Artenschutzrechtlicher Schutzstatus: | BG (besonders geschützt) |
Rote Liste Deutschland: | 3 (gefährdet) |
Rote Liste Sachsen: | 3 (gefährdet) |
Relativ kleine Segellibelle von 35–40 mm Körperlänge. Beine schwarz, außen hell gestreift. Männchen mit leuchtend rotem, leicht abgeflachtem und hinten leicht verdicktem Abdomen. Auffallend sind die i. d. R. sehr großen gelben Basisflecken auf beiden Flügelpaaren, die in der Ausdehnung aber variieren und gelegentlich reduziert sein können.
Verwechslungsgefahr besteht besonders mit der Frühen Heidelibelle (S. fonscolombii), die ebenfalls ausgedehnte Basisflecken besitzen kann. Beide Arten können, neben genitalmorphologischen Merkmalen, gut anhand des Flügelmals unterschieden werden (bei S. flaveolum rotbraun, bei S. fonscolombii hellbraun und schwarz umrandet). Die etwas größere Feuerlibelle (Crocothemis erythraea) hat ebenfalls breite Basisflecken, jedoch einfarbig braune Beine und keine schwarze Färbung der Hinterleibsseiten.
Die Bestimmung von Larven und Exuvien ist im Gelände nicht sicher möglich.
Sympetrum flaveolum weist eine enge ökologische Bindung an Flachgewässer bzw. Flachwasserzonen mit schwankendem Wasserstand und lockerer, nicht zu hoher Vegetation auf. Sie ist in ihrem Entwicklungszyklus an ein längeres Austrocknen des Reproduktionsgewässers angepasst, niedrige Wasserstände während der ein- bis zweimonatigen Larvenzeit sind ausreichend.
Die Entwicklung verläuft meist in einjährigem Zyklus (univoltin). Eier können in Eidiapause überwintern, die Junglarven schlüpfen vermutlich erst, wenn sich die Eier im Wasser befinden. Bei fehlender Überflutung können die Eier vermutlich auch mehr als einen Winter überdauern (Röhn et al. 2000). Die Larvenentwicklungszeit beträgt ca. 6-8 Wochen, im Extremfall kann sie bereits nach 4 Wochen abgeschlossen sein. Der Schlupf der Imagines an einem Gewässer erfolgt oft gleichzeitig innerhalb weniger Tage, gelegentlich findet der Synchronschlupf von vielen Tausenden Tieren statt. Fortpflanzungsaktivitäten sind ab Mitte Juli bis Anfang September zu beobachten, Die Eier werden meist im Tandemflug weit verstreut und unspezifisch über dem nackten Boden oder der Vegetation abgeworfen. Die Eiablagestellen können zu dieser Zeit völlig ausgetrocknet sein.
S. flaveolum ist aufgrund dieser Lebensweise stark von klimatischen Einflüssen und besonders der der Wasserstandsdynamik abhängig. Die Bestände der Art weisen große Schwankungen auf. In Jahren mit günstigen Wasserständen (hohe Niederschläge im Frühjahr/Frühsommer) können sich sehr große Individuenzahlen entwickeln, die gelegentlich auch Massenwanderungen über große Distanzen vornehmen können. Die Mobilität der Art ist sehr hoch, neu entstandene Gewässer können sehr schnell besiedelt werden. Voraussetzung hierfür ist allerdings ein ständiger Individuennachschub aus langfristig großen Spenderpopulationen. An vielen Stellen entwickelt sich S. flaveolum nur in günstigen Jahren und verschwindet rasch wieder, wenn die Eiablagestellen im Folgejahr nicht überstaut werden.
Sibirisches Faunenelement, das über Europa, Vorderasien, östlich bis Kamtschatka und Japan verbreitet ist. Kommt in Europa mit Ausnahme des Mittelmeergebietes von Zentralspanien über Mittelitalien und Nordgriechenland bis zu den Britischen Inseln (unbeständig) und Südskandinavien vor.
ungünstig-unzureichend (Gutachterliche Bewertung)
Die natürlichen Lebensräume in den Überflutungsbereichen der Flüsse sind derzeit in einem ungünstigen Habitatzustand. Viele Vorkommen befinden sich in kurzlebigen Sekundärhabitaten, sind oftmals individuenarm und weisen nur sporadischen Reproduktionserfolg auf.
unbearbeitet
Lokal umzusetzende Artenhilfsmaßnahmen, Priorität 1 (höchste)
Wegen der hohen Mobilität von Sympetrum flaveolum und der Neigung, selbst an nicht oder nur sporadisch geeigneten Gewässern in Gruppen aufzutreten und auch Eier abzulegen, ist die gezielte Ermittlung der Bodenständigkeit bzw. des Reproduktionserfolges wichtig. Somit sind teils mehrjährige Untersuchungen nötig, um den tatsächlichen Status der Art in einem Gebiet zu ermitteln. Es treten außerdem große Bestandsschwankungen auf, Populationsbewertungen müssen deshalb immer die jährliche Wasserstandsdynamik und das potenzielle Habitatangebot einbeziehen.
