Eleocharis multicaulis (Sm.) Desv. / Vielstängelige Sumpfsimse

Synonyme


Scirpus multicaulis Sm., Vlelstängllge Sumpfsimse

Rechtlicher Schutz und Rote Liste


Rote Liste Deutschland:2 (stark gefährdet)
Rote Liste Sachsen:1 ((akut) vom Aussterben bedroht)

Allgemeine Arteninformationen


Kennzeichen

Eleochoaris multicaulis wird etwa 10-35(-50) cm hoch und bildet keine Ausläufer. So entstehen dichte kleine bis mittelgroße Horste. Der Stängel ist rund und glatt. Die Ährchen sind zugespitzt und 5-14 mm lg sowie bis 4 mm breit. Die Ährchen sind in der Regel 10-30-blütig. Deren unterste Spelze ist breit-eiförmig und kürzer als die oberen Spelzen. Die 4-6 Perigonborsten sind etwas kürzer oder etwas länger als die Frucht. Die Griffelbasis ist etwas verdickt und deutlich eingeschnürt sowie etwa halb so breit wie die Frucht. Die Frucht ist etwa 2 mm lang und 1 mm breit und im Querschnitt deutlich 3-kantig. Die Blüte besitzt 3 Narben. Im Sommer bildet sich in der Achsel der untersten Spelze häufig ein Achselspross, der sich bewurzelt, wenn sich der Stängel durch sein Eigengewicht niederbiegt u. den Boden berührt. So können, ähnlich wie bei Arten der Gattung mit unterirdischen Ausläufern, dich Rasen entstehen.

Biologie und Ökologie

Eleochoaris multicaulis ist ein ausdauernder Hemikryptophyt mit langlebiger Samenbank. Diese Art kann sich vegetativ durch Adventivpflanzen vermehren. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind. Die Diapsoren werden durch Wasser verbreitet.

Überregionale Verbreitung

Eleochoaris multicaulis ist ein atlantisches Florenelement, das in Sachsen an der Ostgrenze der geschlossenes Areals ist.

Erhaltungszustand


Erhaltungszustand

günstig (Gutachterliche Bewertung)

Hinweise Erhaltungszustand

Es bestehen nur noch wenige aber individuenreiche Populationen. Weitere Vorkommen sind nicht ausgeschlossen. An allen Vorkommen finden Bemühungen zum Erhalt der notwendigen Habitatstrukturen statt.

Prüfung und Erfassung


Einstufung nach F+E-Projekt Artenschutzkonzeption 2012

Lokal umzusetzende Artenhilfsmaßnahmen, Priorität 3 (mittlere)

Untersuchungsstandards

Die Arten der Gattung Eleocharis sind schwierig in der exakten Ansprache, so dass wenige Belege als Nachweis günstig sind. Bei der Bestandeserfassung sollten Angaben zur Populationsgröße, zur besiedelten Flächen sowie zum aktuellen Zustand des Standorts (Vegetation, Wasserstand, Offenboden etc.) erfasst werden.

Sonstige Arten-Attribute

  • 333-Artenkorb Sachsen

Vorkommen


Status Etablierung

Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)

Nachweisabsicherung

Ja

Langfristiger Bestandstrend

sehr starker Rückgang

Kurzfristiger Bestandstrend

sehr starke Abnahme

Bestand

extrem selten

Verbreitung und Einbürgerung

Eleocharis multicaulis ist eine atlantische Art mit Verbreitungsschwerpunkt in Nordwestdeutschland. Sie besitzt in der Niederlausitz ein isoliertes Teilareal, das sich in Sachsen auf folgende Naturräume erstreckt: Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet, Königsbrück-Ruhlander Heiden, Muskauer Heide, Senftenberg-Finsterwalder Becken und Platten sowie östliche Randbereiche der Großenhainer Pflege. Von dem ehemals geschlossenen Verbreitungsgebiet in Sachsen sind aktuell nur noch wenige Einzelvorkommen belegt.

Vorkommenskarte

Vorkommenskarte

Phänologie


Phänogramm

Phänogramm

Lebensraum


An nährstoffarmen, schwach überschwemmten Teichrändern, in Zwischenmoorschlenken und Torfstichen des Tieflandes, auf mäßig sauren Torfschlamm- oder humosen Sandböden (Charakterart des Eleocharitetum multicaulis, V Hydrocotylo-Baldellion - Atlantische Strandling-Gesellschaften).

Habitatkomplexe

  • Moore
  • Stillgewässer inkl. Ufer
  • Sümpfe, Niedermoore, Ufer

Habitatkomplexe Reproduktion

  • Moore
  • Stillgewässer inkl. Ufer
  • Sümpfe, Niedermoore, Ufer

Ökologische Charakterisierung

  • Moore
  • Moorgewässer
  • Standgewässer
  • Ufer

Höhenstufen

  • planar

Management


Wesentliche Maßnahmen für die Art sind das Offenhalten von Pionierflächen (Entlandung) sowie die Sicherung der Wasserhaltung bzw. des Hydroregimes und die Erhaltung mesotropher Wasserverhältnisse.

Gefährdungen


Eutrophierung, Melioration, Moorabbau, Verlandung und Sukzession, intensive Teichbewirtschaftung

Sonstiges


Literatur

  • Buder, W. & Schulz, D. (2010): Farn- und Samenpflanzen, Bestandessituation und Schutz ausgewählter Arten in Sachsen. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Dresden.
  • Vanderhaeghe, F. & Smolders, A. J. & Ruysschaert, S. & Roelofs, J. G. & Hoffmann, M. (2005): Understanding the realised niche of an amphibious softwater plant, Eleocharis multicaulis. Archiv für Hydrobiologie 163(3), S. 329-348.
  • Pietsch, W. (1977): Beitrag zur Soziologie und Ökologie der europäischen Littorelletea- und Utricularietea-Gesellschaften. Feddes Repert. 88, S. 141–245.
  • Pietsch, W. (1978): Zur Soziologie, Ökologie und Bioindikation der Eleocharis multicaulis-Bestände der Lausitz. Gleditschia 6, S. 209–264.
  • Pietsch, W. (1985): Chorologische Phänomene inWasserpflanzengesellschaften Mitteleuropas. Vegetatio 59, S. 97–109.
  • Militzer, M. (1942): Das atlantische Florenelement in Sachsen Jahresbericht der Arbeitsgemeinschaft Sächsischer Botaniker 2, S. 65-84

Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes

Dietmar Schulz + Wolfgang Buder + Frank Richter, Stand 29.09.2013