Art suchen:
Bundesland auswählen:

Phedimus spurius (M.Bieb.) 't Hart / Kaukasus-Fetthenne (Sachsen)

Synonyme


Asterosedum spurium (M.Bieb.) Grulich

Rechtlicher Schutz und Rote Liste


Rote Liste Sachsen:(*)

Allgemeine Arteninformationen


Kennzeichen

Bodendecker mit hellbraunen, verholzten Sprossen und einem Blattschopf oder aufrechten Blütenstand am Ende. Die Knoten der Triebe sind nur sehr selten bewurzelt. Blätter flach, oval, fleischig und oberwärts gezähnt bis gekerbt. Aufrechte Stengel (bestenfalls niederliegend) bis 20 cm hoch, nicht oder wenig verzweigt. Im Winter ohne Blattrosette an der Spitze. Blütenstände doldenartig mit dunkelroten oder weißen Blüten. Verwechslungsmöglichkeit Phedimus hybridus (Stengel kriechend, stark verzweigt. Im Winter mit rosettenartig gehäuften Blättern an der Spitze), Ph. kamtschaticus (Stengel unverzweigt, Blätter entweder hell- oder dunkelgrün; Blüten 1,5 bis 2 cm Durchmesser. Kronblätter stachelspitzig; Pflanze meist mit einem terminal beblätterten oder unbeblätterten Blütenstand) und Ph. floriferum (Stengel zumeist mit einigen Verzweigungen. Blätter stets dunkler grün. Blüten 1,2 bis 1,3 cm Durchmesser. Kronblätter spitz; Pflanze mit mehreren kurzen, axillar beblätterten Blütenständen).

Biologie und Ökologie

Wuchsverhalten: Sehr variable Wuchsform, verfügt über große Anpassungsfähigkeit. Kann dichte Teppiche (Dominanzbestände) bilden. Verträgt sehr trockene und warme, aber auch halbschattige Standorte; resistent gegen Frost.
Vegetative Ausbreitung: Vermehrt sich sehr schnell vegetativ durch Ausläufer. Aus kleinesten P?anzenteilen, Blättern oder Trieben können neue P?anzen entstehen.
Generative Ausbreitung: Vermehrung über Samen spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Verbreitungswege: Fernausbreitung v.a. durch Verschleppung von Pflanzenteilen möglich. Im Handel verfügbar.

Überregionale Verbreitung

Herkunftsgebiet: Kaukasus (Osttürkei, Nordiran, Georgien)
Aktuelle Verbreitung in Europa: In beinah allen Ländern Europas verbreitet (www.europe-aliens.org), langsame Ausbreitung.
Aktuelle Verbreitung in Deutschland: In Deutschland häufig, jedoch mit größerer Verbreitungslücke nördlich von Sachsen mit Ausnahme Verbreitungsschwerpunkt im Berliner Raum. Gegenwärtig langsame Ausbreitung (www.deutschlandflora.de).

Prüfung und Erfassung


Sonstige Arten-Attribute

  • Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertung für gebietsfremde Gefäßpflanzen (BfN-Skripten 352)

Vorkommen


Status Etablierung

Neobiota, etabliert

Bemerkungen Neobiota

(*) Neobiota etabliert, stabil oder in Ausbreitung befindlich

Nachweisabsicherung

Nein

Langfristiger Bestandstrend

deutliche Zunahme

Kurzfristiger Bestandstrend

deutliche Zunahme

Bestand

Aktuelle Verbreitung in Sachsen: Die Art ist in Sachsen häufig und bis ins obere Bergland anzutreffen. Im Raum Nossen/ Rosswein ist die Art in Ausbreitung (Uhlmann 2005), in der gesamten Oberlausitz zerstreut (Otto 2012); Vorkommen in über 100 MTB-VQ (Gutte 2001).

Verbreitung und Einbürgerung

Einbürgerungszeit: 1808 im Botanischen Garten Berlin kultiviert und ab 1817 als Zierpflanze in Leipzig zum Verkauf angeboten. Vor 1880 in Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) nachgewiesen.
Einbürgerungsgrad in Sachsen: Vollständig eingebürgert
Einbürgerungsweise: Ausbreitung von Gärten aus in naturnahe Lebensräume und dort verwildert. Auch Verwendung zur Begrünung von Dächern, Wegen und Mauern und als Anpflanzung auf Friedhöfen.

Vorkommenskarte

Vorkommenskarte

Phänologie


Phänogramm

Phänogramm

Lebensraum


Lebensraum im Herkunftsgebiet: Besiedelt vorwiegend felsige, trockene und nährstoffarme Standorte in 400 bis 1800 m Höhe (Acar 2003).
Lebensraum in Sachsen: Häufig verwildert im Siedlungsbereich mit Schwerpunkt auf Friedhöfen und Burgen (Hetzel 2006), weiterhin auf Bahnanlagen, Böschungen, Mauern und Felsen (Gutte et al. 2013). In der Oberlausitz an Felsen, sandigen und steinigen Ruderalstellen (Otto 2012). Im Raum Nossen/ Rosswein u.a. an der Mauer des Klosters Altzella, am Schloss Nossen und am Gleisberg (Uhlmann 2005).

