Acer negundo var. negundo L., Negundo aceroides Moench, Acer negundo L. var. interius (Britton) Sar., Acer mexicanum (DC.) Pax, Acer negundo var. arizonicum Sarg., Negundo fraxinifolium (T.Nuttali) P.W.Wirtgen, Negundo orizabe Rydb., Negundo aceroides subsp. interius (Britton) Á.Löve & D.Löve
Rote Liste Sachsen: | (*) |
Kleiner, sommergrüner zumeist mehrstämmiger Baum, i.d.R. 6 m hoch. 1-2jährige Zweige oft bläulich bereift. Gegenständige Blätter 3-zählig oder gefiedert. Pflanze zweihäusig, Blüten in hängenden Trauben vor der Laubentfaltung erscheinend, ca. 3 cm lange, längliche, geflügelte Teilfrüchte. Verwechslungsmöglichkeit mit Gewöhnlicher Esche (Fraxinus excelsior).
Wuchsverhalten: Der Eschen-Ahorn ist ein anspruchsloser, schnell wachsender Pionierbaum mit einer weiten standörtlichen Amplitude. Er zeichnet sich durch ein starkes Jugendwachstum aus, wird aber selten bis 20 m hoch und meist nicht älter als 75 Jahre. Als Auenpflanze kann er sehr unterschiedliche und schwankende Wasserstände sowie Überflutungen bis zu etwa 30 Tagen ertragen. Keimlinge etablieren sich auf offenen, gut belichteten Standorten, unterliegen dann jedoch schnellwachsenden krautigen Pflanzen. Durch seine Kurzlebigkeit und Konkurrenzschwäche wird der Eschen-Ahorn im Laufe der Sukzession zumeist durch andere Arten verdrängt.
Vegetative Ausbreitung: Für die Art nicht relevant. Die Art reagiert jedoch auf Verletzungen durch natürliche Faktoren oder bei Bekämpfungsversuchen mit Stockausschlag.
Generative Ausbreitung: Die Art ist zweihäusig und ausschließlich windblütig. Ein weiblicher Baum kann bereits nach 5 Jahren fruchten und bis zu 20.000 Früchte bilden.
Verbreitungswege: Die Fernausbreitung erfolgt von Herbst bis zum Frühjahr v.a. mit dem Wind, durch fließendes Wasser, aber auch durch Diasporentransport über Autos.
Herkunftsgebiet: Nordamerika, dort die am weitesten verbreitete Ahornart mit Verbreitung von Kanada bis Guatemala.
Aktuelle Verbreitung in Europa: Geografisch gehört der Eschen-Ahorn zu den Neophyten mit der in Europa weitesten Verbreitung: Er wächst in Osteuropa ebenso wie im Mittelmeergebiet. Es ist anzunehmen, dass der Eschen-Ahorn in Europa sein potenzielles Areal bereits ausfüllt, jedoch ist in Gebieten, in denen er heute noch nicht häufig ist, mit einer weiteren Zunahme der Vorkommen zu rechnen (www.europe-aliens.org).
Aktuelle Verbreitung in Deutschland: Kommt im gesamten Bundesgebiet mit deutlichem Schwerpunkt in Ostdeutschland vor. Im Bergland und der Küstenregion Deutschlands seltener (www.deutschlandflora.de).
Neobiota, etabliert
Neobiota etabliert, stabil oder in Ausbreitung befindlich
Nein
deutliche Zunahme
deutliche Zunahme
Häufig bis zerstreut vorkommend, im Bergland seltener
Einbürgerungszeit: 1688 nach Europa eingeführt und 1699 zuerst in Leipzig kultiviert; erster Beleg für NW-Sachsen in Leipzig 1911 (Fiedler, O.), bei Fiedler (1959) als eingebürgerte Art nicht aufgeführt
Einbürgerungsgrad in Sachsen: vollständig
Einbürgerungsweise: In weiten Teilen Europas wurde die Art als anspruchsloser, schnell wachsender Baum in Grünanlagen, an Verkehrswegen und als Windschutzhecke angepflanzt. Gutte (2001) ordnet ihn bei den Agriophyten ein (=eingeschleppte Art, die in naturnahe Vegetation eindringt und auch ohne den Einfluss des Menschen dort bleibt), bei Gutte (1973) vermerkt als hin und wieder in der Elster-Luppe Aue, am Rande von Parks und Schuttplätzen verwildert, häufiger nur im Restwald in der Saale-Luppe-Aue.
