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Pulsatilla vulgaris Mill. / Gewöhnliche Küchenschelle (Sachsen)

Synonyme


Anemone pulsatilla L., Gewöhnliche Kuhschelle, Pulsatilla germanica Blocki, Pulsatilla oenipontana Dalla Torre & Sarnth., Gewöhnliche Kuhschelle

Rechtlicher Schutz und Rote Liste


Artenschutzrechtlicher Schutzstatus:BG (besonders geschützt)
Rote Liste Sachsen:1 ((akut) vom Aussterben bedroht)

Allgemeine Arteninformationen


Taxonomie

Im fruchtenden und vegetativen Zustand nicht sicher von Pulsatilla pratensis unterscheidbar

Kennzeichen

Rosettenblätter feingliedrig, 2-3fach gefiedert, mit schmal-linealischen Blattzipfeln; während der Blüte sind Blätter weitestgehend noch nicht entwickelt; Blüten groß, leuchtend violett, Griffel im fruchtenden Zustand dicht behaart. Höhe: 10-50 cm. Blütenfarbe: blauviolett. Blütezeit: 3-5.

Biologie und Ökologie

Lebensform: Hemikryptophyt, Vorweiblichkeit. Insektenbestäubung (Bienen, Hummeln). Windausbreitung, Klettausbreitung.

Überregionale Verbreitung

Areal: temp.(subk)EUR, submed-subatl. Verbreitung in Deutschland: Die wärmeliebende Art hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland im Tiefland sowie in wärmeren mittleren Gebirgslagen. Im nordwestdeutschen Tiefland sowie im östlichen Ostdeutschland fehlt sie jedoch weitestgehend. Herkunft: Indigen.

Erhaltungszustand


Erhaltungszustand

ungünstig-unzureichend (Gutachterliche Bewertung)

Hinweise Erhaltungszustand

In Sachsen besteht nur noch ein Vorkommen der Art, das mit viel Engagement in einem günstigen Habitatzustand erhalten wird. Trotzdem ist ein Rückgang an blühenden Individuen und eine zunehmende Überalterung des Bestandes zu verzeichnen.

Prüfung und Erfassung


Verantwortlichkeit (Sachsen)

prioritäre Art für Maßnahmen

Untersuchungsstandards

Im fruchtenden und vegetativen Zustand nicht sicher von Pulsatilla pratensis unterscheidbar

Sonstige Arten-Attribute

  • Besonders störungsempfindlich

Vorkommen


Status Etablierung

Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)

Nachweisabsicherung

Ja

Langfristiger Bestandstrend

sehr starker Rückgang

Kurzfristiger Bestandstrend

mäßige Abnahme

Bestand

Ausbreitung der einzigen natürlichen Population durch gezielte Pflegemaßnahmen

Verbreitung und Einbürgerung

In Sachsen war die Art von jeher extrem selten und auf wenige Fundorte bei Leipzig (Leipziger Land) und Wurzen (Nordsächsisches Platten- und Hügelland) beschränkt. Die Vorkommen in Sachsen stellen die östliche Verbreitungsgrenze dar.

Vorkommenskarte

Vorkommenskarte

Naturraumkarte

Naturraumkarte

Phänologie


Phänogramm

Phänogramm

Lebensraum


Die Gewöhnliche Küchenschelle besiedelt Silikat-Halbtrockenrasen, Silikat-Magerrasen (V Koelerio-Phleion phleoidis, O Sedo-Scleranthetalia) sowie basenreiche Trockenrasen (Festuco-Brometea). Das aktuelle Vorkommen in Sachsen befindet sich im Bereich einer Porphyrkuppe auf flachgründigen Fels- und Schotterböden.

