Syringa vulgaris L. / Gewöhnlicher Flieder

Synonyme


Lilac suaveolens Gilib., Lilac vulgaris (L.) Moench

Rechtlicher Schutz und Rote Liste


Rote Liste Sachsen:(*)

Allgemeine Arteninformationen


Taxonomie

mehr als 500 Gartensorten bekannt

Kennzeichen

Aufrechter 0,2-7 m hoher buschiger Strauch oder Baum. Stämme oft drehwüchsig. Blätter gegenständig, eiförmig bis breit oval oder herzförmig, kahl und derb, 5 bis 12 cm lang. Keine Herbstfärbung. Blüten in 10-20 cm langen aufrechten Rispen, Blütenfarben von dunkelviolett über alle Zwischenstufen zu weiß u. hellgelb, stark duftend und reichlich Nektar bildend. Fruchtkapseln 0,8-2 cm lang. Verwechslungsmöglichkeit mit weiteren angepflanzten Arten oder Hybriden wie z. B. S. x persica (Blätter lanzettlich) und S. chinensis (Blüten duftlos).

Biologie und Ökologie

Wuchsverhalten: Tiefwurzler, frosthart, wärmeliebend, hitzeverträglich, anspruchslos und anpassungsfähig; bildet über Ausläufer dickichtartige Kolonien
Vegetative Ausbreitung: Überwiegend vegetative Fortpflanzung, hohes Ausschlagvermögen, bildet massenhaft Ausläufer.
Generative Ausbreitung: Fruktifikation und Keimlinge in Mitteleuropa nachgewiesen; eine Vermehrung des Flieders durch Samen ist in Mitteleuropa zwar prinzipiell möglich, jedoch rühren die meisten Verwilderungen von Ausläufern der Anpflanzungen her
Verbreitungswege: Fernausbreitung durch Gartenauswurf; im Handel verfügbar

Überregionale Verbreitung

Herkunftsgebiet: Südosteuropa
Aktuelle Verbreitung in Europa: in ganz Europa verbreitet (www.europe-aliens.org)
Aktuelle Verbreitung in Deutschland: flächendeckend verbreitet (BfN 2013), meist als Kulturrelikte in Ortsnähe, typische Gehölzpionierart auf alten Mauern und Burgbergen (Kowarik 2010); geringe Tendenz zur Ausbreitung (Adolphi 1995) (http://www.deutschlandflora.de)

Prüfung und Erfassung


Sonstige Arten-Attribute

  • Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertung für gebietsfremde Gefäßpflanzen (BfN-Skripten 352)

Vorkommen


Status Etablierung

Neobiota, etabliert

Bemerkungen Neobiota

(*) Neobiota etabliert, stabil oder in Ausbreitung befindlich

Nachweisabsicherung

Nein

Langfristiger Bestandstrend

deutliche Zunahme

Kurzfristiger Bestandstrend

deutliche Zunahme

Bestand

Aktuelle Verbreitung in Sachsen: im Bergland zerstreut, sonst mäßig häufig (Gutte et al. 2013); im Raum Leipzig selten verwildert (Gutte 2006).

Verbreitung und Einbürgerung

Einbürgerungszeit: Bereits 1576 in Wien (Österreich) kultiviert und von dort sowie von Italien aus nach Mittel- und Westeuropa gebracht; 1588 erstmals in Deutschland (Nürnberg) kultiviert
Einbürgerungsgrad in Sachsen: Vollständig
Einbürgerungsweise: Gartenbau

Vorkommenskarte

Vorkommenskarte

Phänologie


Phänogramm

Phänogramm

Lebensraum


Lebensraum im Herkunftsgebiet: Trockene Standorte
Lebensraum in Sachsen: Trockenwarme Böschungen, Mauern, felsige Standorte, Trockenrasen, Gebüsche, Waldränder; mäßig urbanophil; vollsonnig bis halbschattig; gedeiht optimal auf mäßig trockenen bis frischen, nährstoffreichen, sandig-humosen Böden, aber auch gut auf durchlässigen, sommerwarmen und sommertrockenen Lehmböden; teils als Kulturrelikt oder verwildert in Wäldern und an wüsten Stellen

Ökologische Charakterisierung

  • Offene Landschaft
  • Wald und waldähnliche Gehölze

Höhenstufen

  • collin
  • planar

Management


Beurteilung

Naturschutzfachliche Beurteilung:
• Verdrängung des natürlichen Bewuchses auf flachgründigen Felsstandorten, keine Verjüngung anderer Arten in Syringa-Beständen möglich (Lohmeyer 1976)
• artenarme Strauch- und Krautschicht unter Syringa-Beständen, teilweise vollständig fehlend
Syringa-Gebüsche ersetzen heimische Prunetalia-Gesellschaften (Lohmeyer & Sukopp 1992)
• Veränderung von Vegetationsstrukturen (Zuwachsen ehemals gehölzfreier Felsstandorte am Mittelrhein, Lohmeyer 1976)
• eine Förderung des Invasionsrisikos durch den Klimawandel wird angenommen
• reichlich Nektar tief in Blütenröhre von langrüsseligen Insekten (Schmetterlinge und Holzbiene) genutzt

Betroffene Schutzgüter: felsige Standorte

Wirtschaftliche Beurteilung:
• Zierpflanze
• Holz für Kunsttischlerei und als Drechselholz
• als Aphrodisiakum oder für die Herstellung psychoaktiver Substanzen genutzt
• ätherischen Öle der Blüten finden Verwendung in der Parfümindustrie

Negative gesundheitliche Auswirkungen: Keine gesundheitlichen Auswirkungen bekannt oder zu erwarten.

