Allgemeine Arteninformationen
Kennzeichen
• Das Moos bildet dichte, grau-, oliv- oder gelblich-grüne Rasen, die bis 5 cm hoch werden können
• Die Blättchen sind 2,5-6,5 mm lang, feucht aufrechtabstehend, trocken anliegend, lanzettlich
• Sie besitzen an der Spitze ein trockenes fast rechtwinklig abstehendes, gezähntes Glashaar, das den Pflanzen ein charakteristisches Aussehen verleiht
• Die Blattrippe ist breit und nimmt 1/3 bis ¾ der Blattbreite ein
• Sporophyten werden selten ausgebildet; charakteristisch ist die schwanenhalsartig gebogene Seta
Biologie und Ökologie
• Vegetative Ausbreitung: durch abbrechende Blätter und Sprossteile
• Generative Ausbreitung: erfolgt durch in Sporophyten gebildete Sporen; Sporophyten wurden bisher in Sachsen selten festgestellt
• die Art bevorzugt nährstoffarme, sauer-humose Substrate und besitzt aus diesem Grund ihren Schwerpunkt in Silikatgebieten und in Gebieten mit anstehendem nährstoffarmem Sand; auf nährstoffreichen Substraten und auf Kalk ist die Art nicht anzutreffen
• im Herkunftsgebiet ist Campylopus introflexus auf verschiedensten Substraten, meist auf Erde und Humus, seltener auf Gestein zu finden
Überregionale Verbreitung
• Herkunftsgebiet: Südhemisphäre (Neuseeland, Australien, Neukaledonien, Neuguinea, südliches Afrika, Reunion, südliches Südamerika, subantarktische Inseln, Antarktis)
Vorkommen
Status Etablierung
Neobiota, etabliert
Verbreitung und Einbürgerung
• verbreitet, jedoch in waldarmen Gebieten selten oder fehlend
Einbürgerung:
• Einbürgerungszeit: erste Beobachtung in Europa 1941 in England, erstmals in Deutschland 1967 im Münsterland, in Sachsen erstmals um 1980
• Einbürgerungsgrad in Sachsen: neuheimisch, d. h. auch in naturnaher Vegetation etabliert und sich haltend
• Einbürgerungsweise: der genaue Hergang der Einschleppung in England ist nicht bekannt, Ausbreitung von England ausgehend im kontinentalen Europa
Lebensraum
• an trockenen bis frischen, nährstoffarmen, sauer-humosen Standorten, z. B. auf trockenen Waldböden, in Zwergstrauchheiden, Steinbruchhalden, auf Totholz, in Sandgruben, an sandigen Wegrändern, an sandig-grusigen Böschungen, auf Silikatfels
Management
Beurteilung
naturschutzfachlich:
• die Art hat sich in den letzten drei Jahrzehnten massiv in Sachsen ausgebreitet und bildet speziell in Bereichen mit nährstoffarmen, sauerhumosen Substraten (z. B. in Zwergstrauchheiden, auf grusigem Silikatfels, auf Bergwerkshalden) große Bestände aus; die Ausbreitung der Art ist noch nicht abgeschlossen, sie wird ständig von neuen Fundorten gemeldet
• Verdrängung von Gefäßpflanzen und insbesondere von für heideartige und magere Standorte charakteristischen indigenen Moosen und Flechten
• großflächige Dominanzbestände der Art wirken sich auf die charakteristische Artenzusammensetzung aus; sie verändern ganze Lebensgemeinschaften und die Standortbedingungen
• die Ansiedlung anderer Moose und Flechten der Zwergstrauchheiden und die Keimung vieler Gefäßpflanzen wird durch die Art verhindert
wirtschaftlich:
• keine wirtschaftliche Bedeutung bekannt
Fazit:
Die Art hat sich in den letzten drei Jahrzehnten massiv in Sachsen ausgebreitet und ist mittlerweile verbreitet, in manchen Regionen häufig. Sie ist im Gebiet offenbar noch in weiterer Ausbreitung begriffen und hat momentan noch nicht alle ihre zusagenden Standorte erreicht. Auf nährstoffarmen, sauer-humosen Substraten bildet die Art in Sachsen in bestimmten Lebensräumen (z. B. Zwergstrauchheiden, grusiger Silikatfels,
Bergbauhalden) großflächige Dominanzbestände aus und verdrängt indigene Arten. Wirkungsvolle Bekämpfungsmaßnahmen sind nicht bekannt.
Management
• zur direkten Bekämpfung von Campylopus introflexus liegen bisher kaum Erfahrungen vor
• angesichts der enormen Ausbreitungsfähigkeit der Art bestehen für Gegenmaßnahmen kaum Erfolgsaussichten
Weitere Informationen
Wissensdefizite:
• geeignete Eindämmungs-, Rückdrängungs- bzw. Bekämpfungsmaßnahmen
• Ausbreitungsgeschwindigkeit
• Verdrängung anderer Arten
• wirtschaftliche Bedeutung
Sonstiges
Literatur
• MÜLLER, F., 2004: Verbreitungsatlas der Moose Sachsens. lutra-Verlag, Tauer, 309 S.
Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes
28.04.2010; Dr. F. Müller