Falco cherrug J.E. Gray, 1834 / Würgfalke

Synonyme


Saker

Rechtlicher Schutz und Rote Liste


Artenschutzrechtlicher Schutzstatus:SG (streng geschützt)
Vogelschutzrichtlinie Schutzstatus:VRL-Anh.I (Art des Anhang I der Vogelschutzrichtlinie)
Rote Liste Sachsen:nb

Allgemeine Arteninformationen


Taxonomie

3 Unterarten, in Sachsen Falco cherrug cherrug vorkommend

Kennzeichen

Der Würgfalke gehört zu den Großfalken, er ist noch größer als der Wanderfalke und hat breitere Flügel und einen längeren Schwanz. Bei Altvögeln ist die Oberseite braun gefärbt, der Kopf ist heller (mit weißlichem Überaugenstreif und schmalem Bartstreif). Die Unterseite ist hellbeige und trägt eine dunkle Längsfleckung. Füße und Wachshaut am Schnabel sind gelb. Das Weibchen ist größer und schwerer als das Männchen, ansonsten sehen beide Geschlechter gleich aus. Jungvögel sind ähnlich gefärbt, sie haben jedoch kräftigere Flecken auf der Unterseite, einen deutlicheren Bartstreif und blaugraue Füße.

Biologie und Ökologie

Der Würgfalke besiedelt in seinen östlichen Verbreitungsgebieten Steppen und Halbwüsten, z. T. bis in die Hochlagen. Im Westen des Areals kommt er in stark aufgelockerten Wald- oder extensiv genutzten Kulturlandschaften sowie in steilen Felsformationen (oft in Flusstälern) vor. Er jagt in der offenen Landschaft, über extensiv genutztem Kulturland, in Steppen, Halbwüsten oder baumarmen Hochflächen. Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Vögeln und kleinen Säugetieren (bis knapp Hasengröße).
Der Würgfalke ist Felsbrüter in steilen Wänden oder er nutzt zur Brut vorhandene große Nester anderer Vogelarten auf Bäumen und auch auf Hochspannungsmasten. Er ist sehr nistplatztreu. Es wird eine Jahresbrut durchgeführt (Nachgelege möglich). Die 2-5 Eier werden 36-38 Tage bebrütet. Nach dem Schlupf verbringen die Jungvögel 48-50 Tage im Nest.
Die in Russland brütenden Individuen sind Langstreckenzieher. Westlichere Populationen sind Teilzieher oder überwintern z. T. im Brutgebiet.

Überregionale Verbreitung

Der Würgfalke ist in der Steppen- bzw. Waldsteppenzone Eurasiens verbreitet, vom südöstlichen Mitteleuropa (Österreich, Ungarn) und Südosteuropa über Südrussland, die Ukraine und die Türkei bis in die Mongolei und nach China.
In Deutschland gab es zwischen 1997 und 2001 jährlich eine Brut im Elbsandsteingebirge, die in den Jahren 2000 und 2001 auch erfolgreich verlief. In den Folgejahren bis 2005 war nur noch das Weibchen des Brutpaares anwesend, dann erlosch das deutschlandweit einzige Brutvorkommen der jüngeren Vergangenheit.

Erhaltungszustand


Erhaltungszustand

nicht bewertet

Jagd- und Fischereirecht


Jagdrecht, ohne Jagdzeit

Prüfung und Erfassung


Hinweise für Artenschutzprüfung

  • Vogelart mit hervorgehobener artenschutzrechtlicher Bedeutung
  • Einzelvorkommen als Bezug für die lokale Population bei artenschutzrechtlichen Prüfungen

Betrachtungsschwerpunkt Artenschutzprüfung

Jahresvogelaspekt

Untersuchungsstandards

Methodik, Wertungsgrenzen und Zeitraum der Brutvogelerfassung gemäß Südbeck et al. (2005)
Hinweis: Nachweise sind der Deutschen Seltenheitskommission zu melden.

Sonstige Arten-Attribute

  • Besonders störungsempfindlich (TK25-Viertelquadrant)
  • Brutvogelart des SPA-Fachkonzeptes (im engeren Sinne, Tab. 1+2)
  • Triggerart (Vögel) - Brut
  • Vogelart in den SPA-Standarddatenbögen (alt)
  • Brutvogelart in den SPA-Standarddatenbögen (neu) - Fortpflanzung
  • Vogelart des SPA-Monitorings (Brutvögel)

Vorkommen


Status Etablierung

Singularität, Irrgast, Gefangenschaftsflüchtling

Status Vögel

Brutvogel

Bemerkung zum Status

sporadischer, zeitweiliger Brutvogel (Einzelbrut an westlicher Verbreitungsgrenze)

Nachweisabsicherung

Ja

Bestand

Bislang nur einen Brutplatz in der Sächsischen Schweiz (Steffens et al. 2013):
1996: Männchen mehrere Monate anwesend
1997-1999: alljährliche Brut, aber Brutverlust durch Uhu
2000-2001: jeweils erfolgreiche Brut mit je 2 ausgeflogenen Jungvögeln
2002-2005: nur noch Weibchen am Brutplatz anwesend Danach erlosch das Brutvorkommen

Vorkommenskarte

Vorkommenskarte

Naturraumkarte

Naturraumkarte

Phänologie


Phänogramm

Phänogramm

Erläuterung Phänologie

Mitteleuropäische Brutplätze sind meist ganzjährig besetzt. Die Balz findet von Ende Januar bis Ende März statt. Die Eier werden Mitte März bis Anfang April (spätestens bis Mitte Mai) gelegt. Flügge Junge sind ab Ende Mai/Anfang Juni zu erwarten. Der Familienverband löst sich von Ende Juli bis Mitte August auf (Südbeck et al. 2005).

