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Lissotriton vulgaris (Linnaeus, 1758) / Teichmolch (Sachsen)

Synonyme


Triturus vulgaris

Rechtlicher Schutz und Rote Liste


Artenschutzrechtlicher Schutzstatus:BG (besonders geschützt)
Rote Liste Deutschland:u
Rote Liste Sachsen:V (zurückgehende Art lt.Vorwarnliste, zurückgehende Pflanzengesellschaften (keine Gefährdungskategorie!))

Allgemeine Arteninformationen


Taxonomie

In Deutschland nur die Nominatform. Aus dem großen Areal der Art wurden 8 weitere Unterarten beschrieben, vor allem aus Süd- und Südosteuropa.

Kennzeichen

Durch die hellbraune Grundfärbung mit dunklerer Fleckung sind Teich- und Fadenmolch (L. helveticus) leicht von den übrigen Molcharten zu unterscheiden. Männchen des Teichmolches sind in der Wassertracht anhand des gezackten Rückenkammes unverwechselbar. Weibchen von Faden- und Teichmolch sind dagegen im Gelände nur sehr schwierig zu unterscheiden. Wichtige Differenzierungsmerkmale liegen in der Unterseitenfleckung und der Färbung der Kloake. Außerdem besitzen Fadenmolchweibchen am Hinterfußballen 2 Höcker, die beim Teichmolch fehlen.

Biologie und Ökologie

Der Teichmolch besitzt die breiteste ökologische Potenz aller heimischen Molcharten. Er besiedelt ein großes Spektrum an Gewässertypen, besonnte und wasserpflanzenreiche Gewässer werden allerdings bevorzugt.

Die Molche beginnen ab Februar/März mit der Einwanderung in das Laichgewässer, die Hauptwanderung beginnt bei Temperaturen ab 5 °C, ideale Wanderungsbedingungen liegen bei 7–11 °C vor. Teichmolche können von März bis Juli im Wasser gefunden werden, die meisten Männchen verlassen das Wasser jedoch bereits direkt nach dem Laichen und sind ab Mai wieder in den Landlebensräumen. Die Weibchen legen Eier, die einzeln in umgebogene Blätter von Wasserpflanzen geheftet werden. Beim Fehlen submerser Vegetation wird auch in andere Pflanzenteile, z. B. Falllaub, abgelaicht. Jedes Weibchen legt im Zeitraum mehrerer Wochen 100–300 Eier. Nach 12–30 Tagen schlüpfen die Larven, sie ernähren sich hauptsächlich von kleinen Krebstieren, Zweiflüglerlarven, Eintagsfliegen- und Wasserkäferlarven. Sie erreichen innerhalb von 6–12 Wochen die Metamorphose. Der Landgang der Jungmolche beginnt im Juli und setzt sich bis in den Herbst fort. Die Überwinterungsplätze der Teichmolche liegen fast ausschließlich an Land und umfassen frostfreie, oft unterirdische Quartiere, z. B. unter Steinen, Brettern, Baumstämmen, in Stubben, Kieshaufen, Kleinsäugerbauten und anderen Hohlräumen im Erdreich, auch im Schlamm trockengefallener Teiche. Eine Überwinterung im Gewässer ist selten.

Die Winterquartiere können bis zu 400 m vom Laichplatz entfernt liegen, in der Regel ist die Distanz jedoch kürzer und liegt im Durchschnitt bei 20–60 m.

Untersuchungen zur Größe der Populationen ergaben eine hohe jährliche Schwankung in der Anzahl zum Gewässer wandernder Molche, deren Ursache vermutlich überwiegend im Witterungsverlauf begründet ist.

Überregionale Verbreitung

Der Teichmolch besiedelt ganz Europa mit Ausnahme des Südwestens (Südfrankreich, Iberische Halbinsel, westliche Mittelmeerinseln und Teile Italiens), fehlt außerdem in Nordskandinavien und Nordrussland. Nach Osten geht die Verbreitung bis Mittelsibirien. Über die Balkanhalbinsel reicht das Areal entlang der anatolischen Schwarzmeerküste bis in den Kaukaus.

Erhaltungszustand


Erhaltungszustand

günstig (Gutachterliche Bewertung)

Hinweise Erhaltungszustand

Trotz erheblicher Lebensraumverluste in den zurückliegenden Jahrzehnten ist der Teichmolch aufgrund seiner hohen Plastizität auch heute noch flächendeckend verbreitet. Aktuelle Gefährdungen, die sich möglicherweise großräumig auswirken könnten, bestehen durch den Eintrag von Bioziden in Fortpflanzungsgewässer.

