Rudbeckia laciniata L. / Schlitzblättriger Sonnenhut

Synonyme


Rudbeckia laciniata 'var.' flore pleno hortulanorum ex Thorsrud & Reisæter, Schlitzblatt-Rudbeckie, Helianthus laciniatus (L.) E.H.L.Krause, Rudbeckia laciniata var. digitata (Mill.) Asch.

Rechtlicher Schutz und Rote Liste


Rote Liste Sachsen:(*)

Allgemeine Arteninformationen


Taxonomie

Formenreich: var. humilis A. Gray; findet sich in Gärten häufig in gefüllten Formen, gefüllte Formen teilweise auch verwildert. Eine Hybridisierung mit heimischen Arten ist bisher nicht bekannt.

Kennzeichen

Sommergrüner, 0,5-3 m hohe Staude mit unterirdischen Ausläufern und Rhizomen. Stängel meist ästig, kahl, wenig verzweigt. Blätter lanzettlich, untere Blätter fiederschnittig, obere Blätter 3teilig, Durchmesser 6-8 cm. Blütenköpfe einzeln end- und achselständig, lang gestielt; Röhrenblüten olivgrün, Zungenblüten gelb, gefüllte Form auch mitunter verwildert anzutreffen. Verwechslungsmöglichkeit mit Helianthus tuberosus und H. laetiflorus.

Biologie und Ökologie

Wuchsverhalten: Halblichtpflanze; bildet oft dichte Bestände
Vegetative Ausbreitung: Bildet Ausläufer, vegetative Fortpflanzung durch Regeneration aus Rhizomfragmenten
Generative Ausbreitung: Hohe Diasporenproduktion (1.600 Samen pro Pflanze), Keimung nur auf gestörten Flächen
Verbreitungswege: Wind-, Klett-, Ameisenausbreitung und Selbstausbreitung, Verschleppung von Rhizomteilen

Überregionale Verbreitung

Herkunftsgebiet: Süd-Kanada, Zentral- und Ost-USA
Aktuelle Verbreitung in Europa: Eingebürgert über weite Teile West-, Mittel- und Osteuropas
Aktuelle Verbreitung in Deutschland: In ganz Deutschland verbreitet mit größeren Verbreitungslücken in Hessen, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern; deutlicher Verbreitungsschwerpunkt im südlichen Osten Deutschlands

Prüfung und Erfassung


Sonstige Arten-Attribute

  • Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertung für gebietsfremde Gefäßpflanzen (BfN-Skripten 352)

Vorkommen


Status Etablierung

Neobiota, etabliert

Bemerkungen Neobiota

(*) Neobiota etabliert, stabil oder in Ausbreitung befindlich

Nachweisabsicherung

Nein

Langfristiger Bestandstrend

deutliche Zunahme

Kurzfristiger Bestandstrend

deutliche Zunahme

Bestand

Aktuelle Verbreitung in Sachsen: Der Verbreitungsschwerpunkt des Schlitzblättrigen Sonnenhutes liegt in Sachsen im Oberlausitzer Hügel- und Tiefland, wo die Art mäßig häufig ist. In weiten Teilen der Oberlausitz tritt sie als fester Bestandteil der Ufervegetation auf (daher regionale Volksnamen wie „Röderblume“ oder „Pulsnitzblume“). Im übrigen Sachsen ist die Art zerstreut bis selten anzutreffen. Vorkommen in über 100 MTB-VQ (Gutte 2001).

Verbreitung und Einbürgerung

Einbürgerungszeit: 1622 in Europa eingeführt, 1659 in Jena und 1675 in Leipzig nachgewiesen. Seit Ende des 18. Jahrhunderts verwilderte der Schlitzblättrige Sonnenhut in Deutschland vor allem an den Ufern der Mittelgebirgsflüsse. Im 19. Jahrhundert rasche Ausbreitung und Einbürgerung in Ostsachsen.
Einbürgerungsgrad in Sachsen: Neuheimisch, d. h. auch in naturnaher Vegetation etabliert und sich haltend;
Einbürgerungsweise: Pflanzung als Zierpflanze (Staudenbeete, Bauerngärten, Gehölzränder und Parks) und Verwilderung

