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Eriocheir sinensis Milne-Edwards, 1853 / Chinesische Wollhandkrabbe (Hessen)

Synonyme


Ericheir sinensis, Grapsus sinensis de Haan

Allgemeine Arteninformationen


Kennzeichen

• Männchen haben einen dichten Haarpelz an den Scheren (Wollhand)
• Rückenpanzer (Carapax) ist breiter als lang, quadratisch bis trapezförmig, bis zu 7,5 cm (ausnahmsweise bis 10 cm) lang; keine Größenunterschiede zwischen den Geschlechtern
• Stirn trägt vier scharfe Dornen, die durch Einschnitte getrennt sind, wobei der mittlere der tiefste ist; die vorderen Seitenränder tragen vier nach vorn gerichtete Dornen; Stirn und Seitenränder sind fein gezähnt
• Gesamtbreite der Wollhandkrabbe einschließlich der langen Beine bis 30 cm; Gewicht ausgewachsener Tiere zwischen 70 und 200 g
• Rückenpanzer olivgrün oder braun gefärbt
• vorderes Extremitätenpaar zu Scherenhänden umgewandelt; vier Laufbeinpaare lang und abgeflacht nahe der Kanten mit Haarsäumen versehen

Biologie und Ökologie

• Eigenheit dieser Art sind die flussaufwärts gerichteten Massenwanderungen
• lebt als erwachsenes Tier im Süßwasser, benötigt zur Entwicklung aber salziges Wasser – Reproduktionswanderung flussabwärts (katadrome Wanderung wie beim Aal)
• im Meer geschlüpfte Krabben verbleiben dort etwa ein Jahr, um dann in die Ströme einzuwandern
• Mit Beginn der Paarungszeit im Spätsommer wandern die erwachsenen Tiere flussabwärts zum Meer, Migration mit Tagesleistungen von acht bis zwölf Kilometern.
• Die zuerst in den tidebeeinflussten Mündungen eintreffenden Männchen passen dort die Weibchen ab, nach der Paarung wandern die Weibchen bis in den stark salzbeeinflussten Mündungsbereich und laichen dort binnen 24 Stunden ab. Die Eier tragen sie bis kurz vor dem Schlupf der Larven unter ihrem auf der Bauchseite eingeklappten Abdomen (Pleon), angeklebt an den Abdominalbeinen (Pleopoden); pro Weibchen werden sehr hohe Eizahlen (250.000 bis 900.000) erreicht. Die Tragezeit beträgt etwa vier Monate; anschließend laufen die Weibchen zurück in die Brackwasserzone der Flussmündungen und geben dort die schlupfreifen Eier ins Wasser ab, danach sterben die Muttertiere; Männchen und Weibchen pflanzen sich nur einmal fort.
• Aus dem Ei schlüpft ein frei schwimmendes Larvenstadium (Zoea), nach fünf Häutungen wird ein bodenlebendes Larvenstadium (Megalopa) erreicht, das sich nach einer Häutung zu einer etwa drei Millimeter großen Jungkrabbe umwandelt, diese entspricht anatomisch den ausgewachsenen Tieren. Die älteren Larvenstadien benötigen einen höheren Salzgehalt im Wasser und können nicht im reinen Süßwasser überleben, während dies für ausgewachsene Krabben ohne Probleme möglich ist.
• Die sich aus den Larven entwickelnden Krabben wandern im Frühjahr (April/Mai) wieder in die Flussläufe ein; bis zum Erreichen der wanderfähigen Größe vergehen anderthalb bis zwei Jahre; vor dem Wandern sammeln sich die Tiere im tieferen Wasser, um dann gemeinsam aufwärts zu wandern; Wanderung gegen die Strömung braucht mehrere Jahre; Wandergeschwindigkeit bei Jungtieren etwa einen Kilometer/Tag, bei älteren Tieren bis zu drei Kilometer/Tag mit einer Jahresleistung von 200 bis 250 Kilometern; größere Hindernisse werden notfalls auf dem Landweg umgangen, selbst senkrechte Betonwände werden überklettert.
• Wollhandkrabben erreichen die Geschlechtsreife mit etwa fünf bis sechs Jahren und nehmen dann an der katadromen Reproduktionswanderungteil.
• In Uferrändern werden Wohnhöhlen gegraben, Schutz auch unter Steinen und im weichen Sediment; Aufenthalt zwischenzeitlich auch an Land möglich.
• Nahrung besteht zu etwa Dreivierteln aus pflanzlichem Material und richtet sich vor allem nach dem Angebot; Muscheln werden bevorzugt aufgenommen, um mit deren Schale den Eigenbedarf an Kalk zu decken, Fischbrut und gesunde, bewegliche Fische werden nicht gefressen.
• Wollhandkrabben - vor allem die weichen, sich in Häutung befindlichen Tiere - werden von Aalen, Barschen, Alanden und anderen Fischen gezielt gesucht und gefressen; einzige Vogelart, die die Art gelegentlich in höheren Mengen fängt, ist der Graureiher.

Überregionale Verbreitung

Herkunftsgebiet: stammt aus dem ostasiatischen Raum entlang der Küste von China, Japan und Korea, Provinz von Fujian in Höhe von Taiwan, insbesondere das Ästuar des Jangtsekiang-Stromes
Aktuelle Verbreitung in Europa: Nord-/Ostseeanrainer bis zum Nordende des Bottnischen Meerbusens verbreitet, Holland, Belgien, Frankreich (Flusssysteme von Seine, Loire und Gironde bis in die künstlichen Lagunen der Mittelmeerküste), im Mittelmeer und den Mittelmeerzuflüssen derzeit noch selten, Großbritannien (Themse), Schottland (Clyde)
Aktuelle Verbreitung in Deutschland: flächendeckend verbreitet, Flusssysteme Elbe, Weser, Ems, Rhein mit Nebengewässern und Oder

Prüfung und Erfassung


Sonstige Arten-Attribute

  • Invasive gebietsfremde Art der Unionsliste der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 inkl. aller Ergänzungen
  • Durchführungsverordnung (EU) Nr. 2016/1141 vom 13. Juli 2016
  • Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertung für gebietsfremde aquatische Pilze, Niedere Pflanzen und Wirbellose Tiere (BfN-Skripten 458)

Phänologie


Phänogramm

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