Artenschutzrechtlicher Schutzstatus: | BG (besonders geschützt) |
Rote Liste Deutschland: | 2 (stark gefährdet) |
Rote Liste Sachsen: | 2 (stark gefährdet) |
Sehr dunkel wirkende Falkenlibelle von dunkelgrüner bis schwärzlicher Körperfärbung, auffallend sind im Kontrast dazu die grün glänzenden Augen. Verwechslungsgefahr besteht vor allem mit der sehr ähnlichen Alpen-Smaragdlibelle Somatochlora alpestris, sichere Unterscheidungsmerkmale stellen bei Männchen die Form der Hinterleibsanhänge, bei Weibchen die Form der Legeklappe dar. Eine sichere Bestimmung der zwei Arten im Flug anhand von Zeichnungsmerkmalen und Körperstruktur ist nur durch erfahrene Beobachter möglich. Im Gelände gefertigte Belegfotos sollten bei Männchen die Körperoberseite mit Fokus auf den Hinterleibsanhängen zeigen, bei Weibchen möglichst Körperoberseite und Seitenansicht von Brust und ersten Hinterleibssegmenten. Die Weibchen von S. arctica besitzen an den Seiten des 3. Segments auffallende gelbe Seitenflecken.
Die Larven und Exuvien von S. alpestris und S. arctica zeigen Unterschiede in der Behaarung, besonders in Anzahl und Länge von Borsten an den Segmenthinterkanten, eine sichere Bestimmung ist nur bei hoher Vergrößerung möglich.
Die Art besiedelt nasse Hoch- und Übergangsmoore, mesotrophe Niedermoore und überrieselte Hangmoore sowie Moorwälder mit wenig oder kaum sichtbarem Wasser in Form von Torfmoos-Wollgras-Fluren, Schlenken, flächigen Quellabflüssen und kleinen wasserhaltigen Vertiefungen. Die Fortpflanzungsgewässer befinden sich innerhalb größerer Waldgebiete. Die Imagines jagen in benachbarten Waldbeständen entlang von Wegen, an Waldrändern und über Lichtungen und kommen nur relativ selten an die Fortpflanzungsgewässer. Typische Entwicklungsgewässer sind weniger als 1 m² groß, seicht und bisweilen vollständig von Torfmoosen durchwachsen, so dass keine Wasserfläche mehr sichtbar ist. Die Larven leben oberflächennah in Moospolstern, und teilverrottetem Pflanzenmaterial. Sommerliches Austrocknen und winterliches Durchfrieren des Habitats überstehen sie, indem sie sich bis zu 30 cm tief in lockeres Torfsubstrat eingraben. Die Larvenentwicklung dauert 2–5, im Regelfall 3 Jahre.
S. arctica bildet oft unbeständige Kleinpopulationen und besiedelt Kleinstbiotope oft nur sporadisch. Voraussetzungen für ein langfristiges Überleben sind wahrscheinlich funktionsfähige Metapopulationen.
Paläarktische Art, die westlich von den Pyrenäen und Irland/Schottland über Skandinavien und Sibirien nach Osten bis Kamtschatka, Sachalin und Japan verbreitet ist. In Mitteleuropa nur punktuell im norddeutschen Tiefland, den Alpen und einigen Mittelgebirgen.
ungünstig-schlecht (Gutachterliche Bewertung)
Durch ihre stenöke Bindung an Kleinstgewässer in Moorgebieten und ihre lange Larvenentwicklungszeit ist die Art besonders störungsanfällig gegenüber Lebensraumeingriffen und auf eine Vernetzung der sehr individuenarmen Teilpopulationen zwingend angewiesen.
