Drepanocladus vernicosus, Hypnum vernicosum, Limprichtia vernicosa, Scorpidium vernicosum, Stereodon vernicosus
FFH: | FFH-II (Anhang II - Art der FFH-Richtlinie (1992)) |
Rote Liste Sachsen: | 1 ((akut) vom Aussterben bedroht) |
Pleurokarpes Laubmoos, das in lockeren bis dichten, grünen, gelblich grünen oder bräunlichen Rasen wächst. Die Stämmchen sind bis 15 cm lang und ziemlich regelmäßig fiederästig, meist aufsteigend bis aufrecht. Die sichelförmig gekrümmten, stark glänzenden, 3 bis 4 Millimeter langen Blätter sind schwach längsfaltig und besitzen eine einfache, in der Blattspitze erlöschende Rippe. Blattflügelzellen fehlen. Die Stämmchen besitzen keinen Zentralstrang. Die Blattzellen sind lang gestreckt, 50-90 µm lang, 4-7 µm breit. Die Art ist diözisch, Sporogone werden nur sehr selten ausgebildet.
Die langlebige Art bildet nur selten Sporogone aus. Der vegetativen Ausbreitung durch Bruchstücke der Pflanze kommt vermutlich eine wesentliche Rolle zu. Die Art siedelt in meist gemähten oder beweideten, pH-neutralen bis schwach sauren, basenreichen, aber kalkarmen, offenen (bei Zunahme der Beschattung verschwindend), stets sehr nassen, flachwüchsigen, z.T. quelligen Flach- und Zwischenmoorstandorten und (seltener) in Verlandungszonen von Stillgewässern.
Holarktisch-circumboreal. Europa (besonders Nordeuropa, in Südeuropa selten und nur in höheren Gebirgen); nördliches Asien; Nordamerika, Dominikanische Republik, Kolumbien, Venezuela; Nordafrika.
ungünstig-schlecht
Von den vier aktuellen sächsischen Fundorten ist die Art zwischenzeitlich an einem Fundort verschollen. Eine Änderung des Erhaltungszustandes in ungünstig-schlecht ist erwogen worden.
Leicht verwechselbar mit Drepanocladus- und Warnstorfia-Arten. Die Entnahme eines kleinen Belegs ist zur Absicherung der Bestimmung anzuraten.
Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)
Ja
sehr starker Rückgang
Abnahme, Ausmaß unbekannt
Nach 2000 wurde die Art in Sachsen an vier Fundorten nachgewiesen. Einer dieser Fundorte konnte 2010 nicht wieder bestätigt werden und gilt als verschollen. Größere Bestände nur im NSG Hermannsdorfer Wiesen.
Früher sehr zerstreut, aktuell sehr selten und nach 2000 nur von vier Fundorten bekannt (Mittelerzgebirge: Lippertwiesen bei Grünhain, NSG Hermannsdorfer Wiesen, Osterzgebirge: Bielatal bei Altenberg [hier im Jahre 2010 keine Wiederbestätigung], Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet: NSG Wollschank und Zschark). Die Höhenlage der Fundorte beträgt 133 – 775 m NN.
Die Art ist, vorausgesetzt es liegt keine geschlossene Schneedecke und es herrscht kein Frost, das ganze Jahr über kartierbar.
Flach- und Zwischenmoore, Verlandungszonen stehender Gewässer
Flach- und Zwischenmoore, Verlandungszonen stehender Gewässer
Die Art kam früher in Sachsen sehr zerstreut vor, ist stark zurückgegangen und aktuell sehr selten. An den wenigen aktuellen Fundorten ist das Fortbestehen der Art an regelmäßig durchgeführte Pflegemaßnahmen gebunden. In Sachsen ist die Art auf Grund ihrer Seltenheit, ihres Rückganges und ihrer Gefährdung in die Kategorie \"vom Aussterben bedroht\" eingruppiert.
Offenhaltung der Standorte durch regelmäßige Pflegemaßnahmen (Mahd, Entbuschung); Verhinderung von Entwässerung und Eutrophierung
Entwässerung von Feuchtstandorten; Eutrophierung oder Schadstoffbelastung von Gewässern und Mooren; intensive Grünlandnutzung; Sukzession infolge Nutzungsaufgabe, Aufforstung von Offenland; intensive Teichwirtschaft
MÜLLER, F. & BAUMANN, M., 2004: Zur Bestandssituation der Moosarten der FFH-Richtlinie in Sachsen. – Limprichtia 24: 169-186. MÜLLER, F. (2004): Verbreitungsatlas der Moose Sachsens. Tauer: lutra.
Bearbeitungsstand: 30.11.2010 Bearbeiter: Dr. Frank Müller (Freital)