Rosa rugosa Thunb. / Kartoffel-Rose

Synonyme


Runzel-Rose

Rechtlicher Schutz und Rote Liste


Rote Liste Sachsen:(*)

Allgemeine Arteninformationen


Kennzeichen

Dichtwüchsiger, kräftiger Strauch von etwa 1,50 m Höhe mit unterirdischen Ausläufern. Aufrechte Stämme dicht mit geraden Stacheln und Nadelborsten besetzt. 5-9 Fiederblättchen. Auffallend große, stark duftende Blüten, meist dunkelrosa, zuweilen auch hell rosa oder weiß. Blättchen typisch runzlig, oberseits glänzend und unterseits graugrün behaart. Große Hagebutte flachkugelig und fleischig, 2-2,5 cm dick, zur Reife ziegel- bis scharlachrot. Die Art ist unverwechselbar.

Biologie und Ökologie

Wuchsverhalten: Die Kartoffel-Rose ist ein winterharter Zierstrauch. Die Blütezeit mit schönen, großen Blüten reicht von Juni bis September. Gute Wuchseigenschaften auch auf extremen und salzbeeinflussten Standorten.
Vegetative Ausbreitung: Durch hohes vegetatives Regenerationspotential breitet sich die Kartoffel-Rose durch unterirdische Ausläufer rasenartig aus. Dadurch kommt es zur schnellen Entwicklung großflächiger Bestände.
Generative Ausbreitung: Bestäubung der stark duftenden Blüten durch Hummeln, Bienen oder Käfer. Keimung der Samen gelingt in allen Vegetationstypen der Dünen.
Verbreitungswege: Die Hagebutten werden gern von Vögeln (v.a. Silbermöwen) gefressen und mit Kot unverdaut wieder ausgeschieden, wodurch eine Fernausbreitung über weite Distanzen geschieht. Früchte, Spross- und Wurzelteile werden mit Küstenwind oder Wasserverdriftung transportiert.

Überregionale Verbreitung

Herkunftsgebiet: Ostasien
Aktuelle Verbreitung in Europa: Nicht bekannt 
Aktuelle Verbreitung in Deutschland: Wegen der guten Wuchseigenschaften auf extremen und salzbeeinflussten Standorten sowie der Schönheit der großen Blüten wurde die Kartoffel-Rose häufig auf Küstendünen bzw. Düneninseln und entlang von Autobahnen angepflanzt. Weiterhin dienen angepflanzte Hecken als Windschutz oder Wegbegrenzung in der Küstenregion, seltener im Binnenland. Daher an der Nord- und Ostsee und auf Inseln heute weit verbreitet und landschaftsprägend; Ausbreitung im Binnenland nur vereinzelt und hier vor allem ruderal.

Prüfung und Erfassung


Sonstige Arten-Attribute

  • Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertung für gebietsfremde Gefäßpflanzen (BfN-Skripten 352)

Vorkommen


Status Etablierung

Neobiota, etabliert

Bemerkungen Neobiota

(*) Neobiota etabliert, stabil oder in Ausbreitung befindlich

Nachweisabsicherung

Ja

Langfristiger Bestandstrend

deutliche Zunahme

Kurzfristiger Bestandstrend

deutliche Zunahme

Bestand

Aktuelle Verbreitung in Sachsen: Die Kartoffel-Rose ist mäßig häufig in ganz Sachsen verbreitet. Vorkommen in über 100 MTB-VQ (Gutte 2001).

Verbreitung und Einbürgerung

Einbürgerungszeit: 1784 nach Europa eingeführt und 1808 erstmals in Weimar kultiviert.
Einbürgerungsgrad in Sachsen: Bereits in Wünsche & Schorler (1956) als häufig verwildert angegeben. Etablierung nur an ruderalen, urbanen Standorten.
Einbürgerungsweise: In ganz Sachsen sehr häufig als Zierstrauch und an Extremstandorten (Autobahn) angepflanzt.

Vorkommenskarte

Vorkommenskarte

Phänologie


Phänogramm

Phänogramm

Lebensraum


Lebensraum im Herkunftsgebiet: Küstendünen
Lebensraum in Sachsen: Verwildert an Wegrändern, Bahndämmen, Hecken und urbanen Brachflächen sowie Friedhöfen

Ökologische Charakterisierung

  • Siedlungsgebiete, Städte

Höhenstufen

  • collin
  • montan
  • planar

Management


Beurteilung

Naturschutzfachliche Beurteilung: Ausbreitung im Binnenland nur vereinzelt und hier vor allem an Verkehrswegen und Ruderalstellen. Anpflanzungen z. B. auf den Mittelstreifen von Autobahnen im Binnenland sind in der Regel unproblematisch.

Betroffene Schutzgüter: Gegenwärtig ist in Sachsen kein Vordringen in geschützte Biotope bekannt.

Wirtschaftliche Beurteilung: Wird aufgrund ihrer großen schmackhaften Hagebutten mit hohem Vitamin C-Gehalt auch zur Fruchtgewinnung kultiviert.

Negative gesundheitliche Auswirkungen: Keine gesundheitlichen Auswirkungen bekannt oder zu erwarten.

Wissensdefizite in Sachsen: Keine

Fazit für Sachsen: Da sich die Vorkommen der Kartoffel-Rose in Sachsen auf ruderale Standorte wie Bahndämme und urbane Brachflächen beschränken, sind das Gefährdungspotenzial und ein Handlungsbedarf für ein Management in Sachsen gering bis nicht vorhanden.

Management

Präventive Maßnahmen: Verzicht auf weitere Pflanzung in der Nähe von geschützten Biotopen. Besonders in Küstennähe sollte auf Anpflanzungen verzichtet werden. Als Abstand zur Küste werden 50 km empfohlen (Weidema 2006).

