Symphyotrichum novi-belgii agg.

Synonyme


Aster novi-belgii agg.

Allgemeine Arteninformationen


Kennzeichen

0,6 bis selten 2 m hohe ausdauernde, krautige Pflanze. Blütenköpfe 2,5 - 4 cm groß. Stängelblätter lanzettlich bis eilanzettlich geformt, die breitesten innerhalb der ähnlichen Arten der Gattung. Blattansatz meist schwach geöhrt. Zungenblüten wie bei den meisten Arten der Gattung weiß und zum Ende der Blütezeit hin blass lila, bei Zierformen auch lila. Die Farbe der Röhrenblüten variiert stark und ist kein Unterscheidungskriterium. Verwechslungsmöglichkeit mit S. novae-angliae sowie S. salignum (ebenfalls Aggregat S. novi-belgii) und S. lanceolatum agg. (S. lanceolatum, S. parviflorum). Die Arten sind durch viele Übergänge verbunden. Hilfreich zur Unterscheidung sind verschiedene Merkmale der Hüllblätter (Bestimmungsschlüssel siehe Meinert et al. 2009). Weiterhin ist S. novi-belgii zu verwechseln mit Erigeron annuus.

Biologie und Ökologie

Wuchsverhalten: Starkes klonales Wachstum, dadurch Bildung von Dominanzbeständen an geeigneten Standorten
Vegetative Ausbreitung: Vegetative Reproduktion durch Rhizome
Generative Ausbreitung: Die Bestäubung erfolgt durch Insekten, insbesondere durch Fliegen und Bienen. Produziert bis zu 200.000 Samen pro Schössling. Für Belgien ist bekannt, dass sie dort unter den klimatischen Bedingungen nicht keimen (http://ias.biodiversity.be/species/show/135) . Dies ist für Deutschland auch zu vermuten.
Verbreitungswege: Fernausbreitung der Samen durch Wind (Chmielewski & Semple 2001); Verdriftung der Rhizome entlang von Fließgewässern (Siedentopf 2005); weitere Ausbreitung durch Gartenabfälle (Hetzel 2006); im Handel (Gartenbau) verfügbar

Überregionale Verbreitung

Herkunftsgebiet: östliches Nordamerika
Aktuelle Verbreitung in Europa: Expansion in Europa wird angenommen (Toussaint & Bedouet 2005) (www.europe-aliens.org)
Aktuelle Verbreitung in Deutschland: In allen Bundesländern zerstreut verbreitet (http://www.deutschlandflora.de ). Aufgrund der kritischen Artmerkmale jedoch vermutlich untererfasst.

Vorkommen


Status Etablierung

Neobiota, etabliert

Bemerkungen Neobiota

(*) Neobiota etabliert, stabil oder in Ausbreitung befindlich

Nachweisabsicherung

Ja

Langfristiger Bestandstrend

deutliche Zunahme

Kurzfristiger Bestandstrend

deutliche Zunahme

Bestand

Aktuelle Verbreitung in Sachsen: Die Art ist in Sachsen mäßig häufig bis zerstreut und vor allem in urban-industriellen Ballungsgebieten anzutreffen.

Verbreitung und Einbürgerung

Einbürgerungszeit: Bereits 1686 in den Botanischen Garten Leiden (Niederlande) eingeführt; 1735 in Leipzig als Zierpflanze kultiviert; in Sachsen erstmals 1821 verwildert nachgewiesen (Gutte et al. 2013)
Einbürgerungsgrad in Sachsen: Vollständig
Einbürgerungsweise: Absichtlich mit Gartenbau eingeführt

Phänologie


Phänogramm

Phänogramm

Lebensraum


Lebensraum im Herkunftsgebiet: Meist an Küsten, auf feuchtem bis nassem Boden Lebensraum in Sachsen: in Staudenfluren an sonnigen, gut wasser- und nährstoffversorgten und nicht lange überfluteten Rändern von Flüssen, Bächen, Gräben und Hecken, in frischen Ruderalfluren oder Weidengebüschen (Gutte et al. 2013, Otto 2012); auch an Schuttplätzen und ehemaligen Mülldeponien (Uhlmann 2005)

