Pinus strobus L. / Weymouths-Kiefer

Synonyme


Pinus alba var. canadensis (PROV.) , Strobe , Eastern White Pine

Rechtlicher Schutz und Rote Liste


Rote Liste Sachsen:(*)

Allgemeine Arteninformationen


Kennzeichen

Baum bis 40 m Höhe, maximaler Stammdurchmesser von 4 m und geradem Schaft. Die Astquirle nahezu im rechten Winkel zum Stamm. Nadeln blaugrün, sehr dünn, biegsam und 5-14 cm lang. Jungtriebe fein behaart, später bis auf die Ansatzstellen der Nadelbündel verkahlend. Längliche, harzreiche Zapfen meist gebogen, zwischen 9-20 cm lang. Die Rinde bleibt an jungen und mittelalten Bäumen sehr lange glatt und grau und wird erst im Alter längsrissig. Stroben können etwa 450-500 Jahre alt werden. Verschiedene Zwerg- und Säulenformen in Kultur. Verwechslungsmöglichkeit mit Pinus peuce (Nadeln derb und steif), P. monticola (schmale, große Zapfen, bis 32 cm lang) und P. wallichiana (sehr lange, an den Jungtrieben schlaff herabhängende Nadeln).

Biologie und Ökologie

Wuchsverhalten: Die Strobe ist ein Pionier- und zugleich Halbschattenbaum, der im Jugendstadium Schatten toleriert und im Alter eher wie eine Lichtbaumart reagiert. Optimales Wachstum tritt nach langsamem Jugendwachstum bei > 45% Lichtgenuss ein. Anfällig ist die Art gegenüber dem Stroben-Blasenrost oder auch Strobenrost (Cronartium ribicola).
Vegetative Ausbreitung: keine
Generative Ausbreitung: Die Art beginnt schon mit 5-10 Jahren zu blühen, dabei werden bis ins mittlere Alter nur weibliche Blüten gebildet. Zapfen reifen erst im zweiten Jahr. Größere Samen werden erst von ca. 6 m hohen Bäumen gebildet (ca. 20-30 Jahre alt). Produktion von großen Samenmengen nur alle 3-5 Jahre. Die Keimung gelingt auf Mineralböden und „Störungsstandorten“ ebenso wie in lückiger Vegetation und auf Moospolstern. Auf frischen Standorten wird zur Keimung volle Besonnung ertragen, aber auch im Schatten können Samen der Strobe keimen. Keimlinge benötigen zur Etablierung eine Beleuchtungsstärke von > 10-13%.
Verbreitungswege: Verbreitung durch den Wind etwa 60 m weit im Bestand, außerhalb über 210 m. Samenausbreitung auch durch Eichhörnchen.

Überregionale Verbreitung

Herkunftsgebiet: Osten Nordamerikas von Neufundland bis Ontario, Appalachen bis Georgia.
Aktuelle Verbreitung in Europa: u.a. England, Schweden, Polen, westliches Russland, Frankreich, Spanien, Italien, Schweiz (http://www.europe-aliens.org)
Aktuelle Verbreitung in Deutschland: häufig vielerorts als Zierbaum kultiviert und auch forstlich gepflanzt (www.deutschlandflora.de)

Prüfung und Erfassung


Sonstige Arten-Attribute

  • Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertung für gebietsfremde Gefäßpflanzen (BfN-Skripten 352)

Vorkommen


Status Etablierung

Neobiota, etabliert

Bemerkungen Neobiota

(*) Neobiota etabliert, stabil oder in Ausbreitung befindlich

Nachweisabsicherung

Nein

Langfristiger Bestandstrend

deutliche Zunahme

Kurzfristiger Bestandstrend

deutliche Zunahme

Bestand

Aktuelle Verbreitung in Sachsen: Verbreitungsschwerpunkte in Sachsen sind das Vogtland, Zwickauer Land, Raum Döbeln, Raum Niesky und das Elbsandsteingebirge. In NW-Sachsen gern als Zierbaum in Parks gepflanzt. Selten forstlich kultiviert z. B. Leipzig: Gautzscher Spitze oder im Buchholz (Gutte 2006). In der Oberlausitz als Forstbaum in vielen Waldgebieten des Tieflandes, des Hügellandes und der unteren Lagen des Gebirges. Vielfach als Einzelbaum oder in wenigen Exemplaren (die älteren etwa 100 Jahre alt), seltener Bestände jüngeren Alters (Otto 2012).

Verbreitung und Einbürgerung

Einbürgerungszeit: 1705 nach Mitteleuropa eingeführt, im 19. Jahrhundert erste forstliche Versuchsanbauten
Einbürgerungsgrad in Sachsen: Neuheimisch, da auch in naturnaher Vegetation etabliert und sich haltend
Einbürgerungsweise: Verwendung in Parks und als Forstbaum, teilweise verwildernd

Vorkommenskarte

Vorkommenskarte

Phänologie


Phänogramm

Phänogramm

Lebensraum


Lebensraum im Herkunftsgebiet: In Nordamerika ist die Art auf mittleren Standorten ein erfolgreicher Pionier, auf trocken-sandigen Standorten eine langlebige Schlusswald-Art.
Lebensraum in Sachsen: Bevorzugt auf frischen und tiefgründigen Böden, aber auch auf armen und trockenen Sandböden gut wüchsig. Konkurrenzvorteile gegenüber der einheimischen Waldkiefer bestehen auf stark versauerten Standorten (pH < 4.0) sowie auf extrem nährstoffarmen bzw. nährstoffreichen Standorten. Kalkmeidend.