Bekämpfungsstrategien: Wegen der Fähigkeit zum Austrieb aus Spross- oder Wurzelfragmenten ist die Kartoffel-Rose nur mit hohem Aufwand zu bekämpfen:
• Erfahrungen mit der Bekämpfung liegen aus Norddeutschland vor: Oberirdische mechanische Bekämpfung mit Freischneidern oder Mähgerät kann die Kartoffel-Rose schwächen, wenn sie zwei- bis dreimal im Jahr durchgeführt wird. Werden die Maßnahmen jedoch im nächsten Jahr nicht wiederholt, führt dies nur zur Verjüngung der Bestände.
• An die Mahd anschließen kann sich auch das Abdecken mit Folien oder Geotextil über mindestens 2 Jahre (Schmiedel et al. 2015).
• Bessere Erfolge wurden mit dem Bagger erreicht: Pflanzen wurden im Winter entnommen und durch Sieben vom Substrat getrennt.
• Ausgraben isolierter Jungpflanzen.

Nicht zu empfehlende Maßnahmen:
• Durch hohes vegetatives Regenerationspotential ist nur einmal jährliches Mähen, Beweiden oder Abbrennen kontraproduktiv.
• Nicht zu empfehlen ist das Besprühen der Bestände mit Glyphosat, da dies negative Auswirkungen auf andere Organismen und die menschliche Gesundheit hat (Weidem 2006).

Handlungsbedarf: Maßnahmen sind nur sinnvoll, wo konkrete Naturschutzkonflikte vorliegen oder wahrscheinlich sind. Für das Management von Neobiota in Sachsen beachten Sie auch die offiziellen Seiten des Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL): http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34835.htm ; insbesondere auch die Arbeitshilfen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34838.htm

Zentrales Medium für die Sammlung von Artdaten in der Naturschutzverwaltung des Freistaates Sachsen ist die Zentrale Artdatenbank beim LfULG: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/8048.htm ;
Aktuelle Übersichtskarten der Verbreitung von Arten in Sachsen können unter folgendem Link abgerufen werden: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/infosysteme/cadenzaweb2014/commands.xhtml?Login.Anonymous</p  Meldungen an die Regionalverantwortlichen der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker (AGsB) werden jährlich in die Zentrale Artdatenbank übernommen.

Handlungsbedarf Neobiotamanagement

Handlungsbedarf Neobiotamanagement

Handlungsbedarf für ein Management überwiegend gering oder nicht vorhanden

Sonstiges


Literatur

Sachsen:
Gutte, P. (2001): Sachsens Neophyten – eine Übersicht. In: Brandes, D. (Hrsg.) Adventivpflanzen. Beiträge zu Biologie, Vorkommen und Ausbreitungsdynamik von Archäophyten und Neophyten in Mitteleuropa. Tagungsbericht des Braunschweiger Kolloquiums vom 3.-5. November 2000. Braunschweig, S. 151-160.
Gutte, P. (2006): Flora der Stadt Leipzig einschließlich Markkleeberg. Weissdorn-Verlag, Jena, 278 S.
Gutte, P., Hardtke, H.-J., & Schmidt, P. (2013): Die Flora Sachsens und angrenzender Gebiete. Ein pflanzenkundlicher Exkursionsführer. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim, 983 S.

Weiterführende Literatur:
Kowarik, I. (1995): Ausbreitung nichteinheimischer Gehölzarten als Problem des Naturschutzes? In: Böcker, R., Gebhardt, H., Konol, W. & Schmidt-Fischer, S. (Hrsg.): Gebietsfremde Pflanzenarten. Auswirkungen auf einheimische Arten, Lebensgemeinschaften und Biotope, Kontrollmöglichkeiten und Management. Ecomed-Verlag, Landsberg, S. 33-56.
Kowarik, I. (2010): Biologische Invasionen: Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. – 2. Auflage, Ulmer, Stuttgart, 492 S.
Nehring, S., Kowarik, I., Rabitsch, W. & Essl, F. (2013): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352. http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/service/skript352.pdf
Neubauer, S. (2009): Umgang mit Neophyten in Rostock. Amt für Stadtgrün Naturschutz und Landschaftspflege Rostock. 7 S.
Seitz, B. & Kowarik, I (2008): Erhaltung der regionalen genetischen Vielfalt durch die Verwendung gebietseigenen Saat- und Pflanzenguts. In: Natur und Landschaft 9/10, S. 441- 445.
Schmiedel, D., Wilhelm, E.-G., Nehring, S., Scheibner, C., Roth, M. & S. Winter (2015): Management-Handbuch zum Umgang mit gebietsfremden Arten in Deutschland. Band 1: Pilze, Niedere Pflanzen und Gefäßpflanzen. Naturschutz und Biologische Vielfalt 141/1. Bonn- Bad Godesberg, Landwirtschaftsverlag.
Weidema, I. (2006): Rosa rugosa - NOBANIS - Invasive Alien Species Fact Sheet https://www.nobanis.org/fact-sheets/


Links:
http://www.neobiota.de/12626.html , abgerufen am 10.2.2015
http://www.korina.info/?q=node/165 , abgerufen am 10.2.2015

Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes

Offizieller Artensteckbrief des LfULG; Stand: 05.07.2015; Bearbeiter: Dr. Uta Kleinknecht, Uta Glinka (IVL);
Hinweise und Änderungsvorschläge bitte an: dietmar.schulz@smul.sachsen.de
Legende zum Artensteckbrief unter: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22872.htm
Informationen zur Artengruppe für Sachsen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/23411.htm
Informationen zu Neobiota: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34835.htm