Ökologische Charakterisierung

  • Offene Landschaft
  • Ufer

Höhenstufen

  • collin
  • montan
  • planar

Management


Beurteilung

Naturschutzfachliche Beurteilung:
• negative Auswirkungen auf die Artenzahlen und Artenvielfalt heimischer Arten ist nachgewiesen (Tschechien, Hejda et al. 2009); im Grünland wurde eine Verdrängung gefährdeter Arten, wie Inula britannica und einigen Orchideen verzeichnet (Frankreich, Muller 2004)
• das starke klonale Wachstum kann eine Veränderung von Vegetationsstrukturen herbeiführen (Muller 2004, Toussaint & Bedouet 2005, Jedlicka & Prach 2006)
• Beschleunigung der Sukzession in Wiesenbrachen (Muller 2004)
• zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist keine Gefährdung heimischer Arten durch Hybridisierung bekannt
• bei Klimawandel ist mit einem Rückgang zu rechnen, da bei dieser atlantischen Art mit zunehmender Sommertrockenheit und höheren Temperaturen ein Arealverlust zu erwarten ist (Pompe et al. 2011)

Betroffene Schutzgüter:
• Feuchte Hochstaudenfluren
• Feuchtwiesen
• Auwälder

Wirtschaftliche Beurteilung: In der Regel sind keine direkten wirtschaftlichen Ziele betroffen.

Negative gesundheitliche Auswirkungen: Keine gesundheitlichen Auswirkungen bekannt oder zu erwarten.

Wissensdefizite in Sachsen: Aufgrund der unsicheren Artmerkmale und fließenden Übergängen zwischen den Arten, ist die Verbreitung ungenau und lückenhaft bekannt.

Fazit für Sachsen: Der genaue Ausbreitungsverlauf und somit auch das Invasionsrisiko der Art sind bislang nur unzureichend bekannt.

Management

Präventive Maßnahmen:
• Verhinderung absichtlicher Ausbringung
• Handelsverzicht und Öffentlichkeitsarbeit

Bekämpfungsstrategien: Eine mechanische Bekämpfung durch zweimalige Mahd wird empfohlen (Muller 2004, Naturschutzbund NÖ 2012).

nicht zu empfehlende Maßnahmen: eine Beseitigung der Neubelgien-Herbstaster mit Glyphosat-Präperaten ist nicht zu empfehlen, da Organismen wie Amphibien als auch der Mensch nachweislich geschädigt werden (Brühl et al. 2013, Richard et al. 2005). 

Handlungsbedarf: Die Art wird in Sachsen nach jetzigem Kenntnisstand als unproblematisch bzw. nicht invasiv eingeschätzt, so dass aktuell kein Handlungsbedarf besteht. Für das Management von Neobiota in Sachsen beachten Sie auch die offiziellen Seiten des Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL): http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34835.htm ; insbesondere auch die Arbeitshilfen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34838.htm

Zentrales Medium für die Sammlung von Artdaten in der Naturschutzverwaltung des Freistaates Sachsen ist die Zentrale Artdatenbank beim LfULG: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/8048.htm;
Aktuelle Übersichtskarten der Verbreitung von Arten in Sachsen können unter folgendem Link abgerufen werden: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/infosysteme/cadenzaweb2014/commands.xhtml?Login.Anonymous</p
Meldungen an die Regionalverantwortlichen der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker (AGsB) werden jährlich in die Zentrale Artdatenbank übernommen.