Ökologische Charakterisierung

  • Wald und waldähnliche Gehölze

Höhenstufen

  • collin
  • hochmontan
  • montan
  • planar

Management


Beurteilung

Naturschutzfachliche Beurteilung:
• Insgesamt wird die Strobe als nicht invasiv angesehen (Vor et al. 2015). Zwar weist sie typische Eigenschaften einer Pionierbaumart mit hohem Reproduktionspotenzial auf, die Sämlinge und Jungpflanzen sind allerdings nur mäßig konkurrenzfähig, und eine vegetative Vermehrung kommt nicht vor. Daher von forstlichen Pflanzungen ausgehend geringe Ausbreitung auf waldfreie Standorte und geringe Konkurrenzfähigkeit gegenüber heimischen Baumarten.
• Die Anfälligkeit gegenüber dem Strobenrost (Cronartium ribicola) behindert die Ausbreitung und langfristige Etablierung der Strobe in vielen Wäldern und macht eine waldbauliche Kontrolle häufig überflüssig
• Jedoch auf armen trockenen Standorten lokale Ausbreitungstendenzen vorhanden. Im Nationalpark Sächsische Schweiz (Elbsandsteingebirge) ist eine erfolgreichere Besiedlung von Felskuppen gegenüber einheimischen Baumarten festzustellen. Hier überwachsen sie Riffkiefern und Birken und führen zu einer Veränderung des Landschaftsbildes und einer Beeinträchtigung spezialisierter Felsbewohner. An diesen Felsstandorten ist die Art als invasiver Agriophyt einzustufen.
• Die große Masse an Nadelstreu führt zur Bodenversauerung und hemmt die Bodenvegetation bzw. die Etablierung heimischer Baumarten.

Betroffene Schutzgüter: Offene Felsbildungen

Wirtschaftliche Beurteilung:
• In der Vergangenheit war die Strobe ein lokal intensiv gepflanzter Forstbaum, der aktuell jedoch keine wirtschaftliche Bedeutung mehr hat, da der forstliche Anbau durch die Anfälligkeit gegenüber dem Strobenrost weniger erfolgreich ist.
• Die gute Naturverjüngung der Stroben ist aufgrund ihrer nicht als wertvoll geschätzten Holzqualität forstlich unerwünscht.  

Negative gesundheitliche Auswirkungen: Keine gesundheitlichen Auswirkungen bekannt oder zu erwarten.

Wissensdefizite in Sachsen:
• Wuchsverhalten und Persistenz etablierter Bestände auf den Felsstandorten des Elbsandsteingebirges
• Ökologische Auswirkungen der Ausbreitung

Fazit für Sachsen: In Sachsen ist die Art nur auf Felsstandorten der Sächsischen Schweiz problematisch. Hier kommt es zur Verdrängung heimischer Baumarten sowie spezialisierter Felsbewohner und zu einer Veränderung des Landschaftsbildes.

Management

Präventive Maßnahmen:
keine absichtliche Ausbringung in der Nähe von Schutzgebieten

Bekämpfungsstrategien:
• durch Fällen oder Herausreißen junger Pflanzen ist die Art relativ leicht zu bekämpfen, außer auf schwer zugänglichen Felsstandorten
• bei einer zielführenden Bekämpfung müssen alle fruchtenden Stroben im Umkreis von mindestens 300 Metern entfernt werden

Handlungsbedarf: Sachsenweit wird der Handlungsbedarf aus naturschutzfachlicher Sicht als überwiegend gering eingestuft. Die Vorkommen im Elbsandsteingebirge stellen jedoch eine Sondersituation dar. Um abschätzen zu können, wann eine Bekämpfung sinnvoll ist, müssen genauere Kenntnisse über das langjährige Wuchsverhalten und die Persistenz der Vorkommen innerhalb der Felsformation sowie die ökologischen Auswirkungen vorliegen.

Für das Management von Neobiota in Sachsen beachten Sie auch die offiziellen Seiten des Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL): http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34835.htm ; insbesondere auch die Arbeitshilfen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34838.htm

Zentrales Medium für die Sammlung von Artdaten in der Naturschutzverwaltung des Freistaates Sachsen ist die Zentrale Artdatenbank beim LfULG: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/8048.htm;
Aktuelle Übersichtskarten der Verbreitung von Arten in Sachsen können unter folgendem Link abgerufen werden: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/infosysteme/cadenzaweb2014/commands.xhtml?Login.Anonymous</p  
Meldungen an die Regionalverantwortlichen der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker (AGsB) werden jährlich in die Zentrale Artdatenbank übernommen.