Lebensraum im Herkunftsgebiet: Ursprünglich als Pionier auf Auwaldgesellschaften beschränkt, hier nur selten Ausbildung von Dominanzbeständen.
Lebensraum in Sachsen: Breite standörtliche Amplitude: Größere Vorkommen in Auen, aber auch auf ruderalen Standorten wie Böschungen, städtischen Brachen und Pioniergebüsche. Die Art profitiert in Auen vom Ausfall der Ulmen und von der eingeschränkten Überflutungsdynamik der Flüsse.
Naturschutzfachliche Beurteilung: Vorkommen des Eschen-Ahorn gelten in naturnaher Auenvegetation als problematisch. Besonders im Bereich zwischen 0,5 und 2 m über der Mittelwasserlinie besetzt die Art potenzielle Silberweidenstandorte und stört das Bild ursprünglicher Waldgesellschaften. Die negativen Auswirkungen auf Artenzahlen und –abundanzen sind vor allem für die Krautschicht belegt, wodurch auch die Verjüngung heimischer Baumarten behindert werden kann. Als Licht liebender, kurzlebiger Pionierbaum ist der Eschen-Ahorn jedoch kaum in der Lage, höher wachsende Baumarten zu verdrängen. Auf Ruderalstandorten sorgt die Art für eine rasche Begrünung und kann in diesen urban- industriellen Gebieten durchaus als positiv angesehen werden, zumal die Zurückdrängung durch Pflegemaßnahmen leichter möglich ist als z.B. bei dem Wurzelausläufer bildenden Götterbaum. Jedoch ist heimischen Baumarten immer der Vorzug zu gewähren.
Betroffene Schutzgüter: Auwälder
Wirtschaftliche Beurteilung: Die Rinde findet Anwendung in der Homöopathie. Negative wirtschaftliche Auswirkungen der Art sind nicht bekannt.
Negative gesundheitliche Auswirkungen: Die Art gilt als Allergieauslöser.
Fazit für Sachsen: Als lichtliebender, kurzlebiger Pionierbaum gelten die Vorkommen des Eschen-Ahorns nur in der naturnahen Auenvegetation als bedingt problematisch. Das Schlüsselproblem hierbei ist zumeist die Einengung der natürlichen Flussdynamik. Vergleichsweise ist die Art leicht durch Pflegemaßnahmen zu entfernen.
Präventive Maßnahmen:
Handlungsbedarf für ein Management überwiegend gering oder nicht vorhanden
Sachsen:
Fiedler, O. (1959): Die eingebürgerten und sich einbürgernden Pflanzen in der Umgebung von Leipzig während der Zeit von 1900 bis zur Gegenwart. Msk.27 Schreibmaschinenseiten , Original im ehemaligen Botanischen Institut, Abschrift im Besitz von Gutte, P. (Leipzig)
Gutte, P. (2001): Sachsens Neophyten – eine Übersicht. Brandes, D. (Hrsg.): Adventivpflanzen. Beiträge zu Biologie, Vorkommen und Ausbreitungsdynamik von Archäophyten und Neophyten in Mitteleuropa. Tagungsbericht des Braunschweiger Kolloquiums vom 3.-5. November 2000. Braunschweig, S. 151-160, Braunschweiger Geobotanische Arbeiten, 8.
Gutte, P. (2006): Flora der Stadt Leipzig einschließlich Markkleeberg. Weissdorn-Verlag, Jena, 278 S.