Ökologische Charakterisierung

  • Felsen, Höhlen
  • Offene Landschaft, trockene Habitate

Höhenstufen

  • collin
  • hochmontan
  • montan
  • planar
  • subalpin

Management


Beurteilung

Naturschutzfachliche Beurteilung:
• Rasche Ausbreitung auf trockenen Standorten (Felsen, Mauern, Böschungen, flachgründige Ruderalstellen). Verdrängung seltener und teilweise gefährdeter einheimischer Arten (z. B. auf Felsen Heide-Ehrenpreis Veronica dillenii und Frühlings-Ehrenpreis Veronica verna, Blachnik 2011)
• an Felsstandorten Akkumulierung von Feinerde und Ausbildung geschlossener Bodenmatten, die Gehölzaufwuchs und Bewaldung fördern (Blachnik 2011)
• Veränderung von Vegetationsstrukturen durch Bildung von Massenvorkommen >100 m² (Hetzel 2006)
• durch gute Anpassung an warme und trockene Standorte Förderung durch Klimawandel möglich (Pompe et al. 2011)

Betroffene Schutzgüter:
• Offene Felsbildungen
• Trocken- und Halbtrockenrasen

Wirtschaftliche Beurteilung: Keine relevanten wirtschaftlichen Auswirkungen.

Negative gesundheitliche Auswirkungen: Keine gesundheitlichen Auswirkungen bekannt oder zu erwarten.

Wissensdefizite in Sachsen:
• Verbreitung und Ausbreitung
• Invasionsrisiko auf trockenen Standorten und an Felsen

Fazit für Sachsen: Eine Früherkennung und Meldung von Vorkommen ist wichtig, um die weitere Verschleppung zu vermeiden. Das Invasionsrisiko ist aufgrund mangelnder Kenntnis noch nicht abschließend einzuschätzen.

Management

Präventive Maßnahmen:
• Nicht ausbringen! Stattdessen einheimische Dickblattgewächse anpflanzen.
• Handelsverzicht
• Öffentlichkeitsarbeit

Bekämpfungsstrategien:

• für Standorte mit nur wenigen Quadratmetern der Kaukasus- Fetthenne: Abdunkeln über mehrere (mind. 5) Monate und danach Neusaat
• unerwünschte Jungtriebe regelmäßig ausreißen
• mechanische Bekämpfung ist nur mit handgeführten Gartengeräten oder durch Abtrag des gesamten Bodens sinnvoll (SKEW 2006, Blachnik 2011) 
Ausführliche Informationen über erfolgreiche Bekämpfungsmaßnahme unter: http://www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/doc/an36104blachnik_2014_diabasfelsen.pdf http://www.roek.wzw.tum.de/fileadmin/user_upload/PDF/Blachnik_2011_Sedum_spurium_Zwischenbericht.pdf  

Nicht zu empfehlende Maßnahmen:
• Hacken führt zur weiteren Ausbreitung, weil sich die Pflanzenteile neu bewurzeln
• eine chemische Bekämpfung ist schwierig, da Sedum (Phedimus)-Arten eine hohe Herbizid-Verträglichkeit zeigen (Stutz et al. 2008)

Handlungsbedarf: Der Handlungsbedarf für ein Management ist in vielen Einzelfällen gegeben. Günstig sind frühzeitige Bekämpfungsmaßnahmen.

Für das Management von Neobiota in Sachsen beachten Sie auch die offiziellen Seiten des Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL): http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34835.htm ; insbesondere auch die Arbeitshilfen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34838.htm
 
Zentrales Medium für die Sammlung von Artdaten in der Naturschutzverwaltung des Freistaates Sachsen ist die Zentrale Artdatenbank beim LfULG: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/8048.htm;
Aktuelle Übersichtskarten der Verbreitung von Arten in Sachsen können unter folgendem Link abgerufen werden: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/infosysteme/cadenzaweb2014/commands.xhtml?Login.Anonymous</p  Meldungen an die Regionalverantwortlichen der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker (AGsB) werden jährlich in die Zentrale Artdatenbank übernommen.

