Muntiacus reevesii (Ogilby, 1839) / Chinesischer Muntjak

Synonyme


Muntiacus reevesi, Zwergmuntjak

Allgemeine Arteninformationen


Taxonomie

  • Unterstamm: Wirbeltiere Vertebrata
  • Klasse: Säugetiere Mammalia
  • Ordnung: Paarhufer Artiodactyla
  • Familie: Hirsche Cervidae

Kennzeichen

Das Tier ist gedrungen, rundrückig, hat eine Kopf-Rumpf-Länge von 70-80 cm, eine Schwanzlänge von 12-13 cm und eine Schulterhöhe von 45-50 cm. Kurzes Fell, glänzend kastanien-braun auf dem Rücken, unterseits heller. Der Schwanz oberseits ockerfarben und unterseits weiß, wie auch das vom hängenden Schwanz verdeckte Hinterteil. Das Männchen hat im Oberkiefer zu Hauern verlängerte Eckzähne die aus dem Maul herausragen. Geweih bis 6 cm lang (Knochengebilde als Geweihansatz), mit einfachen Spießen, gelegentlich Gabeln oder Rosenstöcke bis 7 cm lang. Die Männchen tragen auf der Stirn ein dunkles V-förmiges Fellmuster.

Verwechslungsmöglichkeiten: Ähnelt dem größeren einheimischen Reh (Capreolus capreolus), dessen Rücken jedoch gerade ist und das u. a. einen nur ganz kurzen Schwanz hat, so dass das weiße Hinterteil gut zu erkennen ist.

Biologie und Ökologie

Lebensraum/Lebensweise

M. reevesi bewohnt in seinem Heimatgebiet unterwuchsreiche dichte Wälder in 200 – 400 m Höhe. In Großbritannien bevorzugen Muntjaks ebenfalls einen dichten Lebensraum mit vielfältiger Vegetation: Laubwälder mit Unterholz, Niederwald, junge Plantagen, Gestrüpp und sogar bewachsene und ungestörte Gärten und Friedhöfe. Sie kommen häufig in Nadelforsten vor, die einige Laubbäume und Bodendecker aufweisen. Muntjaks wählen Nahrungsmittel mit hohem Nährwert und konzentrieren sich auf bestimmte Kräuter, Triebe und Früchte. Durch die Selektion verändern sich Flora und Lebensraumstruktur. Muntjaks sind im Grunde Einzelgänger. Die Reviere überlappen sich. Männchen und Weibchen können häufig über mehrere Jahre zusammen sein. Bereits nach 5 bis 6 Monaten sind Weibchen empfängnisbereit. Sie können über viele Jahre hinweg fast durchgehend schwanger sein.

Ausbreitungspfad

Der Muntjak wurde zur Jagd eingeführt. In Großbritannien, wo der Muntjak mittlerweile gut etabliert ist, breitet er sich schnell aus. Man geht von ca. 1 km pro Jahr aus. Beschleunigt wird die Ausbreitung durch die Flucht von in Gefangenschaft gehaltenen Tieren oder absichtliche Freisetzungen. Er ist außerdem in einer Reihe von Gebieten in den Niederlanden und in Belgien zu finden. Von dort hat die Art nun das Potenzial, sich in Kontinentaleuropa weiter auszubreiten.

Auswirkungen Invasivität

Der Muntjak ist Nahrungskonkurrent zum einheimischen Rehwild. Sein selektiver Fraß führt zu Veränderungen der Pflanzenwelt. Die biologische Vielfalt nimmt ab.

Überregionale Verbreitung

  • Herkunft: China, Taiwan
  • Verbreitung in Deutschland: Einzelfunde, Gefangenschaftsflüchtlinge, Orte und Häufigkeit bisher nur eingeschränkt bekannt.
  • Verbreitung in Hessen: kein Nachweis

Prüfung und Erfassung


Sonstige Arten-Attribute

  • Invasive gebietsfremde Art der Unionsliste der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 inkl. aller Ergänzungen
  • Durchführungsverordnung (EU) Nr. 2016/1141 vom 13. Juli 2016
  • Art. 16 EU-VO frühe Phase der Invasion (melde- und beseitigungspflichtige Art)

Sonstiges


Literatur

  • Europäische Kommission (2014): Invasive gebietsfremde Arten. Was tut die Europäische Union? Brüssel.
  • Nehring, S., Kowarik, I., Rabitsch, W., Essl, F. (Hrsg. 2013): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352. Bonn.
  • Nehring, S., Skowronek, S. (2017): Die invasiven gebietsfremden Arten der Unionsliste der Verordnung (EU) Nr.1143/2014 – Erste Fortschreibung 2017 – BfN-Skripten 471. Bonn.
  • Rabitsch, W., Heger, T., Jeschke, J., Saul, W.-S., Nehring, S. (2018): Analyse und Priorisierung der Pfade nicht vorsätzlicher Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten in Deutschland gemäß Verordnung (EU) Nr. 1143/2014. BfN-Skripten 490. Bonn.
  • https://www.itis.gov
  • https://www.cabi.org/isc/datasheet/74281