Maniola lycaon, Epinephele lycaon, Papilio lycaon Kühn, 1774
Rote Liste Deutschland: | 2 (stark gefährdet) |
Rote Liste Sachsen: | 2 (stark gefährdet) |
ungünstig-unzureichend (Gutachterliche Bewertung)
Lokal umzusetzende Artenhilfsmaßnahmen, Priorität 2 (hohe)
Der Falter wird zur Hauptflugzeit Mitte Juli bis Anfang August an den bekannten Flugplätzen meist nur einzeln angetroffen. Zur sicheren Artbestimmung ist unbedingt nach Weibchen zu suchen. Bei hohen Außentemperaturen sucht der Falter schattige Plätze auf, wo er dann nur schwer aufgefunden werden kann. Da die Eier nicht direkt an die Futterpflanze gelegt werden, sondern an nahe gelegene trockene Pflanzenteile, führt auch eine gezielte Suche nach Eiern nur in den seltensten Fällen zum gewünschten Nachweis der Art. Genehmigungspflichten: Betreten NSG außerhalb von Wegen bzw. Befahren der Wege im NSG. Nachweis: Falter; Fotodokumentation, auch des Lebensraumes. Zeitweilige Einzeltierentnahme ist nur bei hohen Populationsdichten vertretbar, aufgrund der Verwechslungsgefahr mit dem Großen Ochsenauge (Maniola jurtina) aber notwendig. Es sollte daher gezielt nach Weibchen gesucht werden, da diese anhand der 2 Augenflecke auf den Vorderflügeln zuverlässig bestimmt werden können. Nach der Determination sind die Tiere wieder freizulassen.
Indigene, Ureinheimische (Reproduktion)
Die sächsischen (und sachsen-anhaltinischen) Populationen liegen an der derzeitigen Arealwestgrenze, in TH schon von über 100 Jahren ausgestorben. Daraus leitet sich eine besondere Verantwortung von SN (gemeinsam mit BB und ST) für die Erhaltung der Art in Deutschland ab.
Ja
starker Rückgang
starke Abnahme
Die Bestandsentwicklung der Art ist langfristig negativ verlaufen. Die sächsischen Populationen befinden sich an der Arealwestgrenze und daher sollte insbesondere die Entwicklung der Populationen in Nordwestsachsen (z. B. Dübener Heide) verfolgt werden.
Der Falter kommt gegenwärtig in der Bergbaufolgelandschaft Nordwestsachsens und den Heidegebieten in Nordsachsen (Düben-Dahlener Heide, Gohrischheide bei Zeithain, Königsbrücker Heide sowie im Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet) vor. Ob es sich bei dem Fund nahe Glauchau um einen Einzelfund handelt oder eine Population besteht, kann gegenwärtig mangels detaillierter Daten nicht entschieden werden.
Die Art fliegt in einer Generation von Anfang Juli bis Mitte August.
Die Art besetzt in ihrem Lebensraum während ihrer Entwicklung verschiedene Nischen und wird daher als Monobiotopbewohner verschiedener Komplexe eingestuft. Er fliegt auf sonnigen, sandigen Standorten wie z. B. in lichten Kiefernwäldern und wird auch noch auf stärker verbuschten trockenen Grasflächen angetroffen. Der Falter ist kein steter Blütenbesucher, als Nektarpflanzen sind bisher in Sachsen Vicia cracca, Betonica officinalis, Centaurea jacea, Dianthus deltoides, Echium vulgare, Jasione montana, Rubus fruticosus agg., Thymus serpyllum bekannt. Das Larval- bzw. Reproduktionshabitat ist in Sachen noch unbekannt. Aufgrund der bekannten Flugplätze in Sachsen, kommen Sandmagerrasen (Corynephorion canescentis) und Submediterranen Trocken- und Halbtrockenrasen (Brometalia erecti) als Reproduktionshabitat in Betracht. Eine Bindung der lokalen Populationen der Art besteht zu den FFH-LRT 6210 (Kalk-Trockenrasen), 6240 (Steppen-Trockenrasen) und 2330 (Binnendünen mit offenen Grasflächen).
Fortpflanzungsstätte: Als Reproduktionshabitat werden die Trocken- und Halbtrockenrasen im Umfeld der Flugplätze angenommen. Ruhestätte: Bei hohen Temperaturen suchen die Falter schattige Bereiche umliegender Gehölzbestände auf. Lokale Population: Betrachtungsmaßstab deutlich unterhalb Ebene Landkreis. Es handelt sich in der Regel um das Vorkommensgebiet der als standorttreu eingestuften Art.
Der Kenntnisstand zu den sächsischen Vorkommen ist lückenhaft und es besteht Forschungsbedarf zur Ökologie und Gefährdungsfaktoren der sächsischen Populationen.
Die Art besiedelt trockene und magere Standorte, die sich bereits in einem fortgeschritten Sukzessionsstadium befinden. Die Flugplätze sind daher wohl auch nicht in erster Linie durch fortschreitende Sukzession der Trocken- und Halbtrockenrasen gefährdet, wenngleich für die Entwicklung der Art lückige Vegetationsstellen von Bedeutung sind. Durch erhöhte Nährstoffeinträge können offene Flächen mit schnellwüchsigen Gräsern zuwachsen, was sich negativ auf die Populationsdichte der Art auswirken kann. Als Pflegemaßnahme kommt daher das Zurückdrängen der aufkommenden Gehölze zur Vermeidung eines flächigen Bewuchses z. B. durch Offenlandbewirtschaftung mit extensiver Beweidung in Betracht.
Gefährdungen Hauptgefährdungen sind - Sukzession und Aufforstung sowie Überbauung führt zum Rückgang/ Vernichtung der offenen Lebensräume - Flächenverbrauch durch Braunkohleabbau - Pestizidanwendung im Forst
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Stand: 25.10.2013 Bearbeiter: Steffen Pollrich, Rolf Reinhardt Hinweise und Änderungsvorschläge bitte an: ulrich.zoephel@smul.sachsen.de Informationen zur Artengruppe für Sachsen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/23457.htm