Lebensraum


Der sächsische Brutplatz lag in einer ca. 80 m hohen, südexponierten Felswand im Elbsandsteingebirge. Nahrungshabitate sind meist weit vom Brutplatz entfernt.

Lebensräume nach Artenschutzrecht

Fortpflanzungsstätten:
Fortpflanzungsstätte ist der Brutplatz in der Felswand einschließlich eines 500 bis 800 m langen Nestreviers mit Ruhe- und Wachbäumen, Sandbadestellen, Beutedepots und Kröpfplätzen.

Ruhestätten:
Als Ruhestätten dienen der Brutplatz in der Felswand und die Ruhebäume im Nestrevier.

Habitatkomplexe

  • Fels-/Gesteins-/Offenbodenbiotope

Habitatkomplexe Reproduktion

  • Fels-/Gesteins-/Offenbodenbiotope

Höhenstufen

  • montan

Sonstiges


Literatur

Augst, U. (1997): Der Würgfalke (Falco cherrug) - ein neuer Brutvogel Sachsens. Mitt. Ver. Sächs. Ornithol. 8: 111-113.

Augst, U. (1998): Die Ansiedlung des Würgfalken Falco cherrug als Brutvogel in Deutschland. Limicola 12: 297-313.

Augst, U. (2000): Zur Biologie des Sakerfalken (Falco cherrug) am derzeit einzigen Brutplatz in Deutschland. In: Stubbe, M. & Stubbe, A. (Hrsg.): Populationsökologie von Greifvogel- und Eulenarten 4. Wiss. Beitr. Univ. Halle 313-322.

Augst, U. (2001): Die ersten erfolgreichen Bruten des Würgfalken Falco cherrug in Deutschland. Limicola 15: 137-146.

Baumgart, W. (2000): New developments on the western border of the Saker Falcon Falco cherrug range in Middle Europe. In: Chancellor, R. D.& Meyburg, B.-U. (eds.): Raptors at risk. WWGBP/Hancock House 295-299.

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Gedeon, K.; Grüneberg, C.; Mitschke, A.; Sudfeldt, C.; Eikhorst, W.; Fischer, S.; Flade, M.; Frick, S.; Geiersberger, I.; Koop, B.; Kramer, M.; Krüger, T.; Roth, N.; Ryslavy, T.; Stübing, S; Sudmann, S. R.; Steffens, R.; Vökler, F. & Witt, K. (2014): Atlas Deutscher Brutvogelarten. Atlas of German Breeding Birds. Stiftung Vogelmonitoring Deutschland und Dachverband Deutscher Avifaunisten (Hrsg.), Münster.

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Mebs, T. & Schmidt, D. (2006): Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. Stuttgart.

Steffens, R.; Nachtigall, W.; Rau, S.; Trapp, H. & Ulbricht, J. (2013): Brutvögel in Sachsen. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Dresden. (als PDF-Dateien unter Brutvögel in Sachsen, Seiten 1-247 sowie S. 248-436 bzw. S. 437-656)

Steffens, R.; Saemann, D. & Grössler, K. (Hrsg.) (1998): Die Vogelwelt Sachsens. Gustav Fischer Verlag, Jena.

Südbeck, P.; Andretzke, H.; Fischer, S.; Gedeon, K.; Schikore, T.; Schröder, K. & Sudfeldt, C. (Hrsg.) (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Radolfzell.

Südbeck, P.; Bauer, H.-G.; Boschert, M.; Boye, P. & Knief, W. (2007): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 4. Fassung, 30. November 2007. Ber. Vogelschutz 44: 23-81.

Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes

Offizieller Artensteckbrief des LfULG

Stand: 02.02.2022

Erstbearbeitung: 31.08.2016; Bearbeiter: Jörg Huth, Michael Reuter, Hans-Markus Oelerich (Halle), Dr. Matthias Weber (Heidenau)
Anpassung an die Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen im Dezember 2021 und Januar 2022

Die Artensteckbriefe werden bei Bedarf fortlaufend aktualisiert.

Legende zum Artensteckbrief unter: https://www.natur.sachsen.de/artensteckbriefe-21889.html

Der Artensteckbrief ist Bestandteil der Arbeitshilfen für artenschutzrechtliche Bewertungen: https://www.natur.sachsen.de/arbeitshilfen-artenschutz-20609.html

Informationen zur Artengruppe für Sachsen: https://www.natur.sachsen.de/vogel-21259.html

Hinweise und Änderungsvorschläge zum Artensteckbrief bitte an:
Heiner.Blischke@smekul.sachsen.de