Allgemeine Arteninformationen
Kennzeichen
Pleurokarpes Laubmoos, das in lockeren bis dichten, grünen, gelblich grünen oder bräunlichen Rasen wächst. Die Stämmchen sind bis 15 cm lang und ziemlich regelmäßig fiederästig, meist aufsteigend bis aufrecht. Die sichelförmig gekrümmten, stark glänzenden, 3 bis 4 Millimeter langen Blätter sind schwach längsfaltig und besitzen eine einfache, in der Blattspitze erlöschende Rippe. Blattflügelzellen fehlen. Die Stämmchen besitzen keinen Zentralstrang. Die Blattzellen sind lang gestreckt, 50-90 µm lang, 4-7 µm breit. Die Art ist diözisch, Sporogone werden nur sehr selten ausgebildet.
Biologie und Ökologie
Die langlebige Art bildet nur selten Sporogone aus. Der vegetativen Ausbreitung durch Bruchstücke der Pflanze kommt vermutlich eine wesentliche Rolle zu. Die Art siedelt in meist gemähten oder beweideten, pH-neutralen bis schwach sauren, basenreichen, aber kalkarmen, offenen (bei Zunahme der Beschattung verschwindend), stets sehr nassen, flachwüchsigen, z.T. quelligen Flach- und Zwischenmoorstandorten und (seltener) in Verlandungszonen von Stillgewässern.
Überregionale Verbreitung
Holarktisch-circumboreal. Europa (besonders Nordeuropa, in Südeuropa selten und nur in höheren Gebirgen); nördliches Asien; Nordamerika, Dominikanische Republik, Kolumbien, Venezuela; Nordafrika.
Erhaltungszustand
ungünstig-schlecht
Hinweise Erhaltungszustand
Von den vier aktuellen sächsischen Fundorten ist die Art zwischenzeitlich an einem Fundort verschollen. Eine Änderung des Erhaltungszustandes in ungünstig-schlecht ist erwogen worden.
Prüfung und Erfassung
Untersuchungsstandards
Leicht verwechselbar mit Drepanocladus- und Warnstorfia-Arten. Die Entnahme eines kleinen Belegs ist zur Absicherung der Bestimmung anzuraten.
Vorkommen
Status Etablierung
Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)
Nachweisabsicherung
Ja
Langfristiger Bestandstrend
sehr starker Rückgang
Kurzfristiger Bestandstrend
Abnahme, Ausmaß unbekannt
Bestand
Nach 2000 wurde die Art in Sachsen an vier Fundorten nachgewiesen. Einer dieser Fundorte konnte 2010 nicht wieder bestätigt werden und gilt als verschollen. Größere Bestände nur im NSG Hermannsdorfer Wiesen.
Verbreitung und Einbürgerung
Früher sehr zerstreut, aktuell sehr selten und nach 2000 nur von vier Fundorten bekannt (Mittelerzgebirge: Lippertwiesen bei Grünhain, NSG Hermannsdorfer Wiesen, Osterzgebirge: Bielatal bei Altenberg [hier im Jahre 2010 keine Wiederbestätigung], Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet: NSG Wollschank und Zschark). Die Höhenlage der Fundorte beträgt 133 – 775 m NN.
Vorkommenskarte
Phänologie
Phänogramm
Erläuterung Phänologie
Die Art ist, vorausgesetzt es liegt keine geschlossene Schneedecke und es herrscht kein Frost, das ganze Jahr über kartierbar.
Lebensraum
Flach- und Zwischenmoore, Verlandungszonen stehender Gewässer
Lebensräume nach Artenschutzrecht
Flach- und Zwischenmoore, Verlandungszonen stehender Gewässer
Ökologische Charakterisierung
Management
Beurteilung
Die Art kam früher in Sachsen sehr zerstreut vor, ist stark zurückgegangen und aktuell sehr selten. An den wenigen aktuellen Fundorten ist das Fortbestehen der Art an regelmäßig durchgeführte Pflegemaßnahmen gebunden. In Sachsen ist die Art auf Grund ihrer Seltenheit, ihres Rückganges und ihrer Gefährdung in die Kategorie \"vom Aussterben bedroht\" eingruppiert.
Handlungsbedarf aus Landessicht
- Landes-TOP 50-Art für den Artenschutz/das Artenmanagement
- Landesprioritäres Natura 2000-Schutzgut
Management
Offenhaltung der Standorte durch regelmäßige Pflegemaßnahmen (Mahd, Entbuschung); Verhinderung von Entwässerung und Eutrophierung
Gefährdungen
Entwässerung von Feuchtstandorten; Eutrophierung oder Schadstoffbelastung von Gewässern und Mooren; intensive Grünlandnutzung; Sukzession infolge Nutzungsaufgabe, Aufforstung von Offenland; intensive Teichwirtschaft
Sonstiges
Literatur
MÜLLER, F. & BAUMANN, M., 2004: Zur Bestandssituation der Moosarten der FFH-Richtlinie in Sachsen. – Limprichtia 24: 169-186.
MÜLLER, F. (2004): Verbreitungsatlas der Moose Sachsens. Tauer: lutra.
Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes
Bearbeitungsstand: 30.11.2010
Bearbeiter: Dr. Frank Müller (Freital)