Prüfung und Erfassung


Verantwortlichkeit

Allgemeine Verantwortlichkeit

Untersuchungsstandards

Zur (halb-)quantitativen Erfassung von Molchen am Laichgewässer können mehrere Methoden angewendet werden: 1. Keschern in der Ufervegetation, 2. nächtliches Ausleuchten des Gewässers, 3. Einsatz von Fangreusen und Trichterfallen. Die tagszeitlichen Aktivitätsunterschiede im Reproduktionsgewässer sind gering. Teichmolche lassen sich im Gegensatz zu Berg- und Kammmolch auch tagsüber mit hoher Effektivität in Reusenfallen fangen.

Ohne eine vollständige Abschrankung des Gewässers durch einen Amphibienzaun ist in der Regel nur die Abschätzung einer Größenklasse möglich.

Vorkommen


Status Etablierung

Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)

Langfristiger Bestandstrend

  • mäßiger Rückgang
  • starker Rückgang

Kurzfristiger Bestandstrend

  • Abnahme, Ausmaß unbekannt
  • Abnahme mäßig oder im Ausmaß unbekannt

Bestand

Der Teichmolch ist in Sachsen die häufigste Molchart und nahezu flächendeckend verbreitet. Er weist keine erkennbaren Verbreitungslücken auf, wird jedoch im oberen Bergland ab etwa 700 m üNN in Ermangelung besonnter Fortpflanzungsgewässer und offener Landlebensräume seltener.

Zöphel & Steffens (2002) nennen für Sachsen 2.240 erfasste Vorkommen mit einem Mindestbestand von 50.000–170.000 Individuen. Damit ist der Teichmolch die mit Abstand häufigste Molchart Sachsens. Bestandsschätzungen sind für Molcharten wegen des schwierigen Nachweises besonders problematisch. Die tatsächliche Anzahl der Laichgewässer wurde mit Sicherheit nicht vollständig erfasst. Außerdem basiert die Hochrechnung der Individuenzahl auf Schätzungen von Alttieren bei häufig einmaliger Begehung der Laichgewässer ohne Einsatz von Reusenfallen oder Gewässerabschrankungen. Die sächsischen Bestände der Art dürften daher deutlich größer sein als die genannten Mindestzahlen, eine konkrete Größenordnung kann aber nicht genau ermittelt werden.

Vorkommenskarte

Vorkommenskarte

Phänologie


Phänogramm

Phänogramm

Erläuterung Phänologie

Jungtiere sind im Zeitraum (Mitte) Ende Juni bis Ende September (Anfang November) nachweisbar.

Lebensraum


Fortpflanzungsstätten: Teichmolche besiedeln ein sehr breites Spektrum von Gewässertypen, als Laichgewässer fungieren nahezu alle Arten von Standgewässern. Bevorzugt werden permanent wasserführende, gut besonnte, pflanzenreiche, meso- bis eutrophe, fischarme Gewässer mit Flachwasserzonen. Der Teichmolch besiedelt darüber hinaus regelmäßig Kleinstgewässer (Gartenteiche, Fahrspuren), strukturarme Betonteiche (Schwimm-, Lösch- und Klärbecken), langsam fließende Gräben, Rückhaltebecken, Torfstiche und Moorgewässer, wassergefüllte Steinbrüche, Ton- und Kiesgruben.

Als einzige heimische Molchart ist der Teichmolch auch regelmäßig an Gewässern mit hohem Fischbesatz zu finden. Allerdings müssen für eine erfolgreiche Entwicklung zumindest verwachsene Flachwasserzonen oder Flächen mit dichter Submersvegetation als Rückzugsort vorhanden sein.

Bevorzugt werden Gewässer, die zumindest teilweise an strukturreiche Offenlandschaften (Grünland, Staudenfluren, Nasswiesen, Brachen, Heideflächen, Erdaufschlüsse, Ruderalfluren, Gärten etc.) grenzen. Regelmäßig kommt die Art auch im Siedlungsbereich vor.

Hinweise zur Abgrenzung von Populationen: Betrachtungsmaßstab unterhalb Ebene Landkreis, i. d. R. Teichgebiet, Abgrabungsfläche, Moorkomplex u. ä.