Fazit für Sachsen: Der Flieder ist in Sachsen gegenwärtig als weitgehend unproblematisch einzustufen. Naturschutzfachliche Konflikte können an felsigen Standorten auftreten.

Management

Präventive Maßnahmen: Handelsverzicht und Öffentlichkeitsarbeit

Bekämpfungsstrategien:
• Mechanische Bekämpfung durch bodennahes Abschneiden der Triebe und regelmäßiges Zurückschneiden über mehrere Jahre (Schmiedel et al. 2015) 
• Änderung in der Landnutzung (Beweidung, wird gerne von Schafen und Ziegen gefressen, Adolphi 1995)

Nicht zu empfehlende Maßnahmen: Eine chemische Behandlung von bodennah abgeschnittenen Trieben mit Glyphosat-haltigen Herbiziden ist nicht mehr zu empfehlen.  Glyphosat hat negative Auswirkungen auf andere Organismen und die menschliche Gesundheit.

Handlungsbedarf: Der Handlungsbedarf für ein Management ist aus naturschutzfachlicher Sicht überwiegend gering oder nicht vorhanden.

Für das Management von Neobiota in Sachsen beachten Sie auch die offiziellen Seiten des Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL): http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34835.htm ; insbesondere auch die Arbeitshilfen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34838.htm
Zentrales Medium für die Sammlung von Artdaten in der Naturschutzverwaltung des Freistaates Sachsen ist die Zentrale Artdatenbank beim LfULG: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/8048.htm ;
Aktuelle Übersichtskarten der Verbreitung von Arten in Sachsen können unter folgendem Link abgerufen werden: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/infosysteme/cadenzaweb2014/commands.xhtml?Login.Anonymous</p  
Meldungen an die Regionalverantwortlichen der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker (AGsB) werden jährlich in die Zentrale Artdatenbank übernommen.

Handlungsbedarf Neobiotamanagement

Handlungsbedarf Neobiotamanagement

Handlungsbedarf für ein Management überwiegend gering oder nicht vorhanden

Sonstiges


Literatur

Sachsen:
Gutte, P. (2001): Sachsens Neophyten – eine Übersicht. In: Brandes, D. (Hrsg.) Adventivpflanzen. Beiträge zu Biologie, Vorkommen und Ausbreitungsdynamik von Archäophyten und Neophyten in Mitteleuropa. Tagungsbericht des Braunschweiger Kolloquiums vom 3.-5. November 2000. Braunschweig, S. 151-160.
Gutte, P. (2006): Flora der Stadt Leipzig einschließlich Markkleeberg. Weissdorn-Verlag, Jena, 278 S.
Gutte, P., Hardtke, H.-J., & Schmidt, P. (2013): Die Flora Sachsens und angrenzender Gebiete. Ein pflanzenkundlicher Exkursionsführer. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim, 983 S.
Hardtke, H.-J., Ihl, A. (2000): Atlas der Farn- und Samenpflanzen Sachsens. In: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (Hrsg.): Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Dresden. 806 S.

Weiterführende Literatur:
Adolphi, K. (1995): Neophytische Kultur- und Anbaupflanzen als Kulturflüchtlinge des Rheinlandes. Martina Galunder- Verlag, Wiehl, 272 S.
Kowarik, I. (2010): Biologische Invasionen: Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. 2. Aufl., Ulmer, Stuttgart, 492 S.
Lohmeyer, W. (1976): Verwilderte Zier- und Nutzgehölze als Neuheimische (Agriophyten) unter besonderer Berücksichtigung ihrer Vorkommen am Mittelrhein. Natur und Landschaft, 51, S. 275-283.
Lohmeyer, W. & Sukopp, H. (1992): Agriophyten in der Vegetation Mitteleuropas. Schriftenreihe Vegetationskunde, 25, 185 S.
Nehring, S., Kowarik, I., Rabitsch, W. & Essl, F. (2013): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352. http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/service/skript352.pdf
Schmiedel, D., Wilhelm, E.-G., Nehring, S., Scheibner, C., Roth, M. & S. Winter (2015): Management-Handbuch zum Umgang mit gebietsfremden Arten in Deutschland. Band 1: Pilze, Niedere Pflanzen und Gefäßpflanzen. Naturschutz und Biologische Vielfalt 141/1. Bonn- Bad Godesberg, Landwirtschaftsverlag.

Links:
http://www.neobiota.de , abgerufen am 26.06.2015
http://www.korina.info/?q=node/146 , abgerufen am 26.06.2015
http://www.floraweb.de/pflanzenarten/druck.xsql?suchnr=5829&sipnr=5829 , abgerufen am 26.06.2015
http://www.baumkunde.de/Syringa_vulgaris , abgerufen am 26.06.2015

Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes

Offizieller Artensteckbrief des LfULG; Stand: 05.07.2015; Bearbeiter: Dr. Uta Kleinknecht, Uta Glinka (IVL);
Hinweise und Änderungsvorschläge bitte an: dietmar.schulz@smul.sachsen.de
Legende zum Artensteckbrief unter: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22872.htm
Informationen zur Artengruppe für Sachsen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/23411.htm
Informationen zu Neobiota: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34835.htm