Gutte, P., Hardtke, H.-J., & Schmidt, P. (2013): Die Flora Sachsens und angrenzender Gebiete. Ein pflanzenkundlicher Exkursionsführer. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim, 983 S.
Hardtke, H.-J, Klenke, F. & Müller, F. (2013): Flora des Elbhügellandes und angrenzender Gebiete. Sandstein-Verl. Dresden, 718 S. Hiller, K., & Melzig, M. F. (2010): Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. Spektrum, Heidelberg, 2010.
Otto, H.-W. (2003): Der Bautzener Güterbahnhof als bemerkenswerter Pflanzenstandort. Sächsische Floristische Mitteilungen 8, S. 45-66. Otto, H.-W. (2012): Die Farn- und Samenpflanzen der Oberlausitz. Berichte der naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz 20, 2. Auflage, Görlitz.
Weiterführende Literatur:
Baumgärtel, R. (2008): Der Eschen-Ahorn (Acer negundo) am nördlichen Oberrhein. Beitrag zur naturschutzfachlichen Einschätzung eines Neophyten. Botanik und Naturschutz in Hessen 21, S. 5-9.
Drescher, A. & Magnes, M. (2002): Anthropochoren im Nationalpark Donau-Auen – Ziel von Bekämpfungsmaßnahmen oder Bereicherung der Biodiversität? BAL Bericht über das 10. Österreichische Botanikertreffen vom 30. Mai bis 1. Juni 2002 in Gumpenstein, S. 141–144. Kleinbauer, I., Dullinger, S., Klingenstein, F., May, F. & Nehring, S. (2010): Ausbreitungspotenzial ausgewählter neophytischer Gefäßpflanzen unter Klimawandel in Deutschland und Österreich BfN-Skripten 275. 76 S.
Kowarik, I. (2010): Biologische Invasionen: Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. 2. Auflage, Ulmer, Stuttgart, 492 S. Nehring, S., Kowarik, I., Rabitsch, W. & Essl, F. (2013): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352. http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/service/skript352.pdf
Schmiedel, D., Wilhelm, E.-G., Nehring, S., Scheibner, C., Roth, M. & S. Winter (2015): Management-Handbuch zum Umgang mit gebietsfremden Arten in Deutschland. Band 1: Pilze, Niedere Pflanzen und Gefäßpflanzen. Naturschutz und Biologische Vielfalt 141/1. Bonn- Bad Godesberg, Landwirtschaftsverlag .
Vor, T., Spellmann, H., Bolte, A. & Ammer, C. (2015): Potenziale und Risiken eingeführter Baumarten: Baumartenportraits mit naturschutzfachlicher Bewertung. 233 S. http://www.dfwr.de/presse/pressemitteilungen/Studie_Potenziale_Risiken_eingefuehrter_Baumarten_Finalfassung.pdf
Weiß, O. (2008): Mechanische Bekämpfung von Acer negundo im Nationalpark Donau-Auen. Diplomarbeit an der Höheren Bundeslehranstalt für Forstwirtschaft Bruck an der Mur. 72 S.
Links:
http://www.floraweb.de/pflanzenarten/artenhome.xsql?suchnr=8 , abgerufen am 11.02.2015
http://www.deutschlandflora.de , abgerufen am 11.02.2015
http://www.korina.info/?q=node/32, abgerufen am 11.02.2015
http://www.neobiota.de/12658.html , abgerufen am 11.02.2015
http://www.neobiota.de/fileadmin/NEOBIOTA/documents/PDF/BfN-Faltblatt_invasive-gartenpflanzen.pdf
Offizieller Artensteckbrief des LfULG; Stand: 05.07.2015; Bearbeiter: Dr. Uta Kleinknecht, Uta Glinka (IVL);
Hinweise und Änderungsvorschläge bitte an: dietmar.schulz@smul.sachsen.de
Legende zum Artensteckbrief unter: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22872.htm
Informationen zur Artengruppe für Sachsen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/23411.htm
Informationen zu Neobiota: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34835.htm