Handlungsbedarf Neobiotamanagement

Handlungsbedarf Neobiotamanagement

Art als nichtproblematisch oder invasiv eingeschätzt

Sonstiges


Literatur

Sachsen:
Gutte, P. (2001): Sachsens Neophyten – eine Übersicht. In: Brandes, D. (Hrsg.) Adventivpflanzen. Beiträge zu Biologie, Vorkommen und Ausbreitungsdynamik von Archäophyten und Neophyten in Mitteleuropa. Tagungsbericht des Braunschweiger Kolloquiums vom 3.-5. November 2000. Braunschweig, S. 151-160.
Gutte, P. (2006): Flora der Stadt Leipzig einschließlich Markkleeberg. Weissdorn-Verlag, Jena, 278 S.
Gutte, P., Hardtke, H.-J., & Schmidt, P. (2013): Die Flora Sachsens und angrenzender Gebiete. Ein pflanzenkundlicher Exkursionsführer. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim, 983 S.
Hardtke, H.-J., Ihl, A. (2000): Atlas der Farn- und Samenpflanzen Sachsens. In: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (Hrsg.): Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Dresden. 806 S.
Otto, H.-W. (2012): Die Farn- und Samenpflanzen der Oberlausitz. Verzeichnis der in der sächsischen und brandenburgischen Oberlausitz wildwachsenden Gefäßpflanzen sowie der forst- und landwirtschaftlichen Nutzpflanzen und der verwilderten Zierpflanzen. Berichte der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz, Supplement zu Band 20, Görlitz.
Uhlmann, H. (2005): Flora Nossen/Rosswein im Klosterbezirk Altzella. Gersdorf, 248 S.

Weiterführende Literatur:
Brühl, C.A., Schmidt, T., Pieper, S. & Alscher, A. (2013): Terrestrial pesticide exposure of amphibians: An underestimated cause of globale decline? Scientific Reports 3, S. 1-4.
Flora of North America: http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=1&taxon_id=250067663
Hejda, M., Pysek, P. & Jarosik, V. (2009): Impact of invasive plants on the species richness, diversity and composition of invaded communities. Journal of Ecology 97, S. 393–403.
Jedlicka, J. & Prach, K. (2006): A comparison of two North-American asters invading in central Europe. Flora 201, S. 652-657.
Kowarik, I. (2010): Biologische Invasionen: Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. 2. Aufl., Ulmer, Stuttgart, 492 S.
Meinert, S., Ottich, I. & Zizka, G. (2009): Anthropochore Aster-Arten (Asteraceae) in Frankfurt am Main. Botanik und Naturschutz in Hessen 22, S. 91-106.
Muller, S. (2004): Plantes invasives en France. État des connaissances et propositions d'actions. Museum d'Histoire Naturelle, 168 S.
Nehring, S., Kowarik, I., Rabitsch, W. & Essl, F. (2013): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352. http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/service/skript352.pdf
Pompe, S., Berger, S., Bergmann, J., Badeck, F., Lübbert, J., Klotz, S., Rehse, A.-K., Söhlke, G., Sattler, S., Walther, G.-R. & Kühn, I. (2011): Modellierung der Auswirkungen des Klimawandels auf die Flora und Vegetation in Deutschland. BfN-Skripten 304, 98 S., Anhang.
Schmiedel, D., Wilhelm, E.-G., Nehring, S., Scheibner, C., Roth, M. & S. Winter (2015): Management-Handbuch zum Umgang mit gebietsfremden Arten in Deutschland. Band 1: Pilze, Niedere Pflanzen und Gefäßpflanzen. Naturschutz und Biologische Vielfalt 141/1. Bonn- Bad Godesberg, Landwirtschaftsverlag.
Zentralverband Gartenbau (2008): Umgang mit invasiven Arten. Empfehlungen für Gärtner, Planer und Verwender. Zentralverband Gartenbau: 37 S., http://www.g-net.de/download/Empfehlung-Invasive-Arten.pdf

Links:
http://www.neobiota.de/12601.html , abgerufen am 22.06.2015
http://www.korina.info/?q=node/150 , abgerufen am 22.06.2015
http://www.blumeninschwaben.de/Zweikeimblaettrige/Korbbluetler/belgii_agg.htm , abgerufen am 22.06.2015

Bearbeitungsstand und Bearbeiter des Artensteckbriefes

Offizieller Artensteckbrief des LfULG; Stand: 05.07.2015; Bearbeiter: Dr. Uta Kleinknecht, Uta Glinka (IVL);
Hinweise und Änderungsvorschläge bitte an: dietmar.schulz@smul.sachsen.de
Legende zum Artensteckbrief unter: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/22872.htm
Informationen zur Artengruppe für Sachsen: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/23411.htm
Informationen zu Neobiota: http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/34835.htm