Handlungsbedarf Neobiotamanagement

Handlungsbedarf Neobiotamanagement

Handlungsbedarf für ein Management überwiegend gering oder nicht vorhanden

Sonstiges


Literatur

Sachsen:
Gutte, P. (2006): Flora der Stadt Leipzig einschließlich Markkleeberg. Weissdorn-Verlag, Jena, 278 S. Gutte, P., Hardtke, H.-J., & Schmidt, P. (2013): Die Flora Sachsens und angrenzender Gebiete. Ein pflanzenkundlicher Exkursionsführer. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim, 983 S.
Hardtke, H.-J., Klenke, F. & Müller, F. ( 2013): Flora des Elbhügellandes und angrenzender Gebiete. Sandstein Verlag, Dresden, 718 S.
Ille, D. (2005): Situation der gebietsfremden Pinus strobus im Nationalpark Sächsische Schweiz. Diplomarbeit TU Dresden, Fachrichtung Forstwissenschaften, 86 S.
Ille, D. & Schmidt, P.A. (2007): Zur Ausbreitung und Etablierung der Weymouths-Kiefer (Pinus strobus L.) im Nationalpark Sächsische Schweiz [Invasion and establishment of White Pine (Pinus strobus L.) in the Saxon Switzerland National Park ]. - Waldoekologie online 5,S. 5 – 23.
Otto, H.-W. (2004): Die Farn- und Samenpflanzen der Oberlausitz. Berichte der naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz. 22. Görlitz.
Röthing, H. (2007): Weymouthskiefern verschwinden aus dem Nationalpark Böhmische Schweiz. Sächsische-Schweiz-Initiative 24, S. 18-19.
Röthing, H. (2008): Zu Weymouthskiefer und Weißtanne im Nationalpark Sächsische Schweiz. Sächsische-Schweiz-Initiative 25, S. 19-20.
Rölke, P. (2004): Massenverbreitung nicht einheimischer Arten in Tälern der Nationalpark-Region. - Sächsische-Schweiz-Initiative 21. http://www.ssi-heft.de/21/06.php
Schmiedel, D. (2012): Ist die Weymouth-Kiefer aus der Sächsischen Schweiz verschwunden? Sächsische-Schweiz-Initiative Heft 29, S. 44-45.
Uhlmann, H. (2005): Flora Nossen/Rosswein im Klosterbezirk Altzella. Gersdorf, 248 S.

Weiterführende Literatur:
Hadinová, V., Köhnleinovà, I. & Marešova, J. (2007): Invasive behaviour of white pine (Pinus strobus) in sandstone areas in the Czech Republic. In: Härtel, H.; Chilek, V., Herben, T., Jackson, A., Willams, R. (eds): Sandstone landscapes. Praha, Academia. S. 219-224.
Kowarik, I. (2010): Biologische Invasionen: Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. 2. Auflage, Ulmer, Stuttgart, 492 S.
Nehring, S., Kowarik, I., Rabitsch, W., Essl, F. (2013) Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352. http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/service/skript352.pdf
Schmidt, P. A. & Hecker, U. (2009): Taschenlexikon der Gehölze. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter. Wiebelsheim, Quelle & Meyer. 665 S.
Schmiedel, D., Wilhelm, E.-G., Nehring, S., Scheibner, C., Roth, M. & S. Winter (2015): Management-Handbuch zum Umgang mit gebietsfremden Arten in Deutschland. Band 1: Pilze, Niedere Pflanzen und Gefäßpflanzen. Naturschutz und Biologische Vielfalt 141/1. Bonn- Bad Godesberg, Landwirtschaftsverlag.
Singh, P. (1996): Pinus strobus. In: Schütt, P., Weissgerber, H., Schuck, H.J., Lang, J., Roloff, A. (1996): Enzyklopädie der Holzgewächse III-1. ecomed Verlagsgesellschaft. S. 1-15.
Vor, T., Spellmann, H., Bolte, A. & Ammer, C. (2015): Potenziale und Risiken eingeführter Baumarten: Baumartenportraits mit naturschutzfachlicher Bewertung. 233 S. http://www.dfwr.de/presse/pressemitteilungen/Studie_Potenziale_Risiken_eingefuehrter_Baumarten_Finalfassung.pdf
Zentralverband Gartenbau (2008): Umgang mit invasiven Arten. Empfehlungen für Gärtner, Planer und Verwender. Zentralverband Gartenbau: 37 S. http://www.g-net.de/download/Empfehlung-Invasive-Arten.pdf

Links:
http://www.neobiota.de/12633.html , abgerufen am 27.03.2015
http://www.korina.info/?q=node/83 , abgerufen am 27.03.2015
http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/service/skript352.pdf

Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes

Offizieller Artensteckbrief des LfULG; Stand: 07.05.2015; Erstbearbeitung: Dr. Doreen Schmiedel;
Überarbeitung: Dr. U. Kleinknecht, Uta Glinka (IVL);
Hinweise und Änderungsvorschläge bitte an: dietmar.schulz@smul.sachsen.de
Legende zum Artensteckbrief unter: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22872.htm
Informationen zur Artengruppe für Sachsen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/23411.htm
Informationen zu Neobiota: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34835.htm