Tettigonia armeniaca Tarbinsky, 1940, Tettigonia kolenatii (Fischer von Waldheim, 1846), Tettigonia longicauda Eversmann, 1848, Tettigonia prasina (Fieber, 1852)
Rote Liste Deutschland: | * (derzeit keine Gefährdung) |
Rote Liste Sachsen: | R (extrem selten) |
Verwechslungsgefahr Tettigonia viridissima (Flügel bei T. viridissima aber nur so lang, wie Legeröhre und Cerci beim Männchen doppelt so lang, wie Styli); Tettigonia cantans (im Durchschnitt aber kleiner, als T. viridissima und T. caudata, die Legeröhre überragt die Flügelenden mehr als 10 mm. Dornen an den Hinterbeinen braun)
Männchen 25-30 mm lang Weibchen 30-40 mm lang Die Grundfarbe ist meist hellgrün, mitunter sind Flügel und Thorax-Oberseite bräunlich angelegt, Die Flügel sind bei beiden Geschlechtern über das Thorax-Ende hinausragend, die Antennen sind sehr lang (reichen bis über die Flügelspitzen hinaus). Die Beine sind lang, die Hinterbeine schwarz bedornt. Der Legebohrer ragt etwa 10 mm über die Flügel hinaus. Beim Männchen sind die Hinterleibsanhänge (Cerci und Styli) gleich lang. Gesang: Der Gesang besteht aus kurzen, anschwellenden Schwirrversen. Er ist leiser als bei der Zwitscherschrecke und nur ca. 10 bis 20 Meter weit hörbar.
Die Art lebt in höherer Gras-Krautvegetation, wie hochwüchsige Wiesen, Getreidefelder, Ruderalfluren. Sie kann durchaus als Steppen-Art bezeichnet werden. Die Eiablage erfolgt in den Boden, die Eier überwintern. Die Entwicklung vollzieht sich über 7 Larvenstadien. Nahrung kleine Wirbellose; Larven pflanzliche Nahrung
Eurasiatische Verbreitung, von Sibirien über Vorderasien, den Balkan bis in das östliche Mitteleuropa (Polen, östliches Deutschland, am Südrand der Alpen bis in die Schweiz). Die westliche Arealgrenze verläuft durch Ostdeutschland (Elbe). Westlich der Elbe existieren isolierte Populationen in Sachsen-Anhalt. Die Hauptvorkommen in Deutschland liegen in Brandenburg.
Allgemeine Verantwortlichkeit
Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)
Ja
Es gibt nur 3 Datenbankeinträge (3 MTB), davon 2 Einträge seit 2000, die sich auf ein gesichertes Vorkommen beziehen (Umgebung Stehla an der Elbe an der Grenze zu Brandenburg, letzter bekannt gewordener Fund 2006). Möglicherweise gibt es aber mehr Vorkommen, als dies der aktuelle Kenntnisstand repräsentiert. Vor etwa 20 Jahren waren noch Funde für die Oberlausitz und den Bereich der ehemaligen Planungsregionen Dresden (Oberes Elbtal/Osterzgebirge) angegeben (Börner 1995). Der Dresdner Fund geht offenbar auf einen Nachweis bei Niederau im Jahr 1992 zurück. Für die Oberlausitz konnten keine genaueren Angaben ermittelt werden. Die aktuelle Situation (nach 2010) ist unbekannt.
Die Datenlage zu dieser Art ist sehr schlecht. Derzeit ist fraglich, ob es in Sachsen überhaupt noch Vorkommen gibt. Die Wahrscheinlichkeit ist aber groß, dass östlich der Elbe im Grenzbereich zu Brandenburg noch Nachweise erbracht werden können. Möglicherweise kommt es hier auch nur jahrweise zu Expansion und Regression an der Arealgrenze. Das letzte belegten Vorkommen von 2004 bei Stehla wäre auf Aktualität zu überprüfen.
Die Eier überwintern. Der Schlupf der Larven erfolgt je nach Witterung und Temperatursumme Ende April/Anfang Mai. Erste Imagines sind Ende Juni/Anfang Juli zu erwarten (frühester Nachweis 23.06.). Mit den ersten Frösten sterben die Tiere ab.
Auf Sachsen bezogene Angaben gibt es nicht. Allgemein besiedelt die Art hochwüchsige Gras-Kraut-Vegetation mit Präferenz für Getreidefelder und ruderale Säume.. Eiablage-, Larvalhabitate sind Grünländer (extensiv genutzte Wiesen). Die Imagines bzw. bereits die Nymphen wandern in etwas höhere Pflanzenschichten (benachbarte Staudenfluren, niedriges Buschwerk, Getreidefelder) ab, einen echten Habitatwechsel gibt es jedoch nicht.
Es besteht erheblicher Forschungsbedarf
Grundlage wäre eine Ermittlung noch existenter Vorkommen (östlich der Elbe). Zu erfassen ist die Habitatstruktur/ -komplexität und Nutzungsintensität. Spezifische Artenhilfsmaßnahmen sind wahrscheinlich nicht erforderlich. Die Seltenheit in Sachsen ist nicht anthropogen bedingt, sondern zoogeografisch (westliche Arealgrenze). Geeignete Habitate findet die Art überall.
Nicht im Detail bekannt; das Gefährdungspotenzial dürfte gering sein. Einen limitierenden Einfluss hat sicher die Getreideernte. Dabei werden die Habitate zerstört und auch Tiere selbst Opfer der Erntetechnik.
Literatur (außerhalb Sachsens) KÖHLER, G. (2001): Fauna der Heuschrecken (Ensifera et Caelifera) des Freistaates Thüringens. – Naturschutzreport 17, Jena. MAAS, S., P. DETZEL & A. STAUDT (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands, Verbreitungsatlas, Gefährdungseinschätzung und Schutzkonzepte. – Hrsg. Bundesamt f. Naturschutz, Bonn-Bad Godesberg. MAAS, S., P. DETZEL & A. STAUDT (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Heuschrecken (Saltatoria) Deutschlands, Stand: Ende 2007. – Naturschutz und Biologische Vielfalt. 70 (3), Hrsg. Bundesamt f. Naturschutz, 577-606. Literatur (Sachsen) BÖRNER, J. (1995): Kommentierte Checkliste der Heuschrecken (Ensifera et Caelifera) für den Freistaat Sachsen (Stand: 20.12. 1994). Mitt. Sächs. Ent. 28: 3-5 KLAUS, D. & D. MATZKE (2010): Heuschrecken, Fangschrecken, Schaben, Ohrwürmer – Rote Liste und Artenliste Sachsens. Hrsg. Sächs. Landesamt f. Umwelt, Landwirtschaft und Geologie
Stand: November 2013 Bearbeiter: Uwe Fischer (Büro f. Landschaftsökologie Schwarzenberg, Entomofaunistische Gesellschaft e.V., LV Sachsen)