbringen. An gut zugänglichen Gewässern lässt sich auf diese Weise eine ungefähre Abschätzung der Anzahl geschlüpfter Imagines vornehmen. Während der Flugzeit der Imagines sind häufig nur einzelne oder wenige Individuen gleichzeitig am Gewässer zu beobachten, die eine hohe Territorialität zeigen und Konkurrenten aggressiv vertreiben. Die bloße Erfassung von Imagines lässt somit kaum einen Rückschluss zur Bestandsgröße zu. Da die Imagines weit umherwandern, sollte der Status einzelner Tiere, auch eiablegender Weibchen, nur als mögliche Reproduktion (Status B) gewertet werden. Bei mehreren Individuen kann die Reproduktion als wahrscheinlich (Status C) angesehen werden, erst beim Nachweis schlupfreifer Larven, Emergenz oder Exuvien gilt die Reproduktion als nachgewiesen (Status D).
Für eine effektive Bestandeserfassung werden mindestens 4 Begehungen empfohlen, davon 3 während der Hauptschlupfzeit (Juni, Juli, Anfang August) mit Suche nach frisch geschlüpften Imagines und Absammeln von Exuvien. Bei einer weiteren Begehung ab Mitte August/September sollte auf eierlegende Weibchen geachtet werden.
Das Betreten und die Exuviensuche in sensiblen Uferzonen (bspw. an Moorgewässern) sollten vorsichtig und unter Minimierung von Vegetationsschäden erfolgen.
Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)
Nein
mäßiger Rückgang
gleichbleibend
Verbreitungsschwerpunkt im Bergland (Erzgebirge, Vogtland, Elbsandsteingebirge) sowie im Oberlausitzer Teichgebiet. Im Tiefland Nordwestsachsens nur wenige isolierte Vorkommen mit Schwerpunkt in der Düben-Dahlener Heide und einigen größeren Waldgebieten. Die Torf-Mosaikjungfer fehlt sonst fast vollkommen in den strukturarmen Lössgebieten und der Leipziger Tieflandsbucht, konnte hier aber aktuell die Bergbaufolgelandschaft besiedeln.
Fortpflanzungsstätten: Meist an Moorgewässern (Torfstiche, Moorkolke und -gräben) sowie an oligo- bis mesotrophen Teichen. Daneben werden auch eutrophe, vegetationsreiche Teiche und Abgrabungsgewässer (Steinbrüche, Kiesgruben, Tagebaurestlöcher) besiedelt. Die Bevorzugung saurer nährstoffarmer Gewässer ist nicht in jedem Fall zu beobachten und löst sich z. B. mit zunehmender Höhenlage. Optimale Fortpflanzungsgewässer sind fischfrei oder besitzen stark bewachsene Randzonen, in denen die Prädation durch Fische gemindert ist. Entscheidende Habitatrequisiten sind vertikale Pflanzenstrukturen (z. B. Seggen, Wollgras, Binsen, Teichschachtelhalm) am Ufer, die als Eiablagesubstrat dienen. Häufig besitzen die Gewässer ausgedehnte flutende Matten von Zwiebelbinsen, Laichkräutern oder Torf- und Braunmoosen. Die von diesen an der Wasseroberfläche erzeugten Lichtreflexionen stellen vermutlich auslösende Faktoren der Habitatwahl dar.
Ruhe- und Jagdstätten: Als Jagdhabitate werden Waldränder, Waldwege, Lichtungen, Staudenfluren, Brachen, Nasswiesen und ähnlich strukturierte nahrungsreiche Flächen genutzt. Ruhestätten während des Tages sind besonnte, meist vertikale Strukturen an den genannten Stellen. Während der Nacht suchen die Imagines den Kronenbereich von Gehölzen auf.
Hinweise zur Abgrenzung von Populationen: regionale Abstufung unterhalb der Ebene Landkreis (Teichgruppe, Abbaugewässer, Moorgebiet)
Die Gefährdungssituation der Art ist regional sehr unterschiedlich. Unterstützende Maßnahmen sind v. a. in den isolierten, meist individuenarmen Populationen in Nordwestsachsen und dem Lössgefilde notwendig.
Offizieller Artensteckbrief des LfULG; Stand: 10.02.2014; Bearbeiter: Marko Olias und Dr. André Günther (Naturschutzinstitut Freiberg); Hinweise und Änderungsvorschläge bitte an: Heiner.Blischke@smul.sachsen.de
Legende zum Artensteckbrief unter: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22872.htm; Informationen zur Artengruppe für Sachsen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22988.htm