Handlungsbedarf Neobiotamanagement

Handlungsbedarf Neobiotamanagement

Handlungsbedarf für ein Management in zahlreichen Einzelfällen vorhanden

Sonstiges


Literatur

Sachsen:
Gutte, P. (2001): Sachsens Neophyten – eine Übersicht. In: Brandes, D. (Hrsg.) Adventivpflanzen. Beiträge zu Biologie, Vorkommen und Ausbreitungsdynamik von Archäophyten und Neophyten in Mitteleuropa. Tagungsbericht des Braunschweiger Kolloquiums vom 3.-5. November 2000. Braunschweig, S. 151-160.
Gutte, P., Hardtke, H.-J., & Schmidt, P. (2013): Die Flora Sachsens und angrenzender Gebiete. Ein pflanzenkundlicher Exkursionsführer. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim, 983 S.
Hardtke, H.-J., Ihl, A. (2000): Atlas der Farn- und Samenpflanzen Sachsens. In: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (Hrsg.): Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Dresden. 806 S.
Hardtke, H.-J, Klenke, F. & Müller, F. (2013): Flora des Elbhügellandes und angrenzender Gebiete. Sandstein-Verlag Dresden, 718 S.
Otto, H.-W. (2012): Die Farn- und Samenpflanzen der Oberlausitz. Verzeichnis der in der sächsischen und brandenburgischen Oberlausitz wildwachsenden Gefäßpflanzen sowie der forst- und landwirtschaftlichen Nutzpflanzen und der verwilderten Zierpflanzen. Berichte der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz, Supplement zu Band 20, Görlitz.
Uhlmann, H. (2005): Flora - Nossen, Rosswein im Klosterbezirk Altzella, MTB 4945. Striegistal. 248 S.

Weiterführende Literatur:
Acar, C. (2003): A study on the ground layer species composition in rocky, roadsite and forest habitats in Trabzon Province. Turkish Journal of Botany 27, S. 255–275.
Blachnik, T. (2011): Untersuchungen zur Revitalisierung von Fels-Pioniervegetation –Sedum spurium als invasiver Neophyt im Saaletal bei Hof - Zwischenbericht. Artenhilfsprogramm Botanik – Invasive Neophyten, 22 S.
Blachnik, T. (2014): Zurückdrängung des invasiven Neophyten Kaukasus-Fetthenne (Sedum spurium) und Wiederherstellung von Felsgrus-Rasen auf Diabasfelsen im Bayerischen Vogtland. – ANLiegen Natur 36(1) online, 8 S.
Hetzel, G. (2006): Die Neophyten Oberfrankens. Floristik, Standortcharakteristik, Vergesellschaftung, Verbreitung, Dynamik. Dissertation, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, 156 S.
Kowarik, I. (2010): Biologische Invasionen: Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. 2. Aufl., Ulmer, Stuttgart, 492 S.
Nehring, S., Kowarik, I., Rabitsch, W. & Essl, F. (2013): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352. http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/service/skript352.pdf
Pompe, S., Berger, S., Bergmann, S., Badeck, F., Lübbert, J., Klotz, S., Rehse, A.-K., Söhlke, G., Sattler, S., G.-R., W. & Kühn, I. (2011): Modellierung der Auswirkungen des Klimawandels auf die Flora und Vegetation in Deutschland. BfN-Skripten 304, 98 S. Anhang.
Rusterholz, H.-P., Goffard, D., Stutz, C.J., Huguenin-Elie,O., Baur, B.: (2013): Schnelle Ausbreitung des invasiven Neophyten Phedimus stoloniferus in der Schweiz. Bauhinia 24, 15-21. http://wwwbotges.unibas.ch/bauhinia/24.2013.15-21.pdf   
Schmiedel, D., Wilhelm, E.-G., Nehring, S., Scheibner, C., Roth, M. & S. Winter (2015): Management-Handbuch zum Umgang mit gebietsfremden Arten in Deutschland. Band 1: Pilze, Niedere Pflanzen und Gefäßpflanzen. Naturschutz und Biologische Vielfalt 141/1. Bonn- Bad Godesberg, Landwirtschaftsverlag.
SKEW (2006): Sedum spurium - Infoblatt SKEW. Schweizerische Kommission für die Erhaltung von Wildpflanzen, Nyon, 2 S., www.cps-skew.ch/deutsch/inva_sedu_spu_d.pdf
Weber E. (2013): Invasive Pflanzen in der Schweiz. Erkennen und bekämpfen. 1. Auflage, Haupt Verlag, Bern, 224 S.

Links:
http://www.neobiota.de/12601.html , abgerufen am 08.06.2015
http://www.korina.info/?q=node/181 , abgerufen am 11.05.2015
http://flora-oberfranken.de/html/phedimus_spurius.html , abgerufen am 11.05.2015
www.botges.unibas.ch/bauhinia/24.2013.15-21.pdf

Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes

Offizieller Artensteckbrief des LfULG; Stand: 05.07.2015; Bearbeiter: Dr. Uta Kleinknecht, Uta Glinka (IVL);
Hinweise und Änderungsvorschläge bitte an: dietmar.schulz@smul.sachsen.de
Legende zum Artensteckbrief unter: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22872.htm
Informationen zur Artengruppe für Sachsen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/23411.htm
Informationen zu Neobiota: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34835.htm