Management in Natura 2000-Gebieten, Priorität 1 (höchste)
Imaginalnachweise sind an Entwicklungsgewässern schwierig zu erbringen, sie gelingen fast ausschließlich an sonnigen Tagen. Infolge der spezifischen Habitatansprüche und der stark isolierten Populationen stellen bereits Einzelbeobachtungen an oder in der Nähe potenzieller Reproduktionsgewässer Reproduktionshinweise (Status B – Reproduktion möglich) dar. Bei Auftreten mehrerer Individuen bzw. Eiablage besteht Reproduktionsverdacht (Status C – Reproduktion wahrscheinlich). Sichere Reproduktionsnachweise (Status D – Reproduktion nachgewiesen) sind nur durch Funde von Exuvien, älteren Larvenstadien bzw. frisch geschlüpften Individuen möglich. Zur Erzielung von Reproduktionsnachweisen sollten 2–3 Begehungen während der Hauptschlupfzeit von Ende Mai bis Ende Juni erfolgen. Die Exuviensuche sollte auch unscheinbare, von Torfmoosen völlig durchwachsene Kleinstgewässer und Schlenken einbeziehen. Exuvien sind in niedriger Höhe an den Stängeln von Seggen- und Wollgräsern, aber auch frei auf Torfmoosrasen zu finden.
Außerhalb bekannter Vorkommensgebiete sollten Fänge durch Fotos (s. Kennzeichen) belegt werden. Exuvien sind zur Nachbestimmung aufzubewahren.
Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)
Ja
mäßiger Rückgang
gleichbleibend
Der Kenntnisstand zum Vorkommen hat sich durch gezielte Suche nach Exuvien und Larven in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert. Demnach ist Somatochlora arctica nicht auf die Moore des Erzgebirgskammes beschränkt, sondern besiedelt auch mehrere Heidemoore des ostsächsischen Flach- und Hügellandes. An fast allen Fundorten ist jedoch von einer sehr geringen Individuenzahl auszugehen, lediglich im West- und Mittelerzgebirge existieren einige größere und stabile Populationen. Die Vorkommen können wahrscheinlich lokal bzw. regional zu Metapopulationen zusammengefasst werden.
Aufgrund von fehlenden historischen Daten kann ein Rückgang der Art zwar nicht belegt werden, infolge der historischen Entwässerung und Abtorfung vieler Moore ist ein langfristiger Bestandsrückgang aufgrund deutlicher Verkleinerung der Habitatfläche und zunehmender Fragmentierung der Populationen jedoch sehr wahrscheinlich.
Fortpflanzungsstätten: Die sächsischen Vorkommen liegen in Hoch- und Übergangsmooren innerhalb großer Waldgebiete. Die Art entwickelt sich in kleinen bis kleinsten Moorschlenken und Rüllen, in mit Torfmoosen durchwachsenen Entwässerungsgräben und Torfstichen. Neben Torfmoosen stellen Seggen und Wollgräser, stellenweise auch die Spitzblütige Binse die typische Vegetation dieser Gewässer dar.
Ruhe- und Jagdstätten: Imaginallebensräume und Jagdgebiete sind windgeschützte Lichtungen, Waldwiesen, Schneisen und besonnte Waldränder im Umkreis der besiedelten Moorkomplexe. Als Ruhestätten werden überwiegend die Kronenbereiche von Bäumen genutzt.
Hinweise zur Abgrenzung von Populationen: Betrachtungsmaßstab unterhalb Ebene Landkreis, i. d. R. Moorkomplex. Langfristig stabile Vorkommen beruhen in Sachsen überwiegend auf Metapopulationen, die mehrere benachbarte Habitatflächen innerhalb von Moorkomplexen besiedeln. Diese sind als Lokale Populationen aufzufassen.
Infolge der engen Lebensraumbindung und des guten Durchforschungsgrades der Moorflächen Sachsens ist von einem relativ hohen Erfassungsgrad auszugehen. Defizite bestehen hinsichtlich der genauen Struktur der Metapopulationen (Teilhabitate) besonders unter dem Gesichtspunkt von Entwicklungsflächen zur Stabilisierung der individuenarmen Tieflandpopulationen.
Offizieller Artensteckbrief des LfULG; Stand: 10.02.2014; Bearbeiter: Marko Olias und Dr. André Günther (Naturschutzinstitut Freiberg); Hinweise und Änderungsvorschläge bitte an: Heiner.Blischke@smul.sachsen.de
Legende zum Artensteckbrief unter: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22872.htm; Informationen zur Artengruppe für Sachsen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22988.htm