Habitatkomplexe

  • Bergbaubiotope
  • Feuchtgrünland, Staudenfluren
  • Gehölze, Baumbestand
  • Ruderalfluren, Brachen
  • Stillgewässer inkl. Ufer
  • Sümpfe, Niedermoore, Ufer
  • Wälder

Habitatkomplexe Reproduktion

  • Bergbaubiotope
  • Stillgewässer inkl. Ufer
  • Sümpfe, Niedermoore, Ufer

Ökologische Charakterisierung

  • Gewässer
  • Gewässer mit besonderer Struktur
  • Moorgewässer
  • Standgewässer
  • Ufer

Höhenstufen

  • collin
  • montan
  • planar

Management


Beurteilung

Obwohl der Teichmolch in allen Regionen Sachsens noch immer die häufigste Molchart ist, sind mehrere Gefährdungen feststellbar, die neben den Laichgewässern auch die Landlebensräume betreffen. Spezielle Maßnahmen zum Schutz der Art sind jedoch nicht notwendig.

Management

  • Minderung von Barrierewirkungen zwischen den Teillebensräumen, z. B. durch Einrichtung und Betreuung (vorzugsweise stationärer) Amphibienleiteinrichtungen, zeitweilige Straßensperrung oder Straßenrückbau an Konfliktpunkten
  • Erhalt bzw. Pflege strukturreicher Laichgewässer, z. B. im Rahmen extensiver Teichnutzung
  • Biotopverbund zwischen bestehenden Laichgewässern und gezielte Neuanlage von Laichplätzen in gewässerarmen Agrar- und Waldlandschaften (z. B. Feuerlöschteiche)
  • Auenrenaturierung und Deichrückbau
  • Verringerung bewirtschaftungsbedingter Mortalität auf Agrarflächen (Pestizideinsatz, Tiefpflügen, Mahdfolge)
  • Entschärfung technischer „Amphibienfallen“ (Gullys, Licht- und Versorgungsschächte, Klärbecken etc.)

Gefährdungen


  • Eutrophierung und Verlandung von Laichgewässern, Verlust von Landlebensräumen (z. B. durch Grünlandumbruch)
  • Fischbesatz und Umwandlung ungenutzter Gewässer in Angelteiche
  • Individuenverluste durch Straßenverkehr während der An- und Abwanderung; „Falleneffekt“ an technischen Bauten, z. B. Gullys, Licht- und Versorgungsschächte, Klärbecken
  • Individuenverluste durch intensive Landnutzung, z. B. Pestizideinsatz, Düngung, Bodenbearbeitung, Mahd
  • Eintrag von Nähr- und Schadstoffen (Pestizide) in Laichgewässer
  • Zerschneidung und Zersiedelung von Teillebensräumen

Sonstiges


Literatur

  • Buschendorf, J. & R. Günther (1996): Teichmolch – Triturus vulgaris (Linnaeus, 1758). – In: Günther, R. (Hrsg.): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. – Gustav Fischer, Jena, Stuttgart, S. 174–195.
  • Kühnel, K.-D., A. Geiger, H. Laufer, R. Podloucky & M. Schlüpmann (2009): Rote Liste und Gesamtartenliste der Lurche (Amphibia) Deutschlands. Stand Dezember 2008. – In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Bd. 1: Wirbeltiere. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (1): 259–288.
  • Lindeiner, A. von (2007): Zur Populationsökologie von berg-, Faden und Teichmolch in Südwestdeutschland. – Supplement der Zeitschrift für Feldherpetologie 12, 94 S.
  • Rau, S., R. Steffens & U. Zöphel (1999): Rote Liste Wirbeltiere. – Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege 1999, hrsg. vom Sächsischen Landesamt für Umwelt und Geologie, Dresden, 23 S.
  • Rimpp, K. (2007): Teichmolch Triturus vulgaris (Linnaeus, 1758). In: Laufer, H., K. Fritz & P. Sowig (Hrsg.): Die Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs. – Ulmer, Stuttgart: 237–252.
  • Zöphel, U. & R. Steffens (2002): Atlas der Amphibien Sachsens. – Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege 2002, hrsg. vom Sächsischen Landesamt für Umwelt und Geologie, Dresden, 135 S.

Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes

Offizieller Artensteckbrief des LfULG; Stand: 10.02.2014
Bearbeiter: Marko Olias und Dr. André Günther (Naturschutzinstitut Freiberg)
Hinweise und Änderungsvorschläge bitte an: Holger.Lueg@smul.sachsen.de

Legende zum Artensteckbrief unter: https://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22872.htm;
Informationen zur Artengruppe für Sachsen: https://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22989.htm