Habitatkomplexe

  • Heiden, Magerrasen

Habitatkomplexe Reproduktion

  • Heiden, Magerrasen

Ökologische Charakterisierung

  • Offene Landschaft, mittlere Habitate
  • Offene Landschaft, trockene Habitate

Höhenstufen

  • collin
  • planar

Management


Beurteilung

Pflegemaßnahmen führten zur Ausbreitung der Population

Handlungsbedarf aus Landessicht

  • Top 75-Art für den Artenschutz/ das Artenmanagement

Management

Ziel ist der Erhalt der Population am Wachtelberg als östlichen Vorposten der Art mit pflanzengeographischer Bedeutung. Für den Erhalt der Art sind vor allem die Vorkommen im Zentrum des Areals bedeutsam. Die künstliche Anlage weiterer, neuer Vorkommen am Arealrand, wo bereits klimatisch bedingte Probleme bei der Vermehrung zu beobachten sind, ist als nicht vorrangig einzuschätzen und sollte allenfalls in unmittelbarer Nähe zu bekannten Standorten stattfinden. Eine Pflege des Bestandes erfolgt seit mehr als 50 Jahren, insbesondere durch schonende Mahd sowie durch Zurückdrängen der Verbuschung und anderer konkurrenzstarker Pflanzen. Aufgrund der seltenen größeren Selbstvermehrung (in 100 Jahren etwa fünfmal) ist auch weiterhin eine zielgerichtete Betreuung des Bestandes erforderlich. Wichtig ist hierbei, eine kurzrasige und lückige Vegetationsstruktur herzustellen (vgl. z. B. PFEIFER et al. 2002, WALKER et al. 2011). Als förderlich wird daher auch eine Beweidung der Fläche eingeschätzt. Vorstellbar sind auch künstliche, kleinflächige Bodenverwundungen, in welche gezielt Diasporen aus dem Bestand eingebracht werden. Als populationsstärkende Maßnahme ist außerdem eine zusätzliche Anzucht und Ausbringung von Pflanzen in den Bestand auf Dauer förderlich, um das Vorkommen langfristig zu sichern (K. Zeibig, 2007). Derartige Maßnahmen sollten jedoch der initialen Ertüchtigung der Population dienen. Auch für den neu geschaffenen Bestand bei Taucha sind regelmäßig Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen erforderlich. Soll die Population langfristig gesichert werden, muss sie vergrößert werden.

Weitere Informationen

Zentrales Medium für die Sammlung von Artdaten in der Naturschutzverwaltung des Freistaates Sachsen ist die Zentrale Artdatenbank beim LfULG: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/8048.htm; Zur Verbreitung von Arten in Sachsen sind unter folgendem Link aktuelle Übersichtskarten abrufbar: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/infosysteme/cadenzaweb2014/commands.xhtml?Login.Anonymous

Gefährdungen


Am Wachtelberg besteht durch langjährige Pflege und Betreuung keine aktuelle Gefährdung. Eine potentielle Gefährdung ergibt sich durch zunehmende Sommertrockenheit und eine mögliche Vermarktung des Aussichtsturmes.

Sonstiges


Literatur

Aichele, D. & Schwegleb, H.-W. (1957): Die Taxonomie der Gattung Pulsatilla. Feddes Repertorium, 60 (1-3), S. 1-230. Fay, M. F. & Barlow, S. E. (2014): Anemone pulsatilla. Curtis Botanical Magazine 31 (1), S. 5-16. Hempel, W. (1971): Die Kuhschellen in Sachsen. Naturschutzarbeit und naturkundliche Heimatforschung in Sachsen 13, S. 34-37. Hensen, I.; Oberprieler, C. & Wesche, K. (2005): Genetic structure, population size, and seed production of Pulsatilla vulgaris Mill. (Ranunculaceae) in Central Germany. Flora 200 (1), S. 3-14. Kratochwil, A. (1988): Morphological Changes of Flowers in the Ontogeny of Pulsatilla vulgaris Mill. and their Significance For Taxonomic Differentiation. Bauhinia 9 (1), S. 15–36. Kratochwil, A. (1988): The Pollination Strategy of Pulsatilla vulgaris Mill. Flora 181 (5-6), S. 261–324. Pfeifer, E.; Holderegger, R.; Matthies, D. & Rutishauser, R. (2002): Populationsbiologische Untersuchungen an einer Flaggschiff-Art der Magerrasen: Pulsatilla vulgaris Mill. in der Nordostschweiz. Botanica Helvetica 112 (2), S. 153–171. Walker, K. J. & Pinches, C. E. (2011): Reduced grazing and the decline of Pulsatilla vulgaris Mill. (Ranunculaceae) in England, UK. Biological Conservation 144 (12), S. 3098–3105. Wells, T. & Barling, D. M. (1971): Biological Flora of British-isles - Pulsatilla vulgaris Mill - (Anemone Pulsatilla L). Journal of Ecology 59 (1), S. 275–292.

Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes

29.10.2015; Katrin Landgraf, Frank Richter, Steffi Hempel; Hinweise und Änderungsvorschläge bitte an: dietmar.schulz@smul.sachsen.de Legende zum Artensteckbrief unter: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22872.htm; Informationen zur Artengruppe für Sachsen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/23411.htm