Vorkommenskarte

Vorkommenskarte

Phänologie


Phänogramm

Phänogramm

Lebensraum


Lebensraum im Herkunftsgebiet: feuchte Prärien, Flussufer, Auen und Sümpfe
Lebensraum in Sachsen: in Staudenfluren an Flüssen, Teichen, Gräben, Ruderalstellen, Parkanlagen

Ökologische Charakterisierung

  • Siedlungsgebiete, Städte
  • Ufer

Höhenstufen

  • collin
  • montan
  • planar

Management


Beurteilung

Naturschutzfachliche Beurteilung:
• Der Schlitzblättrige Sonnenhut gilt an Bach- und Flussufern eine konkurrenzstarke Art und hat negative Auswirkungen auf die Artenzahl und Diversität der Begleitvegetation. Dominanzbestände in Uferbereichen sind artenärmer als nicht von der Art besiedelte Flächen. Auch Veränderungen der Vegetationsstruktur sind nachgewiesen. Eine Gefährdung heimischer Arten ist daher anzunehmen.
• Im Nationalpark „Sächsische Schweiz“ gilt die Art als problematisch: sie bildet im Polenztal erhebliche Bestände aus und führt zu einer Verschiebung des Artgefüges.
• eine Förderung des Invasionsrisikos durch den Klimawandel wird angenommen

Betroffene Schutzgüter: Feuchte Hochstaudenfluren

Wirtschaftliche Beurteilung:
• beliebte Zierpflanze im Gartenbau
• Bienenweide

Negative gesundheitliche Auswirkungen: Keine gesundheitlichen Auswirkungen bekannt oder zu erwarten.

Wissensdefizite in Sachsen:
• Konkurrenzeffekte auf heimische Arten und Invasivitätsrisiken an Flüssen
• aktueller Ausbreitungsverlauf in Sachsen

Fazit für Sachsen: Abschließende Aussagen über das Invasivitätsrisiko der Art sind gegenwärtig noch nicht zu treffen. Es zeichnet sich jedoch bereits aus naturschutzfachlicher Sicht ein Handlungsbedarf für ein Management in zahlreichen Einzelfällen ab.

Management

Präventive Maßnahmen: Verzicht auf das absichtliche Ausbringen der Art

Bekämpfungsstrategien: Eine fundierte Einschätzung von Bekämpfungsmaßnahmen ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich. Die mechanische Bekämpfung durch Mahd zeigt sich wenig erfolgreich.

Für das Management von Neobiota in Sachsen beachten Sie auch die offiziellen Seiten des Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL): http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34835.htm ; insbesondere auch die Arbeitshilfen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34838.htm

Zentrales Medium für die Sammlung von Artdaten in der Naturschutzverwaltung des Freistaates Sachsen ist die Zentrale Artdatenbank beim LfULG: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/8048.htm;
Aktuelle Übersichtskarten der Verbreitung von Arten in Sachsen können unter folgendem Link abgerufen werden: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/infosysteme/ida

Meldungen an die Regionalverantwortlichen der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker (AGsB) werden jährlich in die Zentrale Artdatenbank übernommen.