Zu einer effektiven Erfassung werden mindestens 4 Begehungen empfohlen, davon mindestens 2 während der Schlupfzeit (Anfang Juni bis Mitte August) mit Suche nach frisch geschlüpften Imagines und Exuvien. Bei mindestens 2 weiteren Begehungen ab Mitte August bis September sollte auf eierlegende Paare geachtet werden. Alle Flächen, in denen Eiabgaben erfolgen, können als potenzielle Entwicklungsflächen kartiert werden, auch wenn sie im Erfassungsjahr nicht überstaut waren.
Von einzelnen Individuen beflogene Flachgewässer und nasse Senken sind nicht automatisch als Reproduktionsgewässer anzusehen. Der Gewässerstatus ist über die Beobachtung mehrerer Tiere am gleichen Ort (Status B – Reproduktion möglich), beobachtete Eiablagen (Status C – Reproduktion wahrscheinlich) oder Funde von Exuvien bzw. frisch geschlüpften Tieren (Status D – Reproduktion nachgewiesen) zu definieren. Exuvienfunde sind ab Ende Mai bis Ende Juni möglich, Nachweise von Imagines bis in den September.
Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)
starker Rückgang
mäßige Abnahme
In Sachsen zerstreut vorkommend mit Fundortkonzentrationen im unteren bis mittleren Bergland (Vogtland, Erzgebirge) und dem vorgelagerten Hügelland. In den tieferen Lagen der Oberlausitz verbreitet, fehlt aber nahezu vollständig im Lausitzer Gefilde und Bergland. In Nordwestsachsen nur lokal, die meisten Vorkommen hier liegen in der Bergbaufolgelandschaft.
Fortpflanzungsstätten: Primärhabitate stellen vermutlich Auentümpel und periodisch überstaute Flächen in den Auen der Flüsse und Niederungsbäche dar, im Bergland wahrscheinlich offene Zwischenmoore. Gegenwärtig ist die Art in Sachsen überwiegend in Sekundärbiotopen zu finden. Im Berg- und Hügelland sind dies vor allem Teiche, Torfstiche, Wiesengräben, Steinbruchgewässer, Kiesgruben oder Regenrückhaltebecken. Die Art kann auch an kurzzeitig vorhandenen Wasseransammlungen (z. B. auf größeren Baustellen) fliegen, bleibt hier jedoch oft ohne Reproduktionserfolg. Im Tiefland befinden sich etwa ein Viertel der Vorkommen an (Temporär-)Gewässern in der Bergbaufolgelandschaft. Individuenreiche, langjährig beständige Vorkommen finden sich häufig in FFH-Lebensraumtypen wie Übergangsmooren, Pfeifengras- und Auenwiesen.
Ruhe- und Jagdstätten: In der Nutzung von Jagd- und Ruhehabitaten sind die Ansprüche der Art wenig spezifisch, sie umfassen alle Typen von Offen- und Halboffenbiotopen im Umfeld, aber auch fernab der Gewässer. Lediglich Wälder werden gemieden. Einzelne Individuen können regelmäßig selbst an Getreide- und Rapsschlägen gefunden werden.
Hinweise zur Abgrenzung von Populationen: regionale Abstufung unterhalb der Ebene Landkreis (Teichgruppe, Abbaugewässer, Überschwemmungsfläche)
Besondere Bedeutung kommt dem Erhalt großer, regelmäßig reproduzierender Spenderpopulationen zu. Neben der Sicherung der Vorkommen in Sekundärhabitaten hat v. a. die Aufwertung bzw. -neuschaffung großflächiger Habitate in den Flussauen hohe Priorität.
Offizieller Artensteckbrief des LfULG; Stand: 10.02.2014; Bearbeiter: Marko Olias und Dr. André Günther (Naturschutzinstitut Freiberg); Hinweise und Änderungsvorschläge bitte an: Heiner.Blischke@smul.sachsen.de
Legende zum Artensteckbrief unter: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22872.htm; Informationen zur Artengruppe für Sachsen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22988.htm