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Bembidion argenteolum Ahrens, 1812 / Silberfleck-Ahlenläufer (Sachsen)

Rechtlicher Schutz und Rote Liste


Rote Liste Deutschland:3 (gefährdet)
Rote Liste Sachsen:1 ((akut) vom Aussterben bedroht)

Bildautor: J. Trautner © 2008

Allgemeine Arteninformationen


Taxonomie

Die Arten der Untergattung Bracteon neigen im Gegensatz zu zahlreichen anderen Ahlenläufern der Gattung Bembidion nicht zur Rassenbildung.

Kennzeichen

Dieser flugfähige Laufkäfer ist ca. 6-7,5 mm groß.

Biologie und Ökologie

Bembidion argenteolum ist ihren verwandten Arten Bembidion litorale und Bembidion velox ähnlich und lebt mit diesen gelegentlich in sich überschneidenden Habitatstrukturen, zumeist in dynamischen Flussauen, zusammen. Die Entwicklung vollzieht sich im Frühsommer beginnend nach der Eiablage in feuchtem feinkörnigem Sand über drei Larvalstadien (KLEINWÄCHTER et al. 2006). Bembidion argenteolum ist Imaginalüberwinterer (LINDROTH 1945).

Überregionale Verbreitung

Die Verbreitung ist rein nordpaläarktisch und erstreckt sich von Mittelfrankreich über Sibiren bis nach Fernost (Amur, Ussuri) (MADDISON 1993, BRÄUNICKE & TRAUTNER 1999).

Erhaltungszustand


Erhaltungszustand

  • ungünstig-unzureichend
  • ungünstig-schlecht

Hinweise Erhaltungszustand

Wie alle Arten der Untergattung Bracteon ist Bembidion argenteolum von starken Arealverlusten bedroht. In Mitteleuropa sind starke Rückgange in Tschechien und Teilen Deutschlands, besonders im Süden, zu verzeichnen.

Prüfung und Erfassung


Relevanz bei Eingriffen

  • Wasserbau

Untersuchungsstandards

Die Erfassung von Bembidion argenteolum gestaltet sich verhältnismäßig einfach. Sie ist am zweckmäßigsten während der Hauptaktivitätszeit durch Handaufsammlungen, Ausschwemmen von Sand und Kies und falls erforderlich, durch Bodenfallen (Larven) zu realisieren. Die Bestimmung gelingt versierten Artenkennern sogar im Gelände, jedoch ist die Aufbewahrung von einzelnen Belegen erforderlich.

Sonstige Arten-Attribute

  • Zielart Biotopverbund (Bundesland)

Vorkommen


Status Etablierung

Potenzielles Vorkommen (aus angrenzenden Gebieten bekannt)

Bemerkung zum Status

In Sachsen gilt die Art formal als ausgestorben. Angesichts aktueller Funde sowohl aus Brandenburg, Sachsen-Anhalt als auch aus Tschechien (BLAŽEJ et al. 2007) ist davon auszugehen, dass sich die Art in lokalen Populationen in Sachsen halten konnte. Da von der Elbe aus Tschechien im Bereich des Elbsandsteingebirges und stromaufwärts keine aktuellen Funde bekannt sind, bleibt zu vermuten, dass sie sogar aus Deutschland kommend, nach den Hochwasserereignissen der vorangegangenen Jahre auf entsprechenden Sedimentablagerungen wieder einwandern und Fuß fassen konnte. Hier liegt offenbar ein deutliches Erfassungsdefizit im Bereich der Rohbodenstrukturen der Flussufer in Sachsen vor.

Nachweisabsicherung

Ja

Verbreitungskarte

Verbreitungskarte

Bestand

Aus Sachsen liegen derzeit nur drei etwa 100 Jahre alte Funde mit sehr ungenauen Angaben zu Fundort (Dresden) vor.

Regionales Vorkommen

  • Oberes Elbtal/Osterzgeb.: Nachweis vor 1945

Verbreitung und Einbürgerung

Es wird angenommen, dass in Sachsen noch nicht entdeckte Populationen vorkommen.

Phänologie


Phänogramm

Phänogramm

Erläuterung Phänologie

Die Hauptaktivitätszeit erstreckt sich von Ende April bis in den Frühsommer im Juni. Besonders an wärmeren Tagen sind die Tiere während des Sonnenscheins aktiv. Die zweite Spitze der Aktivitätsdominanzen wird Ende Juli bis August und Anfang September erreicht, wenn die neuen Imagines geschlüpft sind.

Lebensraum


Bembidion argenteolum siedelt in ausgedehnten naturnahen Rohbodenstrukturen mittlerer und größerer Flüsse des Hügel- und Tieflandes. Auch natürliche und anthropogene Auflandungen von Sand an der Küste werden besiedelt. Optimal sind ausgedehnte Sandbänke, Kiesheger und Sandstrände in denen die Sedimente in Fraktionen ihrer unterschiedlichen Korngrößen abgelagert sind. Bevorzugt werden dort feinsandige, vegetationsarme Strukturen bewohnt. Der Flächenanspruch und die Präferenz einer bestimmten Bodenfeuchte wird nach BRÄUNICKE & TRAUTNER (2007) als "mittel" angegeben. Gelegentlich werden auch Sekundärhabitate wie Kies- Sand- und Tongruben angenommen.

Lebensräume nach Artenschutzrecht

In Sachsen werden hauptsächlich die Lebensräume: Flüsse mit Schlammbänken (FFH-LRT 3270) und Fließgewässer mit Unterwasservegetation (FFH-LRT 3260) bewohnt.

Habitatkomplexe

  • Fließgewässer, Quellen

Habitatkomplexe Reproduktion

  • Fließgewässer, Quellen

Ökologische Charakterisierung

  • Fließgewässer
  • Gewässer mit besonderer Struktur

Höhenstufen

  • collin
  • planar

Management


Beurteilung

Der Kenntnisstand zu den tatsächlichen Vorkommen in Sachsen ist lückenhaft.

Management

Die wichtigsten Schutzmaßnahmen sind die Erhaltung verbliebener besiedlungsfähiger Abschnitte von Elbe, Spree, Mulde und weitere Flüsse. Weiterhin sollten alle Möglichkeiten der Renaturierung von Flussufern genutzt werden. Auch Sekundärhabitate wie Kies- und Tongruben in Flussnähe sollten wenigsten als temporäre Lebensräume in ihrer Funktion als Trittsteinbiotop nicht unterschätzt werden. Die Wasserrahmenrichtlinie der EU (2000) lässt hier verschiedene Optionen zur Umsetzung von Naturschutzinteressen zu.

Gefährdungen


Als Bewohner dynamischer Flussauen wird Bembidion argenteolum durch Unterbindung der natürlichen Fließgewässerdynamik und damit durch Arealverlust am stärksten beeinträchtigt. Zu den bedeutendsten Beeinträchtigungen zählen Querverbauungen wie Wehre, Staubecken, Schleusen, Kraftwerksanlagen sowie Ufereinfassungen- und Bebauungen sowie Vertiefungen von Fahrrinnen.

Sonstiges


Literatur

BLAŽEJ, L., FARKAČ, J., HÄCKEL, M. & R. SEHNAL (2007): Faunistic records from the Czech Republic, 238. Coleoptera, Carabidae. - Klapalekiana 43 (3/4): 213-214. BRÄUNICKE, M. & J. TRAUTNER (1999): Die Ahlenläufer-Arten der Bembidion-Untergattungen Bracteon und Odontium, Verbreitung, Bestandssituation, Habitate und Gefährdung charakteristischer Flussaue-Arten in Deutschland. – Angewandte Carabidologie, Supplement 1, 79-94, Filderstadt. GEBERT, J. (2006): Die Sandlaufkäfer und Laufkäfer von Sachsen, Beiträge zur Insektenfauna Sachsens, Teil 1, Band 4 (Cicindelini-Loricerini). - Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 10: 180 S. Dresden. HORION, A. (1941): Faunistik der deutschen Käfer, Band 1, Adephaga - Caraboidea. - Krefeld, 1 - 463. KLEINWÄCHTER, M, & O. LARINK (2006): The larvae of the palaearctic species of the subgenus Bracteon Bedel, 1879 (Coleoptera: Carabidae: Bembidion). - Braunschweiger Naturkundliche Schriften 7 (3): 653-660. LINDROTH, C. H. (1945): Die Fennoskandischen Carabiden I, Spezieller Teil. - Elanders (Göteborg): 709 S. MADDISON, D. R. (1993): Systematics of the Holarctic beetle subgenus Bracteon and related Bembidion (Coleoptera: Carabidae). - Bulletin of the Museum of Comparative Zoology, 153 (3): 143-299. RAT DER EUROPÄISCHEN UNION (2000): Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik (ABl. L 327 vom 22.12.2000: S. 1-83.

Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes

Stand 05.05.2011; Bearbeiter: Jörg Gebert (EFG)