Castanea vesca Gaertn., Edel-Kastanie, Fagus castanea L.
Rote Liste Sachsen: | * (derzeit keine Gefährdung) |
• Sommergrüner, ca. 15-30 m hoher Baum mit kräftigem (meist 1-2 m, manchmal auch bis über 6 m dickem), oft drehwüchsigem Stamm, weit ausladender Krone und eichenähnlicher Borke • Die Blätter sind länglich lanzettlich, 8-18 (-25 cm) lang, derb, oberseits sattgrün glänzend, unterseits anfangs behaart • Blüten gelblichweiß, geknäult an bis 20 cm langen Kätzchen, weibliche Blüten am Grunde des Blütenstandes. Der stark bestachelte Fruchtbecher ist 4spaltig aufbrechend, die glänzend braunen Nüsse (Maronen) freigebend
• Vegetative Ausbreitung: durch Stockausschlag • Generative Ausbreitung: Versteckausbreitung durch Eichhörnchen, Siebenschläfer, Krähen und Häher (Tiere verstecken die Nüsse als Nahrungsvorräte im Boden, vergessene Früchte keimen dann im Frühjahr aus); aus Samen gekeimte Bäume tragen erstmals mit etwa 25 bis 35 Jahren Früchte • im natürlichen Verbreitungsgebiet: Mischbaumart in Laubwäldern • im Herkunftsgebiet bevorzugt Castanea sativa Laubwälder mäßig trockener bis frischer, kalkarmer bis saurer Standorte in wintermilden Lagen • in Sachsen als Einzelbäume, in kleinen Reinbeständen oder als Mischbaumart
• Herkunftsgebiet: Mittelmeerraum von Südeuropa über Kleinasien bis Westkaukasien
Neobiota, etabliert
• bevorzugt im wärmegetönten Hügelland (ehemalige Weinbaugebiete) Einbürgerung: • Einbürgerungszeit: in Deutschland Archaeophyt (eingeführt zur Römerzeit in Weinbaugebiete), in Sachsen eingebürgerter Neophyt (mglw. aber bereits vor 1500 eingeführt) • Einbürgerungsgrad in Sachsen: neuheimisch, d. h. auch in naturnaher Vegetation etabliert und sich haltend (FICINUS 1821 gibt die Art z. B. bei Dohna, Döhlen, Weißtropp, Miltitz, Scharfenberg an und schreibt „in Weinbergen wild“ • Einbürgerungsweise: meist mit der Weinkultur verbundene Anpflanzungen (Rebstockgewinnung), Naturverjüngung über generative und vegetative Reproduktion
• Laubmischwälder, oft in Hanglage, z. B. wärmegetöntes Elbhügelland, teils ausgewachsene, ehemals niederwaldartig bewirtschaftete Bestände (Rebstockgewinnung), teils gepflanzte Reinbestände in Wäldern oder als Park (z. B. Miltitz)
naturschutzfachlich: • Bedeutung für den Naturschutz als wichtige kulturhistorische Zeugen extensiver Landnutzung (Ausbreitung durch Weinbau) • Einzelbäume z. T. als ND, Baumgruppen und Bestände als FND oder in NSG (z. B. Elbleiten) geschützt wirtschaftlich: • für den Weinbau in Sachsen früher große Bedeutung, bevor die Rebstockgewinnung aus Robinien einsetzte, heute gelegentlich wald- und obstbauliche Bewirtschaftung • Bedeutung in Kunst und Literatur sowie Verwendung des Holzes im Haushalt Fazit: Aus kulturhistorischer Sicht interessante Baumart, die sich vor allem in Weinbaugebieten etablierte, teils in eindrucksvollen Baumgestalten vorkommend, mglw. auch wirtschaftlich wieder interessant werden könnte (Klimawandel).
• Erhaltung, Pflege und Sicherung der unter Naturschutz stehenden Einzelbäume und Bestände (ND, FND, Vorkommen in NSG) Beobachtung der Naturverjüngung
Wissensdefizite: • Anfälligkeit gegenüber Krankheitserregern • Verhalten im Klimawandel
• ANDERS, J. (2010): Wuchsleistung der Edelkastanie als klimaplastische Baumart in ausgewählten Beständen Ostdeutschlands. Diplomarbeit TU Dresden, Fachrichtung Forstwissenschaften Tharandt. • AVANZATO, D. (Ed., 2009): Following Chestnut Footprints (Castanea spp.). Cultivation and Culture, Folklore and History, Traditions and Uses. ISHS Scripta Horticolturae N. 9. • BOUFFIER, A. (2009): Auf den Spuren der Edel-Kastanie. BaumZeitung 5: 14-16. • FICINUS, H. (1821): Flora der Gegend um Dresden. Dresden. • SCHMIDT, P. A. (2009): Die Stellung der Edel-Kastanie (Castanea sativa) in Landschaft und Vegetation des Elbtalgebietes zwischen Dresden und Meißen. Vortrag zur Jahrestagung der IG „Edelkastanie“; Tharandt 19.06.2009. • SCHMIDT, P. A.; HECKER, U. (2009): Taschenlexikon der Gehölze. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter. Wiebelsheim: Quelle & Meyer. 665 S. http://www.floraweb.de/pflanzenarten/artenhome.xsql?suchnr=1323& abgerufen am 22.08.2013
21.05.2010; Prof. Dr. P. A. Schmidt, Dr. E.-G. Wilhelm