Pseudorasbora parva (Temminck & Schlegel, 1846) / Blaubandbärbling

Synonyme


Pseudorasbora parva (Temminck & Schlegel, 1842), Fundulus virescens Temminck & Schlegel, 1846, Leuciscus parvus Temminck & Schlegel, 1846, Micraspius mianowskii Dybowski, 1896, Pseudorasbora altipinna Nichols, 1925, Pseudorasbora depressirostris Nichols, 1925, Pseudorasbora fowleri Nichols, 1925, Pseudorasbora monstrosa Nichols, 1925, Pseudorasbora parva parvula Nichols, 1929, Pseudorasbora parva tenuis Nichols, 1929, Pseudo-Keilfleckbarbe, Blaubandgründling

Rechtlicher Schutz und Rote Liste


Rote Liste Deutschland:nb
Rote Liste Sachsen:nb

Allgemeine Arteninformationen


Taxonomie

  • Unterstamm: Wirbeltiere Vertebrata
  • Klasse: Echte Knochenfische Teleostei
  • Ordnung: Karpfenartige Cypriniformes
  • Familie: Karpfenfische Cyprinidae

Kennzeichen

  • bis 10 cm lang und 19 g schwer
  • lang gestreckter, silbrig grauer Körper, dunkler Längsstreifen an den Seiten, spitzer Kopf

Biologie und Ökologie

  • Allesfresser, v. a. Zooplankton
  • Schwarmfisch
  • Laichzeit März-Juni, Eiablage an Wasserpflanzen, Kies, Steine, Muschelschalen
  • Männchen bewacht die Eier bis zum Schlupf
  • Eier klebrig, dadurch leicht unbeabsichtigte Verschleppung
  • bis zu 3 Generationen pro Sommer möglich, enormes Vermehrungspotential
  • sehr anpassungsfähig bzgl. Gewässerart und Wasserqualität

 

Überregionale Verbreitung

Herkunft: Ostasien (China, Japan, Korea, Taiwan), Flusssysteme von Amur, Yangtze, Huangho u. a.

Prüfung und Erfassung


Verantwortlichkeit (Auswahl)

Allgemeine Verantwortlichkeit

Sonstige Arten-Attribute

  • Invasive gebietsfremde Art der Unionsliste der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 inkl. aller Ergänzungen
  • Durchführungsverordnung (EU) Nr. 2016/1141 vom 13. Juli 2016
  • Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertung für gebietsfremde Wirbeltiere (BfN-Skripten 409)

Vorkommen


Status Etablierung

Neobiota, etabliert

Verbreitung und Einbürgerung

  • Gewässer im Tief- und Hügelland, die oft mit Fischzuchtanlagen in Verbindung stehen, hauptsächlich in Nordwestsachsen,
  • Nachweise überwiegend in Mulde (mit Nebenflüssen), Pleiße und Weißer Elster
  • derzeit noch keine Nachweise über 300 m Höhe ü. NN
  • im Vergleich zu Untersuchungen 1994/96 in den Jahren 2002-04 deutliche Ausbreitung; in kommenden Jahren muss mit weiterer Verbreitung gerechnet werden
  • Einbürgerungszeit: in 1960er Jahren versehentlich aus China nach Europa eingeschleppt (zusammen mit Einfuhr von Marmor-, Silber- Graskarpfen); 1992 Erstnachweis in Sachsen (in Fischzuchtanlage an der Neiße bei Zittau)
  • Einbürgerungsgrad in Sachsen: neuheimisch, etabliert • Einbürgerungsweise: versehentliche Einschleppung
  • 1985 Erstnachweis in der ehemaligen DDR (in Weißer Elster bei Wünschendorf in Thüringen)
  • 1993 Verschleppung in Teiche bei Kleinwelka

Lebensraum


  • im Herkunftsgebiet: • vor allem wärmere, flache, nährstoffreiche, stehende, aber auch fließende Gewässer und deren Altarme • Unter- und Mittelläufe der Flüsse (Barbenregion) • bevorzugt wasserpflanzenreiche Bereiche
    • vor allem wärmere, flache, nährstoffreiche, stehende, aber auch fließende Gewässer und deren Altarme
    • Unter- und Mittelläufe der Flüsse (Barbenregion)
    • bevorzugt wasserpflanzenreiche Bereiche
    • in größeren Fließgewässern (Elbe) ausschließlich in Randbereichen und Altarmen

Management


Beurteilung

naturschutzfachlich:

  • bei massenhaftem Auftreten Nahrungskonkurrent zu einheimischen Kleinfischen und Jungfischen
  • frisst größere Arten von Zooplankton (kleine Krebstiere), dadurch Förderung des Phytoplanktons (Algen u.ä.) und damit der Gewässereutrophierung;

wirtschaftlich:

  • in Teichwirtschaften erheblicher Nahrungskonkurrent zum Karpfen
  • wegen seiner hohen Vermehrungsfähigkeit als Futterfisch für junge Raubfische, vor allem Zander, genutzt
  • potentieller Krankheitsüberträger für Wirtschafts- und Wildfische; Fazit:
  • sehr reproduktionsfähige kleine Fischart, die bei Massenauftreten einen Nahrungskonkurrenten für einheimischen Kleinfischarten und Wirtschaftsfischen darstellt
  • keine Bedeutung für die Angelfischerei

Management

  • kein aktiver Besatz von Gewässern
  • in Karpfenteichen vor dem Besatz mit Karpfen für kurze Zeit Besatz mit heimischen Raubfischen (Barsch, Zander oder Hecht)
  • direkter Handel (preiswerter Futterfisch) mit dieser Fischart sollte in Europa verboten werden

Weitere Informationen

Wissensdefizite:

  • Auswirkungen auf einheimische Fischarten und Wirbellose

Sonstiges


Literatur

  • FÜLLNER, G.; PFEIFER, M.; ZARSKE, A. (2005): Atlas der Fische Sachsens. Lausitzer Druck- und Verlagshaus GmbH. Bautzen.
  • GEITER, O.; HOMMA, S.; KINZELBACH, R. (2002): Bestandsaufnahme und Bewertung von Neozoen in Deutschland. Forschungsbericht 296 89 901/01. Texte des Umweltbundesamtes 25/02. Umweltbundesamt.
  • WITKOWSKI, A. (2006): NOBANIS - Invasive Alien Species Fact Sheet - Pseudorasbora parva. - From: Online Database of the North European and Baltic Network on Invasive Alien Species - NOBANIS www.nobanis.org. - Zugriff am 04.04.2010
  • PANOV, V. (2006): DAISIE – Species Fact Sheet - Pseudorasbora parva. - From: Online Database of the Delivering Alien Invasive Species Inventories for Europe - DAISIE www.europe-aliens.org. - Zugriff am 04.04.2010
  • http://de.wikipedia.org/wiki/Blaubandbärbling - Zugriff am 04.04.2010
  • http://www.welt-am-wasser.de/bb-baerbling.html - Zugriff am 04.04.2010
  • http://www.fischartenatlas.de - Digitaler Fischartenatlas von Deutschland und Österreich

Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes

25.05.2010; Norman Döring (TU Dresden, Fachrichtung Forstwissenschaften)