Handlungsbedarf Neobiotamanagement

Handlungsbedarf Neobiotamanagement

Handlungsbedarf für ein Management in zahlreichen Einzelfällen vorhanden

Sonstiges


Literatur

Sachsen:
Arndt, E., Piechulek, E., K. & Phoenix, J. (2008): Invasive Neophyten in Bachtälern des Nationalparks Sächsische Schweiz. Sächsische Floristische Mitteilungen 11, S. 3 - 24.
Gutte, P. (2001): Sachsens Neophyten – eine Übersicht. In: Brandes, D. (Hrsg.) Adventivpflanzen. Beiträge zu Biologie, Vorkommen und Ausbreitungsdynamik von Archäophyten und Neophyten in Mitteleuropa. Tagungsbericht des Braunschweiger Kolloquiums vom 3.-5. November 2000. Braunschweig, S. 151-160.
Gutte, P. (2006): Flora der Stadt Leipzig einschließlich Markkleeberg. Weissdorn-Verlag, Jena, 278 S.
Gutte, P., Hardtke, H.-J., & Schmidt, P. (2013): Die Flora Sachsens und angrenzender Gebiete. Ein pflanzenkundlicher Exkursionsführer. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim, 983 S.
Hardtke, H.-J., Ihl, A. (2000): Atlas der Farn- und Samenpflanzen Sachsens. In: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (Hrsg.): Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Dresden. 806 S.
Hardtke, H.-J, Klenke, F. & Müller, F. (2013): Flora des Elbhügellandes und angrenzender Gebiete. Sandstein-Verlag Dresden, 718 S. Rölke, P. (2004): Massenverbreitung nicht einheimischer Arten in Tälern der Nationalpark-Region. Sächsische-Schweiz-Initiative 21, http://www.ssi-heft.de/21/06.php
Uhlmann, H. (2005): Flora - Nossen, Rosswein im Klosterbezirk Altzella: MTB 4945, 248 S.
Weber, R. (1992): Zu Flora und Vegetation des Ostvogtlandes und des angrenzenden Westerzgebirges. Sächsische Floristische Mitteilungen 2, S. 4-9.

Weiterführende Literatur:
EPPO Reporting Service (2009): Invasive Plants - Rudbeckia laciniata (Asteraceae), 2 S. Feder, J. (2010): Schlitzblättriger Sonnenhut Rudbeckia laciniata L. - längst eingebürgert. Bremer Bot. Br. 7, S. 5-7.
Francirkova, T. (2001): Contribution to the invasive ecology of Rudbeckia laciniata. In: Brundu, G., Brock, J. Camarda, I., Child, L. & Wade, M. (Eds.), Plant Invasions: Species ecology and ecosystem management, Backhuys, Leiden, S. 89-98.
Kowarik, I. (2010): Biologische Invasionen: Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. – 2. Auflage, Ulmer, Stuttgart, 492 S.
Hejda, M., Pyšek, P. & Jarošík, V. (2009): Impact of invasive plants on the species richness, diversity and composition of invaded communities. J. Ecol. 97,S. 393-403.
Nehring, S., Essl, F. & Rabitsch, W. (2013): Methodik der naturschutzfachlichen Invasivitätsbewertung für gebietsfremde Arten, Version 1.2. BfN-Skripten 340, 46 S.
Nehring, S., Kowarik, I., Rabitsch, W., Essl, F. (2013): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352, 202 S.
Rothmaler, W., Jäger, E. J., Ebel, F., Hanelt, P. & Müller, G. K. (2008): Exkursionsflora von Deutschland. Bd. 5 Krautige Zier und Nutzpflanzen, Berlin Heidelberg, Springer, 582 S.
Schmiedel, D., Wilhelm, E.-G., Nehring, S., Scheibner, C., Roth, M. & S. Winter (2015): Management-Handbuch zum Umgang mit gebietsfremden Arten in Deutschland. Band 1: Pilze, Niedere Pflanzen und Gefäßpflanzen. Naturschutz und Biologische Vielfalt 141/1. Bonn- Bad Godesberg, Landwirtschaftsverlag.

Links:
http://www.artensteckbrief.de/index.php?ID_Art=3235&BL=20012 , abgerufen am 18.02.2015
http://www.korina.info/?q=node/69 , abgerufen am 18.02.2015
http://www.ssi-heft.de/21/06.php , abgerufen am 18.02.2015
http://www.floraweb.de/pflanzenarten/artenhome.xsql?suchnr=5072& , abgerufen am 18.02.2015

Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes

Offizieller Artensteckbrief des LfULG; Stand: 05.07.2015; Erstbearbeitung: Prof. Dr. P. A. Schmidt, Dr. E.-G. Wilhelm
Überarbeitung: Dr. Uta Kleinknecht, Uta Glinka (IVL);
Hinweise und Änderungsvorschläge bitte an: dietmar.schulz@smul.sachsen.de
Legende zum Artensteckbrief unter: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22872.htm
Informationen zur Artengruppe für Sachsen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/23411.htm
Informationen zu Neobiota: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34835.htm