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Lynx lynx (Linnaeus, 1758) / Luchs

Synonyme


Eurasischer Luchs, Nordluchs, Lynx lynx

Rechtlicher Schutz und Rote Liste


Artenschutzrechtlicher Schutzstatus:SG (streng geschützt)
FFH:FFH-II (Anhang II - Art der FFH-Richtlinie (1992)), FFH-IV (Anhang IV - Art der FFH-Richtlinie (1992))
Rote Liste Deutschland:1 ((akut) vom Aussterben bedroht)

Allgemeine Arteninformationen


Taxonomie

  • Einige Autoren verwenden die Terminologie »Nordluchs« für die gesamte Art, in diesen Fällen wird dann die Unterart Lynx lynx lynx im Deutschen als »Europäischer Luchs« bezeichnet.
  • Nach aktuellem Stand der Forschung wird die Art in 9 Unterarten aufgeteilt:

  • o Nordluchs (Lynx lynx lynx, Linné, 1758) (Nominatform)
    o Karpatenluchs (Lynx lynx carpathicus)
    o Balkanluchs (Lynx lynx martinoi)
    o Kaukasusluchs (Lynx lynx dinniki)
    o Turkestanluchs (Lynx lynx isabellinus)
    o Altailuchs (Lynx lynx wardi)
    o Baikalluchs (Lynx lynx kozlovi)
    o Sibirische Luchs (Lynx lynx wrangeli)
    o Amurluchs (Lynx lynx stroganovi)
    In Europa kommen die ersten vier Unterarten vor.

Kennzeichen

  • größter einheimischer Vertreter der Felidae - Schulterhöhe: 50-70 cm, Kopf-Rumpf-Länge: 80-120 cm, Schwanzlänge: 12-25 cm
  • Weibchen wiegen 17-24 kg; Männchen wiegen 18-32 kg
  • Luchse wirken hochbeinig, sie sind etwa Schäferhundgroß und haben einen runden Kopf mit kurzer Schnauze. Typisch sind die ca. 4 cm langen Haarbüschel (Pinsel) an den Ohren und der Stummelschwanz mit dem schwarzen Ende. Luchse besitzen vergleichsweise große Pfoten (mit einziehbaren Krallen) mit dichtem Haarpolster und haben als adulte Tiere einen ausgeprägten Backenbart.
  • die Fellfärbung variiert von rötlich-braun bis grau-beige, Kinn- und Bauchfell sind cremeweiß. Die Fleckenmusterung ist ebenfalls variabel, es wird zwischen groß gefleckt, klein gefleckt, schwach oder ungefleckt und Rosetten unterschieden. Alle vier Färbungsmuster können in der gleichen Population nebeneinander vorkommen.
  • Verwechslungsmöglichkeiten: keine in Deutschland

Biologie und Ökologie

  • Höchstalter: bis etwa 15 Jahre im Freiland, bis zu 25 Jahre in Gefangenschaft
  • Einzelgänger mit festen Territorien, in denen fortpflanzungsfähige Luchse desselben Geschlechts nicht toleriert werden (intrasexuelle Territorialität).
  • Reviergrößen in Mitteleuropa: Männchen etwa 150-400 km², Weibchen etwa 50-200 km²; in Skandinavien können die Wohngebiete mehr als 1000 km² groß sein
  • Geschlechtsreife: Luchsin mit etwa 21 Monaten, Kuder mit etwa 33 Monaten
  • die Paarungszeit erstreckt sich von Februar bis April, bei einer Tragzeit von 68 bis 72 Tagen werden Ende Mai/Anfang Juni meist zwei (1-5) Jungtiere geboren; die Jungtiere werden ca. 3 Monate gesäugt und können der Mutter mit etwa 8 Wochen zum gerissenen Beutetier folgen; der Kuder beteiligt sich nicht an der Jungenaufzucht
  • Dismigration der Jungtiere: mit 10-11 Monaten werden die Jungtiere aus dem Revier der Mutter vertrieben – Suche nach eigenem Revier; nur etwa jedes zweite Jungtier überlebt den ersten Winter
  • Lebensraum: in Europa Besiedlung aller Waldtypen von mediterranen Hartlaubwäldern bis zu borealen Nadelwäldern in Gebirge und Tiefland, wobei alte hohe Laub- und Mischwälder mit dichtem Unterholz bevorzugt werden
  • die Anzahl der Luchse pro Flächeneinheit ist durch das Territorialsystem begrenzt und wird vor allem durch das Nahrungsangebot reguliert; in Mitteleuropa geht man von etwa 1-3 Luchsen pro 100 km² aus
  • reiner Fleischfresser, Hauptbeute sind kleine Paarhufer wie Reh und Gämse (ein Luchs benötigt etwa ein Tier dieser Größe pro Woche); aber auch Rotwildkälber, Steinbock, Mufflon, Feldhase, junge Wildschweine, Fuchs, Dachs, Marder, Eichhörnchen, sonstige Kleintiere und Vögel gehören zu seinem Beutespektrum
  • Aktivität allem während der Abend- und Morgendämmerung, die Jagd erfolgt meist am Abend; Anschleich- und Überraschungsjäger; die kräftigen langen Hinterbeine ermöglichen ein enormes Sprungvermögen, auf kurzen Sprints kann der Luchs bis zu 70 Stundenkilometer erreichen, er ist jedoch kein langer Hetzjäger; die Tötung der Beute erfolgt durch gezielten Biss in Kehle oder Nacken
  • Natürliche Todesursachen: Alterstod, Verhungern, Erfrieren, Verletzungen, Krankheiten (vor allem Räude, Tollwut), natürliche Feinde wie z.B. Wolf, Vielfraß, Braunbär (v.a. für Jungtiere)

Überregionale Verbreitung

  • ursprünglich in fast ganz Europa mit Ausnahme der Iberischen Halbinsel verbreitet
  • bis Anfang des 20. Jahrhunderts große Arealverluste - lediglich in den Karpaten, im Balkangebiet, sowie in Nordeuropa konnten isolierte, häufig stark dezimierte Populationen überleben
  • nach teilweiser Unterschutzstellung in den 1950er Jahren - langsame Erholung der Bestände
  • vor allem in West- und Mitteleuropa kam es seit 1970 zu zahlreichen Wiederansiedlungen, dennoch ist seine Verbreitung bis heute lückenhaft und besteht aus kleinen, isolierten Populationen
  • lediglich drei relativ gesicherte Populationen: in Skandinavien, im Baltikum und in den Karpaten
  • in Mitteleuropa Vorkommen vor allem in Gebirgsregionen
Quelle: M. von Arx, Ch. Breitenmoser-Würsten, F. Zimmermann and U.Breitenmoser (Eds.)2004: Status and conservation of the Eurasian lynx (Lynxlynx) in Europe in 2001. KORA Bericht No. 19: 1-330. sowie Eurasian LynxOnline Information System ELOIS

Erhaltungszustand


Erhaltungszustand

ungünstig-schlecht

Vorkommen


Langfristiger Bestandstrend

sehr starker Rückgang

Kurzfristiger Bestandstrend

deutliche Zunahme