Eliomys quercinus (Linnaeus, 1766) / Gartenschläfer

Rechtlicher Schutz und Rote Liste


Artenschutzrechtlicher Schutzstatus:BG (besonders geschützt)
Rote Liste Deutschland:2 (stark gefährdet)

Allgemeine Arteninformationen


Taxonomie

Von Eliomys quercinus wurden in Europa zahlreiche Unterarten beschrieben, deren systematischer Status noch nicht endgültig geklärt ist. Genetische Studien ergaben eine sehr hohe karyotypische Vielfalt (vgl. Perez et al. 2012).

Kennzeichen

Knapp rattengroßer Schläfer mit kurzbehaartem Schwanz und schwarzweißer Endquaste. Die Körper- und Schwanzoberseite ist graubraun mit zimtbrauner Tönung, Wangen und Unterseite sind scharf abgesetzt schmutzig weiß. Der Kopf ist durch einen schwarzen Augenstreif und einen weißen Fleck vor dem Ohr sehr kontrastreich gezeichnet. In Deutschland am ehesten mit dem Baumschläfer zu verwechseln, von dem jedoch nur Einzelfunde aus Bayern vorliegen.

Biologie und Ökologie

Gartenschläfer sind im Normalfall streng nachtaktiv. Die Aktivitätsphase beginnt und endet 20-30 min nach Sonnenuntergang bzw. vor Sonnenaufgang. Die Art besiedelt durch Fels und Gestein geprägte Lebensräume und tritt teilweise als Kulturfolger auf, wobei sie Wein- und Obstanbaugebiete, aber auch Gebäude, Stallungen und Hütten besiedelt. Die Art gilt als ortstreu, wobei Territorien von mehreren Hektar Größe verteidigt werden. Dabei können Territorien geschlechtsunabhängig überlappen (Vaterlaus 1998). Gartenschläfer sind stärker am Boden aktiv, als andere heimische Bilche, daneben nutzen sie die Strauch- und Baumschicht. Gartenschläfer sind Allesfresser, bevorzugen aber tierische Kost wie Arthropoden, Würmer, Mollusken und kleine Wirbeltiere. Der Nestbau erfolgt in Erd- und Baumhöhlen, zwischen Steinen, in Felsspalten, Nistkästen, unter Dächern und in Zwischenböden in Gebäuden etc., die Nester sind nur ausnahmsweise freistehend. Die Weibchen werfen durchschnittlich 4-6 Junge, die etwa einen Monat gesäugt, häufig aber bis zum Winterschlaf betreut werden. Zweitwürfe sind in Mitteleuropa selten. Die Dauer des Winterschlafes variiert in Abhängigkeit von Witterung, Nahrungsverfügbarkeit, Alter und Geschlecht der Tiere. Zu Ausbreitungspotenzial und Mindestpopulationsgröße liegen keine Erkenntnisse vor.

Überregionale Verbreitung

Der Gartenschläfer ist ein europäischer Endemit. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der Iberischen Halbinsel bis zum Ural. In den letzten Jahrzehnten führten starke Bestandverluste und lokales Aussterben besonders in Mittel-, Süd- und Osteuropa zu einer starken Fragmentierung des Areals. Die Art verlor innerhalb der letzten 30 Jahre vermutlich mehr als die Hälfte ihres Areals (Bertolino et al. 2014). In Westeuropa ist der Gartenschläfer noch weiter verbreitet, zeigt aber zumindest regional auch Bestandsrückgänge.

Prüfung und Erfassung


Verantwortlichkeit (Auswahl)

In hohem Maße verantwortlich

Vorkommen


Langfristiger Bestandstrend

Rückgang, Ausmaß unbekannt

Kurzfristiger Bestandstrend

Abnahme, Ausmaß unbekannt

Phänologie


Phänogramm

Phänogramm

Sonstiges


Literatur

Bertolino, S., Amori, G., Henttonen, H., Zagorodnyuk, I., Zima, J., Juškaitis, R., Meinig, H. & Kryštufek, B. (2008): Eliomys quercinus. The IUCN Red List of Threatened Species. Version 2014.3. . Downloaded on 19 February 2015.

Büchner, S. (2009): Gartenschläfer Eliomys quercinus (Linnaeus, 1766). – In: Hauer, S., Ansorge, H., Zöphel, U. (eds): Atlas der Säugetiere Sachsens. – Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Dresden: 265–267.

Diederichs, I. & Stubbe, M. (2003): Erste telemetrische Studien an der Population des Gartenschläfers Eliomys quercinus im Harz. – In: Stubbe, M. & Stubbe, A. (eds): Methoden feldökologischer Säugetierforschung Bd. 2. – Wissenschaftliche Beiträge, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg: 423–435.

Görner, M. & Henkel, A. (1988): Zum Vorkommen und zur Ökologie der Schläfer (Gliridae) in der DDR. – Säugetierkundliche Informationen 2: 515–535.

Meinig, H., Boye, P. & Hutterer, R. (2009): Rote Liste und Gesamtartenliste der Säugetiere (Mammalia) Deutschlands. – Schriftenreihe Biologische Vielfalt 70 (1), Bundesamt für Naturschutz, Bonn-Bad Godesberg: 115–153

Meinig, H. & Büchner, S. (2012): The current situation of the garden dormouse (Eliomys quercinus) in Germany. – Peckiana 8: 129-134

Perez, G. C. L.; Libois, R.; Nieberding, C. (2012): Phylogeography of the garden dormouse Eliomys quercinus in the western Palearctic region. - Journal of Mammalogy 93(6): 1-16.

Schlund, W. (2005): Gartenschläfer Eliomys quercinus (Linnaeus, 1766). – In: Braun, M., Dieterlen, F. (eds): Die Säugetiere Baden-Württembergs Bd. 2. – Verlag E. Ulmer GmbH & Co, Stuttgart: 190–198.

Möckel, R. (1986): Zum Vorkommen des Gartenschläfers (Eliomys quercinus) im Westerzgebirge. – Säugetierkundliche Informationen 10: 311-317.

Storch, G. (1978): Eliomys quercinus (Linnaeus, 1766) - Gartenschläfer. – In: Niethammer, J. & Krapp, F. (eds): Handbuch der Säugetiere Europas. Bd. 1 Rodentia 1 (Sciuriddae, Castoridae, Gliridae, Muridae). – Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden: 208–225

Vaterlaus, C. (1998): Der Gartenschläfer: (Eliomys quercinus L.); Ökologie, Populationsstruktur, Populationsdynamik und die Verbreitung in der Schweiz; eine Untersuchung im Naturschutzgebiet Petite Camargue Alsacienne (PCA) (Elsass, Frankreich) mit Hilfe der Telemetrie und Fallenfängen. – Dissertation an der Universität Basel: 217 S.