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Somatochlora flavomaculata (Vander Linden, 1825) / Gefleckte Smaragdlibelle (Sachsen)

Rechtlicher Schutz und Rote Liste


Artenschutzrechtlicher Schutzstatus:BG (besonders geschützt)
Rote Liste Deutschland:3 (gefährdet)
Rote Liste Sachsen:2 (stark gefährdet)

Allgemeine Arteninformationen


Kennzeichen

Einzige Falkenlibelle mit hellen dreieckigen Flecken an den Seiten der Hinterleibssegmente, dadurch in beiden Geschlechtern unverwechselbar. Mit fortgeschrittenem Alter können die Flecken nachdunkeln und weniger auffällig sein. Die Larven besitzen deutliche Rückendornen am 4. bis 9. und große Seitendornen am 9. Hinterleibssegment. Bei der Glänzenden Smaragdlibelle (S. metallica) ist der Seitendorn an Segment 9 viel kürzer ausgebildet.

Biologie und Ökologie

Die Männchen bilden nur selten Reviere über der freien Wasserfläche, sie patrouillieren meist am Randbereich von Gehölzen, entlang von Wegen und Waldschneisen oder über niedriger Krautvegetation bis über 50 m vom Gewässer entfernt. An diesen „Landrevieren“ erfolgt die Partnerfindung. Vermutlich wird auch die Paarung regelmäßig über Land eingeleitet. Mit fortschreitender Saison können sich diese „Landreviere“ auf das Wasser verlagern (Wildermuth 2008). Zur Eiablage suchen die Weibchen seichte Uferstellen in völlig dichter Vegetation auf und geben die Eier ins Wasser ab. Die Larven leben im Flachwasser wahrscheinlich im Gewirr von lebenden und abgestorbenen Pflanzenteilen und in organischem Schlamm. Sie sind vermutlich an das Zusammenleben mit Fischen angepasst und überstehen auch ein vorübergehendes Trockenfallen des Habitats. Die Larvenentwicklung dauert vermutlich 3 Jahre.

Zum Ausbreitungsvermögen der Art ist wenig Konkretes bekannt. In der Nähe des Schlupfortes gelegene Gewässer können vermutlich recht schnell besiedelt werden, da sich beide Geschlechter die meiste Zeit in der terrestrischen Umgebung verstreut aufhalten. Es gibt darüber hinaus einzelne historische Beschreibungen ziehender Libellenschwärme, an denen S. flavomaculata beteiligt war.

Überregionale Verbreitung

Eurosibirisches Faunenelement mit Verbreitungsschwerpunkt in Osteuropa bis Westsibirien. Europa wird im Norden bis Südschweden und Mittelfinnland besiedelt, auf den Britischen Inseln fehlt die Art. In Mitteleuropa zerstreute Vorkommen, überwiegend im Flachland und im Alpenvorland, in den Gebirgen meist fehlend. Nach Süden reicht die geschlossene Verbreitung bis Südfrankreich, Norditalien und Kroatien. Isolierte Populationen existieren in Südeuropa bis in die Türkei.

Erhaltungszustand


Erhaltungszustand

günstig (Gutachterliche Bewertung)

Hinweise Erhaltungszustand

Gegenwärtig ergibt sich für die Lebensräume der Art, die überwiegend in den Moor- und Heidegebieten des Tieflandes liegen, ein günstiger Erhaltungszustand. Da sie Hochmoore meidet, wirken sich die Folgen von Niederschlagsmangel und Eutrophierung nicht in so hohem Maße auf die Art aus wie bei den Hochmoorarten.

Prüfung und Erfassung


Einstufung nach F+E-Projekt Artenschutzkonzeption 2012

Allgemeine Maßnahmen in Lebensräumen, Priorität 3 (mittlere)

Untersuchungsstandards

Patrouillierende Männchen sind in ihren Landhabitaten meist einfach nachzuweisen. Dagegen können die Larvenentwicklungsorte nur durch gezielte Suche von Exuvien und schlüpfenden Imagines ermittelt werden, sie können sich in 50–100 m Entfernung zu den Männchenrevieren befinden. Um sichere Reproduktionsnachweise zu erhalten, sollte mehrmalig (3–4 Begehungen) im Zeitraum von Mitte Mai bis Mitte Juli nach Exuvien gesucht werden. Einzelbeobachtungen an oder in der Nähe potenzieller Reproduktionsgewässer können als Reproduktionshinweis (Status B – Reproduktion möglich) gedeutet werden. Bei Auftreten mehrerer Individuen besteht Reproduktionsverdacht (Status C – Reproduktion wahrscheinlich). Sichere Reproduktionsnachweise (Status D – Reproduktion nachgewiesen) sind nur durch Funde von Exuvien bzw. sicher im Bereich eines Gewässers frisch geschlüpfte Individuen (Emergenz) möglich.

Vorkommen


Status Etablierung

Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)

Langfristiger Bestandstrend

starker Rückgang

Kurzfristiger Bestandstrend

mäßige Abnahme

Bestand

In Sachsen v. a. in der Dübener Heide, im Oberlausitzer und im Moritzburger Teichgebiet. Im übrigen Tiefland bestehen noch wenige weitere Vorkommen, die zumeist in größeren Wald- und Moorgebieten liegen. Höhenlagen über 200 m üNN werden von der Art fast ausnahmslos gemieden.

Regionales Vorkommen

  • Oberes Elbtal/Osterzgeb.: Nachweis ab 1980
  • Oberlausitz/Niederschles.: Nachweis ab 1980
  • Westsachsen: Nachweis ab 1980

Vorkommenskarte

Vorkommenskarte

Phänologie


Phänogramm

Phänogramm

Lebensraum


Fortpflanzungsstätten: Somatochlora flavomaculata besiedelt stehende, meist flache, stark verwachsene Gewässer mit dicker organischer Bodenschicht, z. B. Verlandungszonen von Seen und Teichen, Nieder- und Zwischenmoore, aber auch langsam strömende Wiesenbäche, Gräben und Kanäle. Gewöhnlich befinden sich Fortpflanzungsgewässer innerhalb oder angrenzend an Waldflächen. Waldsäume, -schneisen und Lichtungen im Umfeld der Gewässer stellen notwendige Plätze für die Partnerfindung dar.

Ruhe- und Jagdstätten: Jagdstätten stellen Saumbiotope und Lichtungen in Wäldern und Gehölzen dar, nur selten werden offene Wasserflächen genutzt. Zu den Ruhestätten ist nichts bekannt, vermutlich dienen hierzu ebenso die angrenzenden Gehölzbestände.

Hinweise zur Abgrenzung von Populationen: Betrachtungsmaßstab unterhalb Ebene Landkreis, i. d. R. Teichgebiet, Moorkomplex, Grabensystem u. ä.

Habitatkomplexe

  • Bergbaubiotope
  • Feuchtgrünland, Staudenfluren
  • Gehölze, Baumbestand
  • Heiden, Magerrasen
  • Moore
  • Ruderalfluren, Brachen
  • Stillgewässer inkl. Ufer
  • Sümpfe, Niedermoore, Ufer
  • Wälder

Habitatkomplexe Reproduktion

  • Moore
  • Stillgewässer inkl. Ufer
  • Sümpfe, Niedermoore, Ufer

Ökologische Charakterisierung

  • Gewässer
  • Gewässer mit besonderer Struktur
  • Moore
  • Moorgewässer
  • Standgewässer
  • Ufer

Höhenstufen

  • collin
  • planar

Management


  • Zulassung der natürlichen Vegetationsabfolge an Einzelteichen in Teichgebieten zur Entwicklung „reifer“ Gewässerstadien und ausgedehnter Verlandungsflächen
  • Reaktivierung degradierter Moore, z. B. durch Stabilisierung des Wasserhaushaltes und Gehölzentfernung
  • Verhinderung der Entwässerung und Aufforstung von Moor- und Quellwiesen, evtl. Management zum Offenhalten dieser Habitate
Zentrales Medium für die Sammlung von Artdaten in der Naturschutzverwaltung des Freistaates Sachsen ist die Zentrale Artdatenbank beim LfULG: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/8048.htm; Aktuelle Übersichtskarten der Verbreitung von Arten in Sachsen können unter folgendem Link abgerufen werden: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/infosysteme/ida

Gefährdungen


  • Vernichtung oder Beeinträchtigung der Gewässer infolge Entwässerung, Grundwasserabsenkung, Eutrophierung, Rekultivierung von Abbaugebieten, Angelnutzung
  • intensive fischereiliche Nutzung von Gewässern einschließlich Kalkung und Entkrautung
  • vollständige Vegetations- und Sedimenträumung bei Grabenunterhaltungsmaßnahmen
  • Aufforstung und Sukzession von Lichtungen und Grenzlinienstrukturen im Wald (z. B. Nassgrünland, Staudenfluren)
  • Sukzession bzw. Nutzungsintensivierung von Nasswiesen und Staudenfluren im Gewässerumfeld
  • Grundwasserabsenkung im Einzugsgebiet der Braunkohletagebaue, Austrocknung von Moorkomplexen

Sonstiges


Literatur

  • Brockhaus, T. (2005): Gefleckte Smaragdlibelle Somatochlora flavomaculata (Vander Linden, 1825). – In: Brockhaus, T. & U. Fischer (Hrsg.): Die Libellenfauna Sachsens. – Natur & Text, Rangsdorf: 216–219.
  • Günther, A., M. Olias & T. Brockhaus (2006): Rote Liste Libellen Sachsens. – Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege 2006, 20 S.
  • Ott, J. & W. Piper (1998): Rote Liste der Libellen (Odonata). – In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. – Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 55: 260–263.
  • Sternberg, K. & K. Ullrich (2000): Somatochlora flavomaculata (Vander Linden, 1825). Gefleckte Smaragdlibelle. - In: Sternberg, K. & R. Buchwald (Hrsg.): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 2: Großlibellen (Anisoptera). – Eugen Ulmer, Stuttgart: 265–275.
  • Wildermuth, H. (2008): Die Falkenlibellen Europas. Corduliidae. – Die Neue Brehm-Bücherei Bd. 653. – Westarp Wissenschaften, Hohenwarsleben.

Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes

Offizieller Artensteckbrief des LfULG; Stand: 10.02.2014; Bearbeiter: Marko Olias und Dr. André Günther (Naturschutzinstitut Freiberg); Hinweise und Änderungsvorschläge bitte an: Heiner.Blischke@smul.sachsen.de

Legende zum Artensteckbrief unter: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22872.htm; Informationen zur Artengruppe